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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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„Wollen Sie zum Doktor, Miss? Er hat Gäste. Normalerweise ist um diese Zeit keine Sprechstunde mehr, aber für dringende Fälle ist der Doktor immer erreichbar."
    Es war angenehm warm und roch leicht nach Desinfektionsmitteln - wie bei einem Arzt - und nach gebackenem Brot. Sie hörte das Klappern von Geschirr. Von anderer Stelle im Haus waren Lachen und Stimmengewirr zu hören. Das Haus strahlte eine solche Wärme und Behaglichkeit aus, dass sie sich fast wünschte dazuzugehören. Aber sie war eine Fremde und plötzlich ganz froh, dass der Schleier sie schützte.
    „Ich wollte nicht zu Dr. MacBain. Man sagte mir, dass Mr. Stewart hier wohnt. Ich habe eine wichtige Nachricht für ihn."
    „Mr. Stewart? Aha! Wen darf ich melden?" Die Haushälterin hielt ihr ein silbernes Tablett für ihre Visitenkarte hin.
    Margaret langte in ihren Handschuh, wo sie immer ein paar Karten aufbewahrte, doch dann hielt sie plötzlich inne und zögerte. Der Name Lady Strathlin würde Aufregung hervorrufen. „Sagen Sie Mr. Stewart doch bitte, dass Miss MacNeill ihn zu sprechen wünscht."
    Auf der linken Seite der Diele öffnete sich eine Tür, und eine hübsche, dunkelhaarige junge Frau in braunem Seidenkleid kam langsam näher. „Hallo, Miss", sagte sie freundlich und streckte ihre Hand zur Begrüßung aus. „Ich bin Mary Faire MacBain. Was kann der Doktor für Sie tun? Ach, da bist du ja."
    Ein blonder, breitschultriger Mann in Hemdsärmeln und grauer Weste war ihr gefolgt. „Wer ist es, Liebes?" fragte er, doch dann sah er Margaret und bat sie mit einer Geste, ihm ins Zimmer zu folgen.
    „Guten Tag, Miss. Ich bin Dr. MacBain. Kommen Sie herein und erzählen Sie uns, was wir für Sie tun können."
    Jeder schien anzunehmen, dass sie als Patientin gekommen sei. Niemand war erstaunt über ihr Erscheinen oder ließ sie spüren, dass sie die Anstandsregeln überschritt. Margaret war zwar dankbar, dass man sie so freundlich empfing, aber ihr war dennoch unbehaglich zu Mute.
    „Miss MacNeill möchte mit Mr. Stewart sprechen, Sir", erklärte die Haushälterin schnell.
    „Erfreut, Sie kennen zu lernen, Miss MacNeill. Leider ist Mr. Stewart nicht im Hause. Er hat sehr viele geschäftliche Termine. Können wir ihm etwas ausrichten?"
    „Ich ... " Margaret sah den Arzt und seine Frau unschlüssig an. Sie waren so freundlich und schienen offensichtlich besorgt. Ihre Gesichter strahlten Verständnis und Liebe aus. Nie werde ich das bekommen, dachte Margaret. Nie.
    „Können wir Ihnen irgendwie helfen, Miss?" erkundigte sich Mrs. MacBain.
    Margaret fühlte sich plötzlich so allein, so unsicher. Was bedeuteten schon Reichtum und gesellschaftlicher Status? Dougal war nicht hier. Sie sehnte sich so nach ihm, und sie brauchte ihn, damit er ihr sagen konnte, dass er sie verstand und ihr verzieh.
    Es war noch gar nicht so lange her, da hatte er sie um Verzeihung gebeten, ihr gesagt, dass er sie liebe und heiraten wolle - aber da hatte sie nicht den Mut gehabt, ihre wahre Identität preiszugeben, ihm nicht sagen können, dass sie seine Liebe erwidere. Jetzt war sie bereit dazu, und er war nicht da. Nach der Soiree war er vielleicht nie wieder für sie da. Aber sie konnte auch nicht hier auf ihn warten. Und eine Gelegenheit, noch einmal hierher zu kommen, ergab sich möglicherweise nicht mehr.
    „Ich ... hätte nicht herkommen sollen", stotterte sie. „Bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihren Abend gestört habe." Eilig drehte sie sich um, öffnete die Tür und rannte die Stufen hinunter.
    So schnell sie konnte, lief sie zum Gartentor und dann weiter zur wartenden Droschke. Der Kutscher schien zu verstehen. Sofort öffnete er den Schlag, half ihr ins Wageninnere, sprang auf seinen Bock und trieb die beiden Pferde an.
    „Das war aber ein kurzes Gespräch mit Mr. Stewart", sagte Angela.
    Verzagt streifte Margaret ihre Handschuhe ab. „Er war nicht da. Und sie wussten nicht, wann er zurückkommt. Oh!" Die kleine cremefarbene Karte, die sie als Lady Strathlin auswies, war aus ihrem Handschuh verschwunden.
    Zunächst schaute sie suchend auf den Fußboden der Droschke. Nichts. Als sie aus dem Fenster spähte, sah sie, dass Connor MacBain vor dem Haus stand und der Droschke nachschaute. Dann bückte er sich und hob etwas vom Boden auf, betrachtete es eine Weile und steckte es in seine Westentasche.
    Mit einem leisen Seufzer lehnte Margaret sich zurück. „Ich habe nicht gesagt, wer ich bin, aber ich glaube, bald werden es alle im Haus wissen. Beim

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