Im Bann der Versuchung
in den Postsack, den Norrie MacNeill am nächsten Morgen mit nach Tobermory zur Post nehmen sollte.
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Kapitel 5
„ S ie haben geläutet, Madam?" fragte die Haushälterin.
Margaret, die an ihrem Schreibtisch saß, schaute auf. „Ach ja, Mrs. Hendry. Bitte sagen Sie Mrs. Berry, dass ich gleich so weit bin, mit ihr und Master Iain zum Strand zu gehen."
„Sehr wohl, Madam." Weder das silbergraue Haar noch das weiße Spitzenhäubchen trugen dazu bei, Mrs. Hendrys breitem Gesicht mit dem verkniffenen Zug um die Mundwinkel etwas Liebliches zu verleihen.
Nachdem die Haushälterin die Tür hinter sich geschlossen hatte, konzentrierte sich Margaret wieder auf ihre Arbeit. Sie verfasste eine kurze Mitteilung an Mr. Charles Worth in Paris und dankte ihm für sein Entgegenkommen, ihr eine Mitarbeiterin nach Edinburgh zu schicken, die ihr das Abendkleid für die Soiree im September anpassen sollte. Mr. Worth war exzentrisch und launisch, aber seine Kreationen waren so elegant, dass Margaret einmal im Jahr nach Paris reiste, um sich bei ihm in der Rue de la Paix eine komplett neue Garderobe schneidern zu lassen. Jedes Kleidungsstück, das aus seiner Werkstatt kam, fand ihre Begeisterung. Nach den Entwürfen und Stoffproben zu urteilen, versprach auch das neue Abendkleid wieder ein ausgefallenes Gewand zu werden.
Als Nächstes las Margaret eine Notiz von Guy Hamilton. Er berichtete, dass die Nördliche Leuchtturmkommission der Anwaltskanzlei Hamilton & Shaw bestätigt habe, Dougal Stewart sei wahrhaftig von der Regierung autorisiert, auf Sgeir Caran einen Leuchtturm zu errichten. Stewart könne also nach eigenem Ermessen handeln. Hamilton bedauerte die Situation und versicherte ihr, dass die Anwälte weiter nach einem Weg suchten, dieses Problem zu lösen. Darüber hinaus riet er ihr aber nochmals, einem Gespräch mit dem leitenden Ingenieur auf Caransay nicht aus dem Wege zu gehen.
Zu spät, dachte sie und schrieb Hamilton eine kurze Antwort. Den Brief legte sie zu der Post, die Norrie mitnehmen sollte, wenn er nach Mull segelte.
Dann verfasste sie noch schnell eine Nachricht für Sir Frederick Matheson, dem die Nachbarinsel Guga gehörte. Er hatte ihr geschrieben, dass ihm sehr daran gelegen sei, sie auf Caransay zu besuchen. Um meinetwillen müssen Sie sich nicht veranlasst fühlen herzukommen, Sir, teilte sie ihm mit. Das Le ben hier ist friedvoll, aber ziemlich eintönig, und Sie würden nicht viel Unterhaltung finden. Sie steckte die Notiz in einen Umschlag und schaute, was sonst noch für Post gekommen war.
Margaret war seltsam enttäuscht, als sie keinen Brief von Dougal Stewart fand. Bislang hatte er auf das letzte Schreiben der Kanzlei, dem sie persönlich eine handschriftliche Notiz beigefügt hatte, noch nicht reagiert.
Jetzt wusste sie, weshalb. Er war damit beschäftigt gewesen, Unterkünfte zu bauen und Löcher in Sgeir Caran zu bohren. Durch das geöffnete Fenster konnte sie das Riff sehen, auf dem die Männer mit ihren Bohrern und Vorschlaghämmern arbeiteten.
Fast war sie versucht hinauszusegeln, sich als die Baroness vorzustellen und zu fordern, die Arbeiten unverzüglich einzustellen. Aber bei ihrem ersten Zusammentreffen mit Dougal Stewart hatte sie eine Entscheidung getroffen, und nun konnte sie nicht mehr zurück. Er hielt sie für eine Hiesige - und er wusste, dass er vor Jahren mit ihr eine Liebesnacht verbracht hatte.
Es war also nicht mehr so einfach, ihm die volle Wahrheit zu gestehen.
Sie würde alles aufs Spiel setzen, wenn ihr erstes Zusammentreffen mit ihm bekannt würde. Schlimmer noch, ihr all die Jahre so sorgfältig gehütetes Geheimnis könnte entdeckt werden. Ein Teil der Verwandtschaft ihres Großvaters war ihr nicht sehr wohl gesonnen und konnte ihr geschäftlich einen großen Schaden zufügen.
Und Dougal Stewart? Wenn er jemals die Wahrheit erfuhr, so böte ihm das genug Stoff für ein feindliches Feuer. Er mochte ja charmant sein, war aber auch - wie sie sehr wohl erfahren hatte - zu moralisch verwerflichem Verhalten fähig. Sie konnte ihm nicht trauen, und deshalb war sie fest entschlossen, ihr Geheimnis weiter zu hüten.
Ihr Magen verkrampfte sich vor Furcht, denn sie wusste genau, dass eines Tages die Wahrheit ans Licht kommen würde. Doch bis dahin wollte sie schweigen.
Margaret seufzte tief. Sie musste Stewart loswerden, bevor er die Wahrheit erfuhr.
Erschrocken blickte sie auf, als die Tür geöffnet wurde und Iain fröhlich lachend zu ihr über den geblümten
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