Im Bann der Versuchung
Ihr anmutiges Wesen widerspiegelt."
„Einfach perfekt für Lady Strathlin", schwärmte Angela.
„Sie würden in einer solcher Robe auch wunderschön aussehen, Mrs. Shaw", meinte Miss Worth. „Selbstverständlich ist das Kleid, das Sie tragen, auch elegant. Die schwarze, schimmernde Seide mit dem schwarzen Samtbesatz und den vereinzelten Perlen bildet einen bezaubernden Kontrast zu Ihrem elfenbeinfarbenen Teint und Ihrem hellblonden Haar. Und dennoch glaube ich, dass Monsieur Worth - falls Sie es irgendwann einmal wünschen - auch für eine nordische Schönheit, wie Sie es sind, etwas Wundervolles kreieren könnte."
„Oje! Das könnte ich bestimmt nicht bezahlen."
„Sie sind jung und schön. Sie werden sich doch nicht ein Leben lang in Schwarz kleiden wollen", erwiderte Miss Worth.
Margaret beobachtete Angela im Spiegel. „Wann immer Sie dazu bereit sind, Angela, werden wir Monsieur Worth bitten, ein Kleid für Sie zu entwerfen. Es wäre mir eine große Freude, es Ihnen schenken zu dürfen."
„Oh, Meg. Danke! Aber ich kann nicht ... "
„Ach, Geschenke kann man doch nicht ablehnen."
Angela seufzte, dann strahlten ihre hellblauen Augen plötzlich. „Eines Tages werde ich Sie überraschen und die Trauerkleidung ablegen", meinte sie lächelnd. „Ich finde es auch langweilig, dass mein Leben so farblos ist. Vielleicht ... wollen das die Verstorbenen ja gar nicht."
„Das Leben geht weiter", erwiderte Margaret, und ihre Freundin nickte zustimmend.
„Madam, erlauben Sie, dass ich an einer Seite noch etwas ändere", sagte Miss Worth, während sie schon ihr Nadelkissen zur Hand nahm und sich vor Margaret auf den Boden kniete.
Margaret stand still und betrachtete sich derweil im Spiegel. Normalerweise schenkte sie ihrem Spiegelbild nie so lange Beachtung, da sie sich eigentlich nicht besonders hübsch fand. Doch nun konnte sie die Verwandlung kaum fassen. Dennoch verdrängten Liebeskummer und Angst schnell wieder die Freude an ihrem bezaubernden Äußeren und der schönen Robe. Heute Abend sollte sie Dougal wiedersehen. Wenn er es ablehnte, mit ihr zu sprechen, wenn er ihr nicht vergab und sie durch ihre eigene Dummheit seine Liebe und seinen Respekt verloren hatte, was bedeuteten da noch glitzernde Feste und fantastische Kleider?
Aber andererseits ... was half es, wenn Dougal sie noch liebte? Um ihn und Iain zu schützen, hatte sie sich entschieden, Sir Fredericks Heiratsantrag anzunehmen. Heute Abend erwartete er ihre Antwort. Und mit einem Mal hatte sie das Gefühl, als ob damit ihr Leben und alles Hoffen auf Glück und Liebe enden sollten.
Aber es gab Menschen, die sie nicht enttäuschen durfte. Um ihretwillen musste sie lächeln und Haltung bewahren. Sie holte tief Luft und wartete, bis Miss Worth ihre Arbeit beendet hatte. Dann drehte sie sich um. „Gehen wir? Mr. Hamilton und Mrs. Berry warten bestimmt schon ungeduldig auf uns. Die Kutsche, die uns zum Konzert bringen soll, steht auch schon lange bereit."
Angela nahm ihren Fächer und den schwarzen Spitzenschal. „Soll er nur ungeduldig sein. Hoffentlich fällt er vor lauter Staunen auf die Knie, wenn er Sie sieht. Dann weiß er wenigstens, dass sich das Warten auf Sie gelohnt hat."
„Oh, meine liebe Angela", sagte Margaret, als Miss Worth ihnen die Tür öffnete, „ich glaube, Mr. Hamilton wartet eher auf Sie.
Dougal stand vor dem Spiegel und richtete den schmalen weißen Seidenbinder, befestigte die goldene Kette seiner Taschenuhr an der weißen Brokatweste und zupfte die steifen Manschetten zurecht. Der leichte Duft einer herb-aromatischen Seife umgab ihn. Er streifte die weichen Glacéhandschuhe über und zog ein letztes Mal an den langen Schößen seines schwarzen Gehrocks.
Nun fühlte er sich gewappnet für den Kampf.
Im bernsteinfarbenen Licht, den die Lampe auf den Spiegel warf, leuchteten seine grünen Augen kalt und hart wie Glas. Seine Wangen erschienen hagerer als sonst, um die Augen hatten sich Fältchen gebildet, und er presste die Lippen ärgerlich zusammen. Alles an ihm hatte sich gestählt für den Widerstand.
Er war bereit, ihnen allen mit derselben unerschrockenen Waghalsigkeit und wilden Entschlossenheit zu begegnen, mit denen er Stürmen getrotzt hatte. Nichts und niemand, weder die Leute, denen er heute Abend begegnen sollte, noch das Desaster, das sie in letzter Zeit in seinem Leben angerichtet hatten - verlorenes Kapital, Gerüchte, die seinen guten Ruf ruinierten -, konnten so bedrohlich sein wie alle
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