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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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gewesen, selbst dann nicht, wenn sie ein eng geschnürtes Korsett tragen musste. Doch nun rang sie nach Luft und hatte das Gefühl, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Erschrocken griff sie nach Norries Arm.
    „Was ist los, Kind?"
    „Ich ... ich wäre fast gestolpert", versuchte sie ihr Erstaunen zu verbergen. Sie hatte einen stattlichen Mann erwartet, einen charmanten, kühnen, zornigen und halsstarrigen Mann. Sie wusste, dass er das Strathclyde-Vermögen geerbt hatte, dass er Leuchttürme baute, die allen Orkanen trotzten, und wagemutig das ausführte, was andere sich in ihren kühnsten Träumen kaum vorstellen konnten. Aber nie hätte sie erwartet, dass der Ingenieur, der ihre Insel zerstören wollte, derselbe Schuft war, der sie geschwängert und ihr das Herz gebrochen hatte. Ihr Kelpie war zurückgekehrt.
    .Mit durchdringendem Blick sah er ihr entgegen. Erkannte er sie? Oder irrte sie sich? Mit jedem Schritt wuchs ihre Gewissheit. Er richtete sich auf, als sie näher kamen. Es war. derselbe Mann. Er besaß dieselbe schlanke, kräftige Figur und die feinen, etwas herben Gesichtszüge. Braune, in der Sonne glänzende Locken umrahmten das schmale, ebenmäßige Gesicht mit den dunklen Brauen.
    Unbewusst legte Margaret die Hand auf das Medaillon, das sie um den Hals trug. Dann zog sie das Arisaid über den Kopf, um das goldene Haar und ihre Gesichtszüge zu verbergen, und ging mit zitternden Knien über den feuchten Sand bis zum Wasser hinunter, wo Dougal Stewart mit seinen Männern stand. Würde er sie erkennen? Wie sollte sie sich verhalten? Sie konnte ihm wohl kaum in Gegenwart all der anderen sagen, dass sie ihm auf dem Riff begegnet war. Sie konnte ihm auch nicht offenbaren, dass sie die Baroness war. Jetzt noch nicht.
    „Großvater", flüsterte Margaret. „Bitte verrate Mr. Stewart nicht, wer ich bin. Und sag auch den anderen, dass sie es für sich behalten sollen. Bitte, Großvater. Den Streit mit Mr. Stewart sollen meine Anwälte austragen, er gehört nicht nach Caransay."
    „Recht hast du. Das kann warten."
    Sie seufzte erleichtert, als sie auf die Männer zutraten.
    „Mr. MacNeill", sagte Dougal und reichte Norrie die Hand. „ Guten Abend, Sir.”
    Margaret grüßte Stewart mit einem freundlichen Kopfnicken. Er sah sie zwar neugierig an, aber es war das natürliche Interesse eines Mannes, nicht das eines ehemaligen Liebhabers. Er hatte sie nicht wiedererkannt. Außerdem hatte sie sich in den sieben Jahren, die seitdem vergangen waren, verändert. Sie war eine erwachsene Frau geworden, hatte ein Kind geboren.
    Doch er war so imponierend wie damals, auch wenn die Jahre feine Linien um Augen und Mund gezeichnet hatten. Aber die Augen unter den seidigen schwarzen Wimpern leuchteten immer noch in dem gedämpften Graugrün der stürmischen See. Er war etwas kräftiger geworden, war nicht mehr ganz so schlank und drahtig, wie sie ihn in Erinnerung hatte.
    Als er sie anlächelte, hob sie trotzig ihr Kinn. Noch einmal wollte sie seinem Charme nicht erliegen. Er hatte sie so tief verletzt, dass sie nun nicht wusste, wie sie reagieren sollte.
    „Auch Ihnen einen guten Abend, Mr. Stewart und Alan Clarke", erwiderte Norrie in geschraubtem Englisch. „Dies ist meine Enkelin, Margaret Fiona MacNeill. Margaret ... Mr. Stewart und Mr. Clarke." Margaret war dem Großvater dankbar, dass er sie mit dem einfachen Namen vorgestellt hatte. Zögernd und nur aus Höflichkeit reichte sie Stewart die Hand.
    „Miss MacNeill", sagte Dougal und berührte leicht ihre Finger.
    Ihm das zu erlauben, war ein schrecklicher Fehler. Der körperliche Kontakt mit ihm durchfuhr sie wie ein Schock. Während sie tief Luft holte und versuchte, Ruhe zu bewahren, bemerkte sie, wie er sie genau beobachtete. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Natürlich hatte er sie erkannt.
    Nachdem sie auch Clarke die Hand geschüttelt hatte, trat sie zur Seite und hörte schweigend zu, wie Dougal Stewart mit ihrem Großvater über die Postfahrten nach Mull sprach.
    „Sind Sie von Mull, Miss MacNeill?" erkundigte sich Alan Clarke. Sein ehrliches, offenes Lächeln gefiel ihr sofort. Ein netter Kerl, dachte sie, blond, und blauäugig, kräftig gebaut, aber nicht so groß wie Stewart.
    „Ja, ich bin von Mull gekommen." Es war nicht gelogen, denn Norrie hatte sie und Mrs. Berry dort vor zwei Tagen abgeholt. „Ich bin auf Caransay aufgewachsen, deshalb komme ich so oft wie möglich hierher."
    „Caransay ist ein herrliches Fleckchen Erde",

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