Im Bann der Sinne
lächelte. „Ohne Reue."
Eine schwere Last schien von ihm abzufallen. Ein kleiner Teil von ihm hatte befürchtet, sie würde die Schließung der Kanzlei begrüßen, die sie immer als Rivalin betrachtet hatte. „Keine Reue?"
„Nie."
Caleb war froh über seine Frau. Einer seiner Partner bekam bereits Druck von seiner Frau, die von ihm die Zusicherung verlangte, dass sie auch weiterhin den gewohnten Lebensstil aufrechterhalten konnte.
Vicki streichelte sein Kinn. „Ich habe vollkommenes Vertrauen in dich. Du wirst Erfolg haben, da bin ich ganz sicher. Kann ich irgendetwas tun, um dir zu helfen?"
„Danke, Liebling, dass du fragst, aber das muss ich mit meinem Team schon allein bewältigen."
Vicki tippte mit dem Finger gegen ihre Lippen. „Ich glaube, ich habe da so eine Idee, wie du eure anderen Mandanten dazu bringen kannst, bei euch zu bleiben."
„Sollte ich mir Sorgen machen? Das letzte Mal, als du eine Idee hattest, musste ich zwei Monate lang im Hotel wohnen."
„Na ja, daran hattest du schon einen Anteil", erwiderte Vicki, ohne nachzudenken.
Sie wusste, im Augenblick war ein denkbar ungünstiger Moment, darauf zu sprechen zu kommen, doch sie hatte es nicht mehr in der Hand. Mit seiner schnippischen Bemerkung schien er einen Schalter in ihr umgelegt zu haben.
„Als Ehemann war ich wohl kein Hauptgewinn, was? Aber jetzt machen wir unsere Sache doch gut."
„Machen wir das wirklich?", entgegnete sie und dachte im selben Moment: Warum musste ich das jetzt bloß sagen? Hatte sie sich nicht vorgenommen, diesen Punkt nicht anzusprechen? Doch offenbar hatte sie sich etwas vorgemacht. „Wir haben uns versprochen, keine Geheimnisse mehr voreinander zu haben, und doch ..."
„Du glaubst, es gibt noch etwas, das wir klären müssen?" Er klang betroffen.
„Wir haben nie über Miranda gesprochen." Erst jetzt, nachdem sie das Thema angeschnitten hatte, merkte sie, wie groß der Druck war, der sich in ihr aufgestaut hatte.
„Miranda? Was um alles in der Welt hat sie denn mit uns zu tun?"
Anscheinend verstand er nicht, wovon sie sprach. Ein ungutes Gefühl beschlich Vicki.
Entweder log Caleb, oder sie hatte einen schrecklichen Fehler gemacht. Doch Caleb war nicht gerissen. Seine Verblüffung war unmöglich gespielt.
Plötzlich schien er zu begreifen. „Verdammt, Vicki!" Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Ich kann nicht glauben, was ich da in deinem Blick lese. Nun sprich es schon aus."
Jetzt war es zu spät für einen Rückzieher. „Ich weiß, dass unsere Ehe lange Zeit sehr schwierig war", begann sie, „aber der Grund, weshalb ich mich scheiden lassen wollte, war, weil ich dachte, du hättest eine Affäre mit Miranda." Das war der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Untreue war die einzige Sache, die sie
nicht hinnehmen konnte, möglicherweise deshalb, weil sie sich wegen des Verhaltens ihrer Mutter ständig schuldig fühlte.
Ärger stieg in Caleb auf. „Wie bist du darauf gekommen?"
„Du bist immer bis spät in die Nacht im Büro geblieben. Wenn ich anrief, war jedes Mal sie am Telefon und sagte mir, du könntest jetzt nicht an den Apparat kommen."
„Das reichte, um mich zu verurteilen?" Sein Ton war barsch, und Caleb berührte Vicki nicht.
Sie fragte sich, ob sie Caleb nach allem, was sie unternommen hatten, um ihre Ehe zu retten, nun wegen ihrer eigenen Dummheit verlieren würde. Die Vorstellung, ihn nie wieder lachen zu hören, traf sie wie ein Messerstich.
Sie nahm sich zusammen und sah ihm direkt in die Augen. Sie musste offen mit ihm sprechen. Die Zeiten waren vorbei, wo sie ihren Schmerz versteckt und sich selbst etwas vorgemacht hatte. Wenn sie ihre Ehe retten wollte, musste sie sich Klarheit verschaffen und ihn fragen, ob er sie betrogen hatte.
„Nein. Ich meine, die Telefonate mit Miranda haben mich misstrauisch gemacht -
schließlich wissen wir beide, dass ich nicht gerade die selbstsicherste Frau der Welt bin."
„Vicki ...", begann Caleb.
„Lass mich erst ausreden", bat sie. „Ich kann das nicht zweimal machen."
„Dann rede." Caleb legte den Arm auf die Sofalehne, und dabei berührten seine Finger Vickis Nacken. Vicki war unendlich erleichtert. Diese Berührung war für sie wie ein Anker, an dem sie sich festhalten konnte.
„Du bist vor vier Monaten geschäftlich nach Wellington gereist, und sie hat dich begleitet. Erinnerst du dich?"
„Ja." Natürlich erinnerte Caleb sich. In fast fünf Jahren Ehe hatte er seine Frau zum
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