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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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Mensch nicht viel tun. In all den Jahren haben wir nur wenigen Leuten helfen können."
    „Sie haben Leute gerettet, die gestrandet sind?" fragte Dougal aufgeregt.
    „Ja. Ich, meine Brüder und mein Vater. Wir haben getan, was in unserer Macht stand, wenn ein Schiff am Riff sank. Mein Großvater und die Generationen davor waren noch Piraten. Ich schäme mich für sie. Sie und ihresgleichen freuten sich, wenn die Schiffe an den Felsen auseinander brachen. Sie hätten niemanden gerettet."
    „Auf den Inseln gibt es aber immer noch Piraterie", warf Dougal ein.
    „Aber nicht auf Caransay", meldete sich Margaret zu Wort.
    „Heute nicht mehr", bestätigte Norrie. „Früher schon, da lebten viele Leute von der Piraterie, sie brachte lebenswichtige Güter in ihre Häuser und Geld in ihre Taschen. Manchmal lockten sie die Schiffe sogar mit Lichtern und Feuern auf den falschen Kurs. Das Holz, aus dem dieser Tisch und der Schrank dort gemacht sind, stammt von Schiffsplanken aus der Zeit meines Großvaters. Mein Vater und seine Söhne waren jedoch nie Piraten. Wir konnten die entsetzlichen Geräusche, die entstehen, wenn ein Schiff untergeht, nicht ertragen - die Hilferufe, das Wehklagen der Schiffbrüchigen, die Gebete. All das ist schrecklich anzuhören, und deshalb versuchen wir, immer zu helfen."
    „Das glaube ich." Dougal sah ihn nachdenklich an. „Können Sie sich vielleicht an einen Schiffsuntergang vor achtzehn Jahren erinnern?" fragte er vorsichtig. „Ein Schiff mit Namen Primrose ist damals am Caran-Riff gesunken."
    „ Primrose?" Norrie zog an seiner Pfeife, blies eine kleine Rauchwolke in die Luft und sah ihr versonnen nach. „Ja, ich erinnere mich. In jener Nacht sind viele Menschen ertrunken, obwohl wir hinausgerudert sind. Der Inspektor, der danach auf die Insel kam, hat erzählt, dass das Schiff Primrose hieß. Es kam von Glasgow, hatte Urlauber an Bord und war auf dem Weg nach Skye."
    „Das war das Boot", sagte Dougal leise.
    „Eine traurige Angelegenheit. Der Orkan kam von Westen, innerhalb von wenigen Minuten ist das Schiff untergegangen." Norrie schüttelte den Kopf. „Wir konnten nicht mehr viel helfen."
    „Ich bin sehr froh, dass ich überhaupt etwas davon höre, Mr. MacNeill."
    „Haben Sie ein besonderes Interesse?" fragte der alte Mann.
    „Ich war damals dreizehn Jahre alt, Sir", begann Dougal und schwieg dann wieder eine Weile. „Meine Eltern waren auf dem Schiff."
    Margaret sah ihn an. Seine Gesichtszüge verrieten, dass er mit seiner Trauer zu kämpfen hatte. Impulsiv, ohne an die Verstimmung zwischen ihnen zu denken, drückte sie tröstend seinen Arm. Dougal schaute nicht auf. Sie verstand seinen Schmerz nur allzu gut, denn auch ihr Vater war an jenem Riff ertrunken. „Es tut mir Leid, Mr. Stewart. Das wussten wir nicht", sagte sie leise. „Woher auch? Aber ich danke Ihnen für Ihr Mitgefühl."
    „Armer Kerl", meinte Thora nachdenklich. „Wir wissen alle, was es heißt, einen lieben Angehörigen auf diese Weise zu verlieren. Unser Sohn, Megs Vater, ist auch auf See geblieben."
    Dougal nickte verständnisvoll und drückte kurz Margarets Hand. Die kleine mitfühlende Geste gab ihr wieder Hoffnung, dass er sie doch noch liebte. Erleichtert schloss sie die Augen. Sie konnte ihn zwar nicht heiraten, aber sie brauchte dringend die Gewissheit, dass er mit ihr fühlte, sie liebte - so wie sie ihn liebte.
    „Für einen Jungen in dem Alter ist das ein schwerer Schicksalsschlag, Dougal Stewart. Jetzt verstehe ich, weshalb Sie die Leuchttürme bauen. Um andere vor dem gleichen Unglück zu bewahren", sagte Norrie und nickte zustimmend.
    „Ja, Sir", antwortete Dougal. „Deshalb will ich unbedingt das Caran-Licht entzünden. Es hat für mich eine ganz besondere Bedeutung."
    Und auch Margaret verstand jetzt, weshalb Dougal den Leuchtturm gerade dort bauen wollte. Betreten schaute sie auf ihre Hände. Ihr war plötzlich klar, wie selbstsüchtig sie sich verhielt. Nur auf Grund von Vermutungen hatte sie ihren Anwälten erlaubt, in ihrem Namen zu handeln. Es wäre besser gewesen, wenn sie sich die Zeit genommen hätte, selbst herauszufinden, weshalb dieser Dougal Stewart sich so unnachgiebig für sein Leuchtturmprojekt engagierte. Nun bereute sie zutiefst, dass sie ihre Anwälte immer wieder angefeuert hatte. Der Inhalt eines dieser Briefe, die er mittlerweile in die Tasche gesteckt hatte, konnte sein Vorhaben vernichten.
    Jetzt sah Norrie zu seiner Enkeltochter hinüber. „Wir werden Lady

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