Im Bann der Versuchung
Strathlin davon überzeugen, dass Dougal Stewart gute Gründe hat, den Turm an eben dieser Stelle zu errichten, und um ihre Unterstützung bitten."
„Ich glaube kaum, dass sie ihre Meinung ändern wird", erklärte Dougal.
Margaret standen Tränen in den Augen. Sie wollte nicht mehr schweigen, endlich Schluss machen mit all den verhassten Ausreden, die nur verletzten. Keine dieser vielen Lügen hatte ihr geholfen. Sie hatten nur neue Schwierigkeiten gebracht - für sie und auch für Dougal. Mit diesem starken Mann an ihrer Seite, der sie von Herzen liebte, gab es keine Bedrohung, die sie zu fürchten brauchte. Dougal Stewart war weder eigensinnig noch abscheulich; sie hatte ihm Unrecht getan, ihn zutiefst gekränkt. „Mr. Stewart ...", begann sie.
Norrie schüttelte den Kopf. „Jetzt nicht, Mädchen. Erzähl es ihm später", unterbrach er sie in Gälisch.
Margaret fügte sich. Ihr Großvater hatte Recht. Wenn sie Dougal jetzt die Wahrheit sagte, dann würde er sie für immer hassen. Sie durfte auch nicht zulassen, dass Sir Frederick Dougal bedrohte. Wenn Matheson entdeckte, dass der Leuchtturmingenieur der Vater ihres Kindes war, würde er alles daran setzen, ihn zu diffamieren und seine berufliche Karriere zu zerstören.
Sie seufzte. Erst musste sie ihr Problem mit Sir Frederick losen. Danach würde sie Dougal alles erklären, egal, was er dann von ihr halten mochte.
Dougal stellte sein leeres Glas auf den Tisch. „Ich kann gar nicht ausdrücken, Mr. MacNeill, wie dankbar ich bin, dass Sie mir von der Primrose erzählt haben. Aber jetzt muss ich wirklich aufbrechen. Das Wetter wird immer schlechter, und außerdem habe ich noch zu arbeiten. Haben Sie Dank für Ihre Gastfreundschaft, Mrs. MacNeill."
Die älteren MacNeills baten ihn herzlich, noch zu bleiben, doch er schüttelte lächelnd den Kopf und stand auf. Norrie bedeutete seiner Enkeltochter, den Gast hinauszubegleiten. Margaret ging voran und öffnete wortlos die Tür. Wind und Regen hatten inzwischen an Stärke zugenommen, und der Wolkenhimmel über dem Meer war noch dunkler geworden.
„Sauwetter!" schimpfte Norrie. „Es gibt Sturm heute Nacht. Sehen Sie zu, dass Sie schnell zu Ihrem Häuschen. kommen, Mr. Stewart."
„Ja. Nochmals danke und gute Nacht!" Mit einer kurzen höflichen Verbeugung in Richtung der alten Leute verabschiedete sich Dougal. Dann schaute er zu Margaret, die ihn schweigend und mit ängstlichem Blick beobachtete.
Dougal sah sich noch einmal um. Plötzlich wäre er gerne geblieben. Es war nicht der Sturm, der ihn zurückhielt. Das Mädchen im Halbdunkel lockte ihn, der herzliche Empfang an Heim und Herd, die Schlichtheit des Hauses und die warmherzige Liebenswürdigkeit seiner Menschen.
Er zögerte. In diesem bescheidenen Crofterhaus fühlte er sich mehr zu Hause als in dem großartigen Herrenhaus seiner Tante in Strathclyde, obwohl seine Verwandten ihn und seine Schwestern nach dem Tod der Eltern liebevoll in ihrem Heim aufgenommen hatten. Er freute sich, dass er die Verwandten bald wiedersehen würde, aber er hatte dort niemals das Gefühl, wahrhaftig zu Hause zu sein, so wie er es hier sofort empfunden hatte.
„Gute Nacht, Mr. Stewart. Und. vergessen Sie Ihren Hut nicht", holte ihn Margaret in die Gegenwart zurück, während sie den Zylinder vom Haken nahm.
„Miss MacNeill", begann er ein wenig formell und langte dabei in die Manteltasche.„Fast hätte ich es vergessen. Ich bin auch vorbeigekommen, um Ihnen dies hier zu geben.” Er reichte ihr ein kleines Päckchen. „Öffnen Sie es ruhig", drängte er, als sie ihn überrascht ansah.
Vorsichtig entfernte sie das Papier - er hatte ein Blatt aus seinem Notizbuch zum Einwickeln benutzt - und staunte, als sie den kleinen Anhänger mit dem klaren Aquamarin sah, der nun gereinigt und poliert in der Goldfassung glitzerte und an einem dicken schwarzen Faden hing, den Dougal als Ersatz für das zerbrochene Kettchen genommen hatte.
„Oh! Wie schön! Woher haben Sie ... warum?"
„Ich habe ihn im Meer gefunden, am Fuße von Sgeir Caran", erklärte er. „Evan Mackenzie und ich waren gestern dort unten, und ich habe den Stein in einer Felsspalte entdeckt. Wir haben auch noch ein paar möglicherweise spanische Münzen und einen silbernen Löffel gefunden. Gezeiten und die Meeresströmung haben sie wohl aus einem alten Schiffswrack gespült, und dann sind sie am Fels hängen geblieben. Lange müssen sie dort gelegen haben, denn der Anhänger und die Münzen waren mit einer
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