Im Bann der Träume
sie rief. Ich glaube nicht, daß sie an irgendeinem Traumplatz gefangen sind. Vielleicht mußten sie sich für kurze Zeit unabhängig machen. Oder sie mußten erst mit dieser schrecklichen Erfahrung fertig werden.« Vor Charis’ Erinnerung öffneten sich die Türen in einem langen Korridor, aus denen Lantees Gedanken sie angegriffen hatten, und sie erschauerte. »Es könnte sein, daß sie vor dem davonliefen, was sie vergessen wollten.«
»Werden sie dann je wieder zurückkehren?«
»Ich glaube, das werden sie müssen«, antwortete Charis. »Wir haben ein Band geknüpft, das uns verbindet. Vielleicht können wir es nie durchschneiden. Wenn ich sie finden könnte, dann wären sie Verbündete, von denen die Eindringlinge überhaupt nichts ahnen.«
»Wenn aber der Neutralisator den Kontakt zwischen euch stillgelegt hätte?« gab Thorvald zu bedenken.
»Wenn ich sie erreiche, bevor ich hineingehe, dann wissen sie, was sie tun können, um mir zu helfen.«
»Du scheinst deiner Sache recht sicher zu sein. Du willst also ganz allein in eine Falle laufen und sie aufsprengen, als wäre das gar nichts.«
»Vielleicht gelingt es mir nicht. Aber ich glaube, es gibt keine andere Möglichkeit.«
»Und wieder hast du das Muster richtig gelesen, Gefährtin der Träume!«
Verblüfft sahen sich beide um. Gidaya stand da und neben ihr Gysmay.
Thorvald öffnete den Mund, schloß ihn aber sofort wieder. Er wußte, es war vernünftiger zu schweigen.
»Ihr seid überzeugt, daß es so sein muß?« fragte Charis die beiden Wyvern.
Gysmay machte eine Bewegung mit den Schultern, die einem menschlichen Achselzucken entsprach. »Ich, die Halterin der Hohen Scheibe, bin einer Meinung mit den Gefährtinnen meiner Träume. Du glaubst, daß es getan werden muß. Du bist bereit, es in deine eigenen Hände zu nehmen. Sei es so! Wir können dir keine Hilfe leisten, weil das Böse, das auf unsere Welt gebracht wurde, eine Mauer errichtet hat, die wir nicht zu durchdringen vermögen.«
»Nein, ihr könnt mir nicht helfen, bin ich erst einmal an jenem Ort. Aber etwas könnt ihr für mich tun, bevor ich dort hineingehe.«
»Und das wäre?« fragte Gidaya.
»Daß Tsstu und Taggi gesucht und von dort, wohin sie gegangen sind, zurückgeholt werden.«
»Tsstu hat eine Art Kraft, aber ob sie deinen Zwecken dienen kann …« Die ältere Wyvern zögerte. »Aber es ist nicht gut, in den Bau eines Gabelschwanzwesens zu gehen, ohne eine Scheibe zwischen den Fingern zu haben. Ohne die Kraft ist keine Hilfe möglich. Ja, wir werden die kleine Tsstu suchen und auch den anderen, der diesen Männern dient. Zufällig können wir sogar mehr tun, sie wie Werkzeuge …«
Gysmay nickte eifrig. »Das ist ein guter Gedanke, Leserin der Stäbe! Man kann darauf bauen. Wir können etwas tun, was diese Angreifer beschäftigt, so daß sie nach zwei Seiten denken müssen und nicht ausschließlich mit dem beschäftigt sind, was du ihnen antun kannst. Durch ihre Räume können wir nicht gehen, aber wir werden sehen …« Sie gab keine weiteren Erklärungen.
Thorvald drehte sich zu Charis um. »Ich komme mit dir – im Hubschrauber.«
»Das kannst du nicht!« widersprach Charis. »Ich werde ihn außerdem gar nicht benützen. Ich muß herumwandern, als hätte ich mich verirrt.«
»Ich sagte ja nicht, daß wir auf dem Gelände des Postens landen werden. Aber ich muß in der Nähe sein, nahe genug, um hinein zu kommen, falls wir können.« Er warf den Wyvern einen Blick zu, als könne er sie auf seine Seite ziehen.
»Es ist gut«, antwortete Gidaya, obwohl Gysmay damit nicht ganz einverstanden zu sein schien. »Nehmt eure Maschine und fliegt … dorthin …«
Vor Charis’ Geist erschien sofort das klare Bild eines flachen Felsens, der als Landeplatz dienen konnte.
»Ungefähr eine Meile vom Posten entfernt!« warf Thorvald ein. Auch er mußte dieses Bild empfangen und erkannt haben. »Wir kommen vom Süden herein … nachts … ohne Landelichter. Ich kann dort ohne jede Schwierigkeit aufsetzen.«
»Tsstu und Taggi? Was ist mit ihnen?« fragte Charis.
»Sie werden dort zu euch kommen, um euch zu helfen, wenn ihr daran glaubt. Und jetzt könnt ihr gehen.«
Charis war wieder auf dem Landeplatz, wo die beiden Hubschrauber standen, nur war diesmal Thorvald bei ihr. Als sie zu der Maschine lief, mit der sie gekommen war, ergriff Thorvald ihren Arm.
»Mit meiner, nicht mit dieser dort.« Er zog sie mit sich zur anderen Maschine. »Falls man sie nach der Landung sieht,
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