Im Bann der Träume
anzufreunden. Den ersten Schritt müssen jedenfalls sie tun, gerade weil die Lage so heikel ist. Das mit dem Neutralisator begreife ich nicht. Aus unseren Berichten können sie nicht soviel erfahren haben, um ihn wirksam einsetzen zu können, denn wir wissen selbst ja kaum etwas. Dieses Gerät muß die Weiterentwicklung eines bereits bestehenden Gerätes sein, das sie zu Experimenten mitbrachten.«
»Dann kannten sie aber die Kraft und ihre Wirkung nicht«, wandte Charis ein.
»Dazu sehe ich auch keine Möglichkeit. Vielleicht haben sie einige der männlichen Wyvern umgekehrt, aber diese hatten ja nie die Kraft und konnten auch nicht träumen. Irgendwelche Firmenschnüffler haben vielleicht einmal etwas davon gehört, aber höchstens ganz vage. Wie sie wirkt, können sie aber nicht wissen.«
»Wenn ich also als Außenweltlerin, die einige Erfahrung mit der Kraft hat, etwas aussage, dann können sie es nicht nachprüfen?«
»Wenn sie nicht Vernehmungsdrogen benützen«, erinnerte er sie.
»Wenn man mit einem seelischen Problem beschäftigt ist, zerstört man doch nicht dessen Wurzeln«, entgegnete Charis. »Ginge ich also zu ihnen als Flüchtling, der den Wyvern entronnen und zur Mitarbeit bereit ist, dann würde mich kein intelligenter Mensch dem Zwang von Drogen unterwerfen. Er würde doch eher Wert darauf legen, daß ich völlig frei mitarbeite.«
Thorvald musterte sie. »Es gibt mehr Arten von Zwang als nur eine«, mahnte er nachdenklich. »Wenn sie auf den Verdacht kommen, daß du ein doppeltes Spiel treibst, dann werden sie nicht zögern, auch zu den schärfsten Mitteln zu greifen, um dich aufzubrechen. Ein Unternehmen, das sich auf einem Raubzug befindet, arbeitet gegen die Zeit, und solche Menschen werden leicht erbarmungslos.«
»Na, schön. Was meinst du also? Mir scheint, auf meine Art komme ich am ehesten hinein.«
»Ja, das stimmt.«
»Ich stelle das dar, was sie brauchen – eine Außenweltlerin, die mit der Kraft umzugehen weiß. Ich sehe eine ganz gute Möglichkeit, unter diesen Umständen zum Neutralisator zu gelangen. Und wenn ich dieses Ding abschalten kann, dann werden die Hexen mit dem Rest schon fertig werden. Im Augenblick mißtrauen uns die Wyvern noch, weil wir Außenweltler sind.«
»Wie willst du denn die Wyvern davon überzeugen, daß du gegen deine eigene Rasse arbeitest?«
»Sie können meine Gedanken lesen. Die Wahrheit läßt sich vor ihnen nicht verbergen! Wie willst du den Regierungsposten wieder nehmen, wenn du keine bewaffneten Kräfte hast? Jemand muß etwas tun, bevor die Eindringlinge handeln.«
»Du hast keine Ahnung, wie gemein solche Räuberbanden vorgehen können«, wandte Thorvald ein.
Charis stand auf. »Ich bin schon früher einmal von Menschen gejagt worden. Über die Grausamkeit der Menschen kannst du mir kaum etwas Neues erzählen. Solange aber nur die geringste Aussicht für die Bandenführer besteht, daß ich ihnen von Nutzen sein könnte, solange tun sie mir nichts. Ich glaube, ich bin jetzt die einzige Möglichkeit, die du hast.« Charis schloß einen Augenblick lang die Augen. Sie wußte genau, was es hieß, sich feindseligen Menschen zu stellen; früher war sie vor ihnen geflohen. Und jetzt mußte sie mit offenen Augen in die schlimmsten Dinge hineinlaufen, die sie sich nicht einmal in Alpträumen hätte ausmalen können. Aber sie mußte es tun, denn darin lag wirklich eine Chance. Das wußte sie aus dem Streit mit Gidaya. Vielleicht wurde man selbstsicherer, wenn man sich öfter der Kraft bediente. Allerdings – war sie erst einmal im Posten, so nützte ihr die Kraft gar nichts, denn der Neutralisator schaltete sie ja aus. Sie mußte sich also auf ihren Scharfsinn und auf ihr Glück verlassen. Oder gab es vielleicht doch noch eine Hilfe? Die Wölfe, Togi und ihre Jungen, strichen um den Posten herum, da sie niemand zu bändigen verstand, und sie ließen die Fremden nicht aus den Augen. Mit Togi hatte Charis zwar keinen Kontakt, aber mit Taggi, der sich, als sie nach Lantee suchte, auf unbegreiflich enge Art mit ihr verbunden hatte; und mit Tsstu konnte sie wahrscheinlich auch rechnen. Wo die Tiere nur jetzt sein mochten?
»Was überlegst du dir sonst noch?« fragte Thorvald, da ihr Mienenspiel darauf schließen ließ.
»Tsstu und Taggi«, begann sie und erklärte ihm dann ihre Gedankengänge.
»Aber das verstehe ich nicht ganz. Du sagtest, sie waren nicht bei dir in der Höhle der Schleier oder nachher.«
»Nein. Aber sie antworteten, als ich
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