Im Bann der Versuchung
an.
Margaret zögerte einen Moment, doch dann überließ sie ihm wortlos den Jungen. Zutraulich legte Iain die Ärmchen um Dougals Nacken und schmiegte den Kopf an seine Schulter. Margaret ging voran in den Seitenflügel des Hauses, in dem die Schlafkammern lagen.
Sie betraten ein großes Zimmer mit niedrigen Deckenbalken, weiß gekalkten Wänden, Steinfußboden und zwei kleinen Fenstern. Ein Torffeuer brannte still vor sich hin. An den Wänden standen drei Kastenbetten mit Vorhängen. Der halbdunkle Raum war das Schlafquartier für die ganze Familie. Zwei kleinere Kammern, davon nur eine mit einer Tür, waren von dem größeren Raum abgetrennt und boten etwas Privatsphäre.
Es war nahezu still, nachdem Margaret die Tür angelehnt hatte. Sie zog den Vorhang an einem der Betten beiseite, und Dougal legte Iain vorsichtig auf die Kissen. Dann trat er zurück und sah zu, wie sie den Jungen auszog und anschließend liebevoll erst ein Leinentuch und dann eine Wolldecke über ihn legte.
Seufzend drehte sich Iain auf die Seite.
„Schläft er ganz allein hier?" fragte Dougal. Er dachte an das schreckliche Erlebnis, das der Junge erst kürzlich mit dem Hai überstanden hatte. „Fürchtet er sich nicht, wenn er später aufwacht? Sollten wir nicht besser hier blieben?"
Margaret schüttelte den Kopf. „Mutter Elga schläft in dem Bett dort drüben. Und Klein Annas Wiege hat ihren Platz nahe der Tür zu Thoras und Norries Kammer. So können alle hören, wenn die Kinder unruhig werden."
Dougal nickte verwundert, obwohl er wusste, dass so ein enges Zusammenleben auf den Hebriden nicht ungewöhnlich war.
Während sie sich unterhielten, war ihnen der kleine schwarze Terrier, der den ganzen Abend am Feuer geschlummert hatte, durch die angelehnte Tür gefolgt. Schwanzwedelnd sprang der Hund an Margaret hoch. Sie beugte sich zu dem Tier hinunter, streichelte es und half ihm dann auf das Bett.
„Iain hat ein gutes Kindermädchen", sagte sie und strich dem Tier liebevoll über den Kopf. „Na gut, Falla. Heute Nacht darfst du Iain bewachen." Der Hund rollte sich neben dem Jungen zusammen, und Margaret schloss den Vorhang. „Thora mag es nicht, wenn einer der drei Hunde im Bett schläft."
Wie er so im Halbdunkel neben ihr stand, verspürte er einen seligen Schauer, eine Mischung aus Zufriedenheit und Leidenschaft, sanft und feurig zugleich. Er streckte die Hand aus, wollte sie berühren, sie halten - mehr, so viel mehr, all das, woran er nicht zu denken wagte. Er fasste ihren Ellbogen und zog sie sanft zu sich heran.
„Meg", sagte er leise und war erschrocken, wie laut sein Herz dabei klopfte. So als sei es das erste Mal, erregte es ihn immer wieder, wenn er sie berührte.
Sie stand still, abwartend beobachtete sie ihn. Ihre Wange glühte im schwachen Licht des Torffeuers, das volle Haar strahlte wie ein goldener Lichterkranz.
„Das Ceilidh war eine wunderbare Feier. Ich bin sehr dankbar." Es klang unbeholfen, aber er wusste nicht recht, was er sagen sollte. Er wusste nur, dass er hier mit ihr allein sein wollte.
„Wir wollten Iains Rettung feiern und uns zugleich bei Ihnen dafür bedanken, Mr. Stewart."
„Dougal", verbesserte er und strich ihr eine Haarsträhne zurück. „Jeder würde so gehandelt haben."
„Iain war in großer Gefahr. Es brauchte Mut und Kraft, um ihm zu helfen. Die Leute von Caransay werden noch in Generationen davon erzählen." Sie lächelte. „Schon jetzt, während wir hier zusammenstehen, malen sie dort drüben die Geschichte von Dougal und dem Hai aus."
„Ich bin viel lieber hier mit Ihnen allein."
„Ich ..." Tränen glänzten in ihren Augen, und sie schaute zur Seite. „Ich hatte seit jenem Tag keine Möglichkeit zu einem Gespräch unter vier Augen mit Ihnen. Ich wollte Ihnen sagen ... ich muss Ihnen sagen ... wie viel es mir bedeutet."
Er schüttelte den Kopf. „Du musst mir nicht danken, Mädchen. "
Ihr Kinn begann zu zittern. „Aber wenn Sie nicht ... vielleicht wäre dann ... "
„Komm", murmelte er und zog sie sachte an den. Schultern näher. Zögernd schmiegte sie sich an ihn und barg leise weinend das Gesicht an seiner Schulter. Dougal hielt sie im Arm, strich ihr mit der Hand beruhigend über den Rücken und sprach leise tröstend auf sie ein.
Er ahnte, dass sie selten bei jemandem Trost suchte und sich anlehnte - oder es sehr lange nicht mehr getan hatte. Das Gesicht in ihr volles, duftendes Haar vergraben, seufzte er selig und umarmte sie fester. Es war ein gutes, aber
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