Im Bann der Sinne
ich kommen würde."
Er hob die Schultern. „Ich bin der Scheich von Zulheil. Ja, ich habe es gewusst. Und warum bist du gekommen?"
Es war die eine Frage, die er ihr noch nie gestellt hatte, und die sie ihm nicht beantworten konnte, ohne die ganze Wahrheit preiszugeben. Aber vielleicht, überlegte sie, könnte ich Tariqs Liebe zurückgewinnen, wenn ich nur mutig genug wäre ...
„Ich bin gekommen, weil ich von deinem Verlust gehört hatte und weil ich dachte, du würdest mich vielleicht brauchen. Aber mehr noch als das, weil ich dich brauchte.
Das hatte ich mir schon seit längerer Zeit eingestanden."
„Warum, Mina?" Sein Blick war undurchdringlich.
Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. „Weil ich nicht mehr ohne dich leben konnte. Ich konnte es einfach nicht. Tag für Tag wachte ich auf und dachte an dich. Und Abend für Abend schlief ich ein mit deinem Namen auf den Lippen. Ich hebe dich so sehr, Tariq. Du hast ja keine Ahnung."
Statt einer Antwort küsste er sie nur überaus zärtlich.
Dann drehte er sich auf den Rücken und zog Jasmine an seine Seite. „Ich vermisse sie."
Jasmine wartete ab.
„Ich wusste immer, welche Verantwortung ich einmal tragen würde, aber ich hatte eine ziemlich unbeschwerte Kindheit. Meine Eltern ließen mich langsam in meine Position hineinwachsen." Er drückte Jasmine noch fester an sich. „Ich bin viel gereist und habe viel gelernt. Dafür bin ich meinen Eltern dankbar."
„Sie scheinen wunderbare Menschen gewesen zu sein."
„Das waren sie." Er zögerte, als ob er nicht recht wüsste, ob er weiterreden sollte.
„Meine Mutter war todkrank und hat mir nichts davon gesagt."
Jasmine erschrak. „Todkrank?"
„Krebs." Tariqs Stimme klang hart. „Sie waren auf der Rückfahrt von einer ärztlichen Behandlung, als der Unfall passierte."
Jasmine unterdrückte ihre Tränen. „Gibst du ihr etwa die Schuld dafür?"
Er schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich werfe ihr vor, dass sie mir nicht vertraut hat.
Dass sie mir die Chance genommen hat, ihr zu helfen, oder es wenigstens zu versuchen. Und mich von ihr zu verabschieden."
„Sie wollte ihrem Sohn unnötiges Leid ersparen", sagte Jasmine, aber sie verstand durchaus, dass der Kämpfer in Tariq das Gefühl von Hilflosigkeit, zu dem er durch das Schweigen seiner Mutter verdammt war, hassen musste. „Es war keine Frage von Vertrauen, sondern von Mutterliebe."
„Ich habe das mehr oder weniger akzeptiert, aber irgendwie bin ich trotz allem noch wütend auf sie, weil sie die Entscheidung einfach so für mich getroffen hat.
Vielleicht hätte ich etwas für sie tun können. Das werde ich jetzt niemals erfahren", sagte Tariq mit gequälter Stimme. „Als meine Eltern starben, war ich bereit, die Verantwortung als Thronfolger zu übernehmen, aber nicht, ohne meine Eltern zu leben. Ich fühlte mich verloren. Du musst wissen, ich war ihr einziges Kind.
Außerdem waren meine Eltern die Einzigen, die verstanden, welche Anforderungen mit meiner Rolle in diesem Land verbunden sind. Ich muss mein Volk leiten und schützen. Es ist eine Ehre, aber auch eine schwere Verantwortung. Aber damals fühlte ich mich wie in einem Eisblock eingeschlossen, völlig unfähig irgendetwas zu empfinden, bis ..."
„Bis?" Jasmine hielt den Atem an.
„Nichts." Schnell wie der Blitz hatte er sich auf sie geschoben.
Sie protestierte nicht. Er hatte schon weit mehr von sich preisgegeben, als sie erwartet hatte.
Nachdem sie sich geliebt hatten, hielt Tariq Jasmine noch lange in den Armen, tief gerührt davon wie offen und ungehemmt sie ihrem Verlangen Ausdruck gegeben hatte. Dennoch fiel es ihm schwer, ihr wirklich völlig zu vertrauen. Immer noch hatte sie Geheimnisse, das war offensichtlich, denn er ertappte sie immer wieder dabei, wie ihr Blick sich plötzlich verdüsterte. Er hatte sich zwar geschworen, dass es zwischen ihnen nie etwas anderes als Ehrlichkeit geben sollte, aber er würde sie niemals bitten, ihm ihr Geheimnis zu verraten. Er würde ihretwegen nicht seinen Stolz aufgeben. Nicht noch einmal. Niemals wieder.
Er hatte gedacht, Jasmine sei eingeschlafen, doch plötzlich fing sie an zu sprechen.
„Ich muss dir etwas sagen."
Es fiel ihm schwer, sich die plötzliche Anspannung nicht anmerken zu lassen. „Ja?"
Sie senkte den Blick. „Als wir uns kennenlernten ... damals hatte ich Angst es dir zu sagen, ich habe gefürchtet, dich zu verlieren."
„Was?", fragte Tariq mit einer Mischung aus Hoffnung und
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