Im Bann der Sinne
innerhalb von zwanzig Minuten brachte, hatte sie das Gefühl, ihre Beine würden gleich nachgeben.
„Fertig", sagte er, als sie in seine Arme sank, während immer noch Wasser aus der Dusche strömte. „Sechs Minuten."
Vicki nahm ihre ganze Kraft zusammen und drehte den Hahn zu. Dann trocknete sie sich mit einem Handtuch ab und griff nach dem Bademantel, der an einem Haken an der Tür hing. „Ich wärme dir etwas zum Essen auf."
Caleb versuchte sie aufzuhalten, doch sie floh lachend aus der Tür. Das letzte, was sie sah, als sie weglief, war sein herrlicher Körper, auf dem Wassertropfen glitzerten.
Drei Minuten später kam er angezogen in einem dunklen Anzug, weißem Hemd und blauer Krawatte in die Küche. Die Kleidung war beinahe identisch mit den Sachen, die er zuvor getragen hatte. Er grinste übermütig. „Wenn ich ins Büro zurückkomme und anders aussehe als vorher, könnten die Leute sich wundern, was ich getrieben habe."
Vicki merkte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. „Iss jetzt. Es gibt nichts Besonderes, aber es macht wenigstens satt."
Er kam um die Anrichte herum und begann im Stehen zu essen. Vicki fand eine Reisetasse, füllte sie mit Kaffee und schraubte den Deckel zu. „Für die Fahrt." Sie reichte sie ihm, als er in Rekordzeit gegessen hatte.
Fünf Sekunden, bevor die zwanzig Minuten um waren, standen sie an der Tür. Vicki konnte nicht widerstehen, schlang die Arme um seinen Nacken und küsste Caleb voller Hingabe zum Abschied. Als sie sich von ihm löste, glänzten seine Augen.
„Merk dir dein Vorhaben", sagte er und ging zur Tür hinaus.
„Ich werde auf dich warten." Sie sah ihm nach, als er die Auffahrt entlangfuhr. Ein glückliches Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade getan hatte. Sie hatte nicht nur gerade den wildesten Sex mit ihrem Ehemann gehabt, sie hatte auch mit ihm geduscht. Zwei Fantasien waren innerhalb von zwanzig Minuten zur Wirklichkeit geworden. Nicht schlecht.
Vicki wartete darauf, dass Caleb sie für den Besuch bei Ada abholen würde, als er anrief. „Tut mir leid, Schatz, aber ich komme nicht rechtzeitig aus dem Büro."
Enttäuschung breitete sich in Vicki aus. „Dann werde ich allein fahren."
„Nein, wirst du nicht. Ich halte meine Versprechen." Seine Stimme klang zärtlich.
„Ich habe abgesagt. Wir werden jetzt nicht vor Sonntag von Ada erwartet.
Zusammen."
Vickis Miene erhellte sich. „Wie hast du das geschafft?"
„Indem ich sie angelogen habe", erklärte er ohne Reue. „Ich versuche um neun Uhr zu Hause zu sein."
„Bis dann." Vicki legte auf. Es ging ihr sehr gut. Caleb lernte nicht nur, ein bisschen weniger zu arbeiten, er war auch dabei, sie, seine Frau, besser kennenzulernen.
Natürlich würde er heute wieder erst spät kommen. Doch am Montag hatte er sich freigenommen, um mit ihr zusammen zu sein.
Vicki verstand, wie viel die Arbeit manchmal von Caleb forderte. Das war einer der Hauptgründe, weshalb sie etwas Eigenes wollte. Abgesehen davon, dass es sie stolz machte, etwas zu leisten, würde sie
eine Aufgabe haben, die ihr half, damit zurechtzukommen, wenn Ca-leb mal wieder völlig in der Arbeit aufging.
Tief im Innern sorgte sie sich zwar, ihr Ehemann könnte vielleicht nicht ausschließlich mit seiner Arbeit beschäftigt sein, sondern mit jemand anderem.
Doch diesen Gedanken verdrängte sie mit so viel Geschick, dass sie fast glaubte, sie hätte ihre Ängste überwunden.
In der Nacht auf Samstag wurde Vicki klar, dass sie einen großen Fehler gemacht hatte. Es war drei Uhr morgens, und sie hörte gerade Calebs Wagen vorfahren. Seit sie sich im Flur geliebt hatten, hatte er jeden einzelnen Tag bis spät in die Nacht gearbeitet. Offenbar hatte er ihre Geduld, weil er an diesem Abend spät gekommen war, mit einem Freifahrtschein verwechselt, wieder zu seinem üblichen Verhalten als Workaholic zurückkehren zu dürfen.
Vicki hatte mehrere Aktennotizen für „Heart" verfasst, während sie auf Caleb gewartet hatte. Jetzt ging sie in die Küche, schenkte Kaffee in zwei Tassen und trug sie ins Wohnzimmer.
„Vicki?", rief er, als er durch die Hintertür ins Haus trat. Offenbar hatte er das Licht gesehen.
„Ich bin hier." Sie schob mehrere Zeitschriften auf dem Sofatisch zur Seite und überlegte rasch, wie sie das Thema ansprechen konnte, ohne einen großen Krach auszulösen. Sie wollte nicht als Nörglerin erscheinen, aber es war wichtig, dass sie miteinander redeten, für sie beide und für
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