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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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auf einmal völlig verunsichert. Trotz ihres wütenden Briefwechsels wünschte sie plötzlich, diesen Mann zu treffen, und zugleich wollte sie eine Begegnung noch hinauszögern. Doch dann hatte ihr Großvater Stewart zugewinkt, und ihr blieb keine Wahl.
    Sie schaute zu Fergus MacNeill, der fröhlich mit seinem Adoptivsohn, ihrem Sohn Iain, den oberen Strand entlangwanderte. Auch wenn sie Iain nur sah, wenn sie auf der Insel war, und er sie für seine Cousine hielt, so wollte sie doch eine echte Beziehung zu ihrem Sohn aufbauen. Bislang wusste er noch nicht, wer seine richtige Mutter war, aber irgendwann in naher Zukunft wollte Margaret ihn aufklären. Nach der Geburt hatten sie und ihre Familie beschlossen, dass es das Beste sei, wenn der Junge Anna, die Frau von Fergus, als seine Mutter betrachtete. Doch vor einem Jahr war Anna leider bei der Geburt einer Tochter gestorben, und Fergus war als pflichtbewusster, liebevoller Vater nach dem Tod seiner Frau mit den beiden kleinen lebhaften Kindern ins Haus seiner Großeltern Norrie und Thora gezogen. Gemeinsam mit der Urgroßmutter Elga kümmerten sie sich um das Wohl von Iain und der kleinen Anna.
    Wehmütig wandte Margaret den Blick von ihrem Sohn ab, bereit für die Konfrontation mit dem hartnäckigen Ingenieur. Sie fragte sich, was Mrs. Berry wohl davon halten würde, wenn sie wüsste, dass sie diesem Mann barfüßig und mit offenem Haar entgegentrat. Ihre Reisebegleiterin genoss derzeit die ruhige, luxuriöse Atmosphäre im Great House - so nannte man das größte Haus der Insel -, das einsam an einem eigenen Strand auf der anderen Seite des Eilands lag. Margaret hingegen, die nicht nur nach Caransay kam, um Ferien zu machen, sondern vor allem weil hier ihre Heimat war, zog es vor, in dem kleinen Fischerhaus ihrer Großeltern zu wohnen, wo sie ihnen und ihrem Sohn nahe sein konnte. Hier leistete sie sich all die Freiheiten, auf die sie auf dem Festland verzichten musste. Sie genoss es, Korsett, Krinoline, Strümpfe und Schuhe gegen einfache, lockere Kleider tauschen und barfuß gehen zu können, ohne Mrs. Berrys stetigen strengen Blick fürchten zu müssen.
    „Was wirst du dem Mann sagen?" fragte Norrie.
    „Er hat Grund, mich zu verabscheuen", antwortete sie ihrem Großvater auf Gälisch, der Sprache, mit der sie hier aufgewachsen war. „So wie ich jetzt aussehe, kann ich mich ihm doch nicht als Lady Strathlin vorstellen. Ich sollte ihn zum Tee ins Great House einladen und mich wie eine richtige Baroness benehmen."
    „Sicher erwartet er, dass die Baroness wenigstens Schuhe trägt." Norrie lachte leise, während sie gemächlich über den Strand schlenderten. Ihr Großvater hatte es nie eilig, und im Moment war Margaret ihm sogar dankbar dafür. „Ich denke, der Mann soll selbst darauf kommen", sagte Norrie. „Die Überraschung wird ihm gut tun. "
    Trotz ihrer Nervosität musste Margaret lachen. „Meine Anwälte denken darüber nach, wie sie ihn loswerden können. Ich wünschte, sie wären erfolgreicher gewesen."
    „Schau mal." Norrie gestikulierte mit seiner Pfeife. „Diese Häuser dort haben die Leute errichtet. Sie haben keine Ahnung, wie ein Haus hier draußen gebaut sein muss. Aber wir haben ihnen gesagt, die Dächer seien in Ordnung." Er lachte leise. „Soll der Sturm sie nur alle hinaus aufs Meer wehen - mitsamt den Ingenieuren."
    Jenseits der Bucht sah Margaret die reetgedeckten Dächer, die mit Seilen vertäut waren - nichts im Vergleich zu den soliden, mit schweren Steinen gesicherten Dächern der Einheimischen. Sie schüttelte den Kopf. „Meine Zustimmung hat das Projekt nicht."
    Norrie kaute nachdenklich an seinem Pfeifenstiel. „Wir wissen alles über den Streit zwischen dir und dem Leuchtturmingenieur. Und wir sind alle deiner Meinung: Sie sollten verschwinden. Unsere Leute fragen sich, was du tun wirst."
    Margaret nickte. Sie musste etwas tun, um der Leute willen, für Caransay und Sgeir Caran und seinen Mythos.
    „Er ist kein schlechter Kerl, dieser Stewart", meinte Norrie. „Ich habe nichts gegen den Mann und seine Mannschaft. Es ist das Bauwerk, das ich nicht mag. Es schadet dem großen Felsen und der Insel."
    „Ich sorge mich um die Seevögel, die jedes Jahr auf dem Riff brüten", sagte Margaret. „Und außerdem fürchte ich um unsere hart erkämpfte Abgeschiedenheit .....Sie blieb plötzlich stehen. Dougal Stewart hatte sich zu ihnen umgedreht. Zum ersten Mal sah sie sein Gesicht. Noch nie in ihrem Leben war sie einer Ohnmacht nahe

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