Im Bann der Versuchung
nicht."
„Mrs. Berry hat stets darauf geachtet, dass ich die Mandelölcreme auftrage, die mir Ihre Mutter freundlicherweise geschickt hat", antwortete sie, während sie den Hut aufsetzte. „Wollen Sie ... länger bleiben?" Sie hoffte, nicht. Sir Frederick gehörte in die Intellektuellen-Salons von Edinburgh, aber nicht an den Strand auf den Hebriden.
„O nein. Ich bin nur für einen Tag hergekommen und wollte kurz mit Ihnen sprechen. Meine Mutter wartet nämlich auf meine Rückkehr. Ich habe sie in Tighnabruaich zurückgelassen. Der Kurort liegt nicht weit von Oban und dem Anlegeplatz zu den kleinen Inseln. Ich dachte, es sei eine gute Idee, Ihnen einen Besuch abzustatten, während meine Mutter sich den Tag über dort erholt."
„Nett, dass Sie an mich denken." Insgeheim wünschte Margaret, er wäre auf dem Festland geblieben und hätte mit seiner Mutter, diesem rechthaberischen, klatschsüchtigen Drachen, Tee getrunken.
„Lassen Sie uns ein Stück gehen, Margaret", sagte er. „Ich hoffe, Sie verwehren mir diese familiäre Anrede nicht. In all den Jahren sind wir doch gute Freunde geworden."
„Sicher.” In der letzten Zeit machte sie sein lebhaftes Interesse an ihrer Person allerdings etwas besorgt. Sie musste unbedingt die Angelegenheit mit der vermeintlichen Verlobung ansprechen, aber sie wusste nicht recht, wie. Schließlich lag es ihr fern, ihn zu verletzen.
Er reichte ihr seinen Arm. Langsam gingen sie nebeneinander her. Sie beobachtete, wie am Hafen das Boot der Leuchtturmarbeiter an Land gezogen wurde und die Männer ausstiegen. Mittlerweile konnte sie auch aus der Entfernung erkennen, dass Dougal Stewart mit im Boot gesessen hatte. Er beschirmte die Augen mit der Hand und schaute gegen die Sonne prüfend über den Strand. Einen Moment lang blickte er in ihre Richtung, hob die Hand zu einem kurzen Gruß, drehte sich um und sprach mit Alan und Fergus, die mit ihm gekommen waren.
„Hat der Fremde Ihnen zugewinkt?" wollte Sir Frederick wissen.
„Nein, das glaube ich nicht."
„Wie lange gedenken Sie auf der Insel zu bleiben, meine Liebe?"
„Eine Woche noch, vielleicht auch länger. Bislang war das Wetter mild. Wir hatten nur ein paar stürmische Tage. Hier ist es so friedlich, dass ich nur ungern nach Edinburgh zurückkehren will."
„Mr. MacNeill erzählte mir von dem aufregenden Erlebnis, das Sie kürzlich hatten. Eine wagemutige Rettungsaktion. Auch in Tobermory war sie in aller Munde. Wie man so hört, scheint dieser Mr. Stewart ja wohl ein rechter Draufgänger zu sein. Offensichtlich hat er im vergangenen Jahr schon eine ähnliche Rettungsaktion in Szene gesetzt." Er seufzte. „Ach ja, es gibt immer Männer, die meinen, den Helden spielen zu müssen."
„Soweit ich weiß, war eine Brücke oder ein Dock eingestürzt, und er hat die Männer gerettet, die dort gearbeitet haben. Er war wohl zur rechten Zeit am rechten Ort und besaß zudem die Fähigkeit und den Mut, sofort zu handeln.Vor ein paar Tagen, als er den Jungen gerettet hat, war er aber nicht der einzige Held. Andere standen ebenfalls bereit zu helfen. Wir sind Mr. Stewart alle sehr dankbar. Ohne seine Hilfe lebte Iain heute vielleicht nicht mehr."
„Iain? Ist das der kleine Kerl dort drüben?"
„Ja. Er ist ... der Adoptivsohn meines Cousins. Für meine Familie wäre es ein schmerzlicher Verlust gewesen." Sie spürte, wie Sir Frederick ihre Hand ein wenig fester hielt. Dann blieb er stehen.
„Sir Frederick", sagte sie. ,,Ich nehme nicht an, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, nach Caransay zu kommen, um mit mir am Strand spazieren zu gehen."
„Aha, ganz die kluge, einfühlsame Lady Strathlin", erwiderte er fast liebevoll. „Nun, ich bin gekommen, um mit Ihnen über eine äußerst wichtige Angelegenheit zu sprechen. Ich konnte einfach nicht abwarten, bis Sie nach Edinburgh zurückkehren." Ja, es gibt da etwas, über das auch ich unbedingt mit Ihnen reden möchte."
Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. „Darf ich hoffen", flüsterte er. „Darf ich meinem Herzen erlauben, schneller, im Rhythmus größter Verehrung und Zuneigung zu schlagen?"
„Sie können wohl kaum Ihren Herzschlag kontrollieren, Sir", erwiderte sie bissig und versuchte, ihre Hand fortzuziehen. Aber er hielt sie fest und drückte einen feuchten Kuss auf ihre Handknöchel. Ihre Nackenhaare sträubten sich vor Ekel.
„Margaret, Sie wissen, dass ich vor einem Jahr meine geliebte Frau verloren habe. Es brach mir das Herz. Ich war sehr
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