Im Bann der Sinne
Scheich von Zulheil könnte dich belügen?"
Ihre Lippen zitterten, doch sie verzogen sich zu einem vorsichtigen Lächeln.
„Vielleicht. Wenn er glaubt, damit seinen Willen zu bekommen." Ihre Stimme klang schon nicht mehr ganz so erstickt.
Tariq musste lächeln. „Ich glaube, da hast du recht, aber in dieser Sache darfst du niemals an meinem Wort zweifeln. Du bist jetzt praktisch eine Königin. Niemand hat das Recht, dich wie eine Ausgestoßene zu behandeln." Er würde jeden töten, der es versuchen sollte. „Niemand. Verstehst du?"
Sie nickte und jetzt war ihr Lächeln strahlend. Tariq küsste sie, außer sich vor Freude, dass endlich die Barriere beseitigt war, die ihn davon abgehalten hatte, Jasmine rückhaltlos zu lieben.
12. KAPITEL
"Freust du dich nicht über diese Reise, meine Jasmine?" Jasmine, die aus dem Flugzeugfenster gesehen hatte, sah ihn an. „Natürlich tue ich das. Die australischen Modewochen werden bestimmt sehr interessant."
Tariq runzelte die Stirn. „Aber du wirkst so nachdenklich."
Sie biss sich auf die Unterlippe. „Ja, das stimmt wohl. Es ist das erste Mal, dass du mir erlaubst, Zulheil zu verlassen."
„Und du wirst nach Zulheil zurückkehren", erklärte er. Seine Stimme klang hart.
„Ja." Sie würde immer nur dort sein wollen, wo Tariq war. „Wirst du mit dieser Energiekonferenz eigentlich sehr beschäftigt sein?"
Er schien sich ein wenig zu entspannen. Und doch, dass er nur eine Sekunde geglaubt hatte, sie könnte fliehen wollen, sagte ihr, dass da immer noch ein Rest von Misstrauen war.
„Es tut mir leid, dass du nicht teilnehmen kannst." Er lächelte bitter. „In Zulheil nehmen die Frauen gleichberechtigt am politischen Geschehen teil, aber die meisten arabischen Staaten, die an dieser Konferenz beteiligt sind, haben eine andere Weltanschauung. Diejenigen, die gleiche Anschauungen haben wie wir in Zulheil, unterstützen mich in dem Versuch, die anderen von unserem Standpunkt zu überzeugen, aber es ist ein sehr langsamer Prozess."
„Und sie ausgerechnet jetzt mit meiner Anwesenheit zu provozieren, würde deine bisherigen Bemühungen zunichte machen?"
Tariq lächelte verschmitzt. „Richtig. Obwohl auch westliche Staaten, beziehungsweise deren zum Teil weibliche Delegierte teilnehmen, müssen wir doch in erster Linie Rücksicht auf unsere unmittelbaren Nachbarn nehmen. Ich kann es mir nicht leisten, einen zu radikalen Standpunkt zu vertreten und damit die mächtigen Staaten um uns herum vor den Kopf zu stoßen."
Jasmine nickte verständnisvoll. „Wer weiß, wenn ich fünfzig bin, werde ich vielleicht sogar einmal so eine Konferenz leiten", scherzte sie.
Tariq antwortete nicht. „Was ist?", fragte sie, als er sie nur wortlos ansah.
„Dann werden wir fünfundzwanzig Jahre verheiratet sein."
„Du liebe Güte. Daran habe ich nicht gedacht."
„Solltest du vielleicht."
Sie dachte noch über seinen rätselhaften Ausspruch nach, als sie um zwei Uhr morgens in Sydney landeten. Beim Zoll verwechselte Jasmine ihre Pässe.
„Entschuldigung. Der hier ist für Sie." Sie reichte dem Beamten ihren neuen Pass, der in Zulheil auf sie ausgestellt worden war und schob den anderen wieder in ihre Handtasche.
Bis sie in der Limousine saßen, die sie zum Hotel brachte, sagte Tariq nichts. Dann fragte er: „Warum hast du beide Pässe mitgenom-men?
Jasmine betrachtete hingerissen die nächtliche Skyline von Sydney. „Der alte war noch in meiner Tasche. Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht", erwiderte sie geistesabwesend.
Tariq erwachte kurz vor Sonnenaufgang. Jasmine schlief noch, ihr Kopf lag auf seiner Brust. Zärtlich verflocht er die Finger mit ihrem wundervollen Haar. Er musste sie einfach immer wieder berühren, musste sich ihrer immer wieder versichern. Er hatte sich entschieden, Jasmine zu vertrauen. Sie war schließlich kein Teenager mehr. Was er nicht bedachte hatte, war seine Eifersucht und wie zerbrechlich noch immer die Bande des Vertrauens waren. Er hätte es gebraucht, seine Frau noch eine Weile ganz für sich allein zu haben.
Dass er sie im Flugzeug so angefahren hatte, hatte ihm im gleichen Moment leidgetan. Aber Jasmine war großzügig, sie hatte ihm verziehen. Er würde, so schwor er sich, seine übertriebene Eifersucht von nun an im Zaum halten. Was konnte sie schließlich dafür, dass sie hier in diesem Land waren, das sie sicherlich an ihre Heimat erinnerte? Und was konnte sie dafür, dass er Angst hatte? Angst, dass sie noch einmal eine
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