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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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die Hände hielt sie vor der Brust verschränkt, der Regen rann ihr durch die Locken, der Wind fuhr unter ihren Rock.
    Wieder verspürte Dougal das mächtige Verlangen, sie in die Arme zu nehmen und ihr eigenwilliges kleines Herz zu erobern. Doch als er ihr gerade sagen wollte, dass sie gemeinsam lösen würden, was auch immer ihr Kummer machte, da drehte sie sich um und rannte davon. Sein Stolz hielt ihn zurück. Er ließ sie gehen, machte sich auf den Heimweg über die Machair, eine Hand die ganze Zeit in der Tasche, wo er das Päckchen sicher und trocken hielt.
    Sobald er in seiner kleinen Hütte war, eine Lampe angezündet und den nassen Mantel ausgezogen hatte, holte er das Päckchen hervor und setzte sich. Nachdem er das Leinentuch entfernt hatte, kam ein in Leder gebundenes und mit einer roten Schleife versehenes Buch zum Vorschein.Vorsichtig blätterte er durch die Seiten und stellte fest, dass sie ihm eins ihrer Journale geschenkt hatte. Es war das erste Buch, voller Bleistift-und Federzeichnungen, einige mit Wasserfarben ausgemalt, die Seiten gefüllt mit Bildern von Blumen und anderen Pflanzen, Muscheln und Steinen, Vögeln und anderem Getier. Jede Zeichnung war mit peinlich genauer Schrift betitelt und kurz kommentiert.
    Langsam blätterte er Seite für Seite durch das Buch, dann schloss er es und wickelte es wieder in das Band und das Leinentuch. Die Hand auf dem Päckchen, saß er noch eine ganze Weile da und dachte nach. Dann drehte er sich um und öffnete seine Post.
    Im Licht der Lampe las er die Briefe und verfasste die Antworten. Der Regen trommelte gegen die Fensterläden, der Sturm heulte um seine solide gebaute kleine Hütte, und die Wellen brandeten ohne Unterlass auf den Strand.
     

          20. August 1857
    An die  Nördliche Leuchtturmkommission
    George Street 
    Edinburgh

     

     Sehr geehrte Herren,   vor kurzem hatten wir hier einen Orkan mit heftigen  Regengüssen  und mehr als sechs Fuß hohen     Wellen. Zwei Tage   konnten  wir  unsere  Unterkünfte auf Caransay nicht verlassen. Danach fanden wir  unseren  Arbeitsplatz verwüstet.
        Auf Sgeir Caran sind zwei Werkshallen und die Schmiede zerstört worden.  Die eiserne Lagerhalle, die im Fels   verankert  war,  ist halbseitig aus den  Fundamenten gerissen. Vermisst werden verschiedene Werkzeuge, Werkbänke,   ein Amboss vermutlich  hat der Sturm alles ins Meer geblasen.  Erstaunlicherweise  haben Sturm und Wellen auch zwei   Steinblöcke, jeder wiegt vier Tonnen, vom  Felsen geschoben, sie   liegen nun auf dem Meeresgrund. Mit Hilfe von Tauchern  und Winden hoffen wir, all diese Materialien wiederfinden  und  hinaufziehen zu können.
        Für Reparatur, Wiederherstellung von Gebäuden und Ersatz von Ausrüstungsgegenständen  werden zusätzliche   Finanzmittel  benötigt. Das wird meinen ehemaligen Kostenvoranschlag   von fünfzigtausend Pfund um fünf Prozent   erhöhen.
        Allerdings  informierten mich Lady Strathlins Anwälte inzwischen, dass einige Geldgeber,  die ehemals Finanzhilfen   angeboten hatten, ihre  Zusage zurückgezogen haben.
        Ich werde in Kürze nach Edinburgh kommen. Mit der Zustimmung der Kommission  hoffe ich,  andere Geldgeber für   den  Bau zu interessieren.
        Außerdem beabsichtige ich, Lady Strathlin persönlich aufzusuchen.

Hochachtungsvoll

Dougal Robertson Stewart

Innish Bay 

Caransay
     

Kapitel 15

    „ D u willst das Projekt also auf keinen Fall aufgeben?" fragte Sir Aedan MacBride, während er sich in seinem Ledersessel zurücklehnte. „Ich bin völlig deiner Meinung, Dougal. Der Standort ist ideal. Schade, dass Lady Strathlin das nicht einsieht."

    Die beiden Männer hatten sich nach dem Abendessen in den Rauchsalon auf der obersten Etage des Dundrennan House zurückgezogen, Aedans Landhaus in Strathclyde. Dougal schätzte die stille, zurückhaltende Art seines Cousins, der die Fähigkeit besaß, zuzuhören und seinem Gesprächspartner Zeit zum Überlegen ließ. Aedan war Straßenbauingenieur, und bei einem Glas Portwein hatte Dougal ihm in aller Ruhe von seinen Schwierigkeiten mit dem Leuchtturm und Lady Strathlin berichtet.
    „Trotz der neuesten Schikanen von Lady Strathlin und ihrem Anwaltsgesindel kann und will ich nicht aufgeben." Dougal drehte nachdenklich das Glas in der Hand. „Wenn es nicht anders geht, werde ich diesen verdammten Turm Stein für Stein selbst errichten, ja, ich werde ihn sogar auf eigene

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