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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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er ist für dich bestimmt", beharrte Elga.
    „Pscht, Mutter. Es bringt Unglück, so viel über den Kelpie zu reden", mahnte Thora.
    „Wieso? Er ist zurückgekommen, um seine Braut zu holen", warf Elga ein. „Er gehört doch jetzt zur Familie."
    „Nun hört aber endlich auf", stöhnte Margaret. Seufzend stützte sie die Ellbogen auf den Tisch und legte ihr Kinn auf die gefalteten Hände. Durch das Fenster konnte sie den blauen Morgenhimmel sehen. Seit ihrer Kindheit liebte und respektierte sie ihre Urgroßmutter, hatte ihrem nimmer endenden Geschichtenschatz über Helden, Götter und Göttinnen gelauscht, ihren hellseherischen Kräften Glauben geschenkt. Elga war die älteste Bewohnerin der Insel, ihre Mystikerin, Dichterin und Königin. Von allen verehrt war man nachsichtig, als sie mit zunehmendem Alter immer exzentrischer wurde. Stur und uneinsichtig hielt sie an den alten Sitten und Gebräuchen fest, vertraute auf Legenden und. Aberglauben, glaubte fest an die Macht ihrer Bannsprüche und Zauber. Mit ihrer Gesinnung und ihrem Wissen lebte Elga in der Welt des Mittelalters, während alles um sie herum sich weiterbewegt hatte. Aber Elga war glücklich und zufrieden damit.
    Manchmal fühlte sich Margaret weit entfernt von der Welt ihrer Kindheit. Die Jahre auf dem Festland hatten sie verändert. Sie war zu einer praktisch denkenden Frau herangereift, die sowohl eine gesellschaftliche Stellung innehatte als auch finanzielle Macht besaß. Da sie in beiden Welten, der modernen wie der traditionellen, erzogen war, verstand sie auch beide. Caransay gehörte zu den Orten, wo Tradition ; Routine und Bescheidenheit herrschten.
    Margaret hatte viel dazu beigetragen, dass sich der Lebensstandard und die Sicherheit der Menschen auf Caransay verbesserten. Doch Elga und auch Thora lebten weiter auf die ihnen vertraute Art und Weise. Norries Frau war sanft und gutmütig, und so regierte Mutter Elga das Haus und bestimmte folglich auch, woran man glaubte. Margaret hatte allerdings diese traditionelle Lebensart nicht nur abgelegt, weil sie es besser wusste, sondern auch, weil sie damals, als sie sich den Wünschen der Urgroßmutter gefügt hatte, tief verletzt worden war.
    „Oh, glaub mir, er ist es", fing Elga wieder an. „Du hast dem  Each-Uisge ein Versprechen gegeben, Mädchen. Du hast sein Kind. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass du für dein Bündnis mit ihm zahlen musst."
    „Ich habe bereits gezahlt", erwiderte Margaret ruhig und wandte sich ab. Die Wahrheit belastete sie mehr, als ihre Urgroßmutter sich vorstellen konnte.
    „Es war nicht nur ihr Handel, sondern auch der unsere", griff Thora ein. „Sie hat es für uns getan, und alle auf der Insel haben davon profitiert. Unsere Häuser sind solide und trotzen dem Wind, unser Lebensunterhalt ist gesichert. Dank ihrer Großzügigkeit haben wir alles, was wir uns wünschen."
    „Dieses Glück, Gold und Reichtum, hat ihr der Kelpie gebracht", antwortete Elga. „Genau wie dieses bezaubernde Kind."
    „Das Testament meines Großvaters mütterlicherseits hat mir das Erbe beschert."
    „Du hättest es nie bekommen, wenn seine beiden anderen Erben nicht gestorben wären", wandte Elga ein. „Der alte Mann starb und hinterließ sein Vermögen seiner einzigen Enkelin, einem Mädchen von der Insel. Das hatte keiner erwartet. Und all das geschah nur ein paar Wochen nach deiner Heirat mit dem Kelpie. Er war es, der diesen Zauber vollbrachte."
    „Bei dir hört es sich an, als ob er alles arrangiert hätte", widersprach Margaret. „Es gibt keinen Zauberer Kelpie, und vor allem ist er nicht mein Ehemann! "
    „In jener Nacht hast du ihm keinen Widerstand geleistet, Mädchen. Das wissen wir alle."
    Margaret nippte an ihrem Tee. Sie war über und über rot geworden.
    „Der Kelpie wird das Herz einer Frau, die er einmal geliebt hat, immer besitzen", meinte Elga. „Wir alle wissen, was da draußen geschehen ist. Iain ist unser Beweis."
    „Mr. Stewart ist nicht mein Ehemann", widersprach Margaret leise.
    „Er ist der Kelpie, und eine Nacht mit ihm hat dich zu seiner Braut gemacht", meldete sich Thora wieder zu Wort. „In Schottland werden solche Ehen immer noch geschlossen. Es ist ein alter Brauch."
    „Geh zu ihm", drängte Elga. „Reichtümer warten auf dich und unsägliches Glück. Ich habe es im Feuer gesehen. Ich habe es im Wasser gesehen. Das ist die Ehe, die ..."
    „Genug!" schrie Margaret. Sie konnte den Gedanken an eine Ehe mit diesem Mann, der ihr in jener Nacht so

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