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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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war noch nie ein Mann vieler Worte gewesen und schon gar keiner, der sein Herz auf der Zunge trug. So gelang es ihm nicht, seine Gefühle für Dahut in Worte zu fassen.
    Als er sich unbeobachtet wähnte, schob er schnell den losen Stein an der Palastmauer zur Seite. Heute wurde er nicht enttäuscht wie an den beiden vergangenen Tagen. Eine Nachricht befand sich darin. Dahut hatte ihm also verziehen und wollte ihn hoffentlich bald sehen. Vorfreude ließ sein Herz schneller schlagen.
    Rasch nahm er die Nachricht an sich und versteckte sie in seiner Kleidung. Den Stein schob er zurück an seinen ursprünglichen Platz.
    So unauffällig wie möglich bewegte er sich über den Palasthof. Zwei alte Frauen und drei Wächter liefen ihm über den Weg. Ab und zu sah er einen Diener in der Nähe des Palasteingangs vorbeihuschen.
    Ragnar verließ den Palasthof. Er lief durch die Gassen und suchte einen der kleinen Plätze auf, wo sich Marktstände befanden. An einem Ausschank ließ er sich einen Becher Rotwein geben, an dem er genüsslich nippte.
    Er fragte sich, wie er Dylan befreien konnte. Bisher führte kein Weg daran vorbei, zuerst den Mörder zu fassen. Sollte es eine Gelegenheit geben, mit Dahut und Dylan aus der Stadt zu fliehen, so würde er diese ergreifen. Danach konnte er immer noch zurückkehren, um Gradlon zu töten und seinen Schwur zu erfüllen.
    Dahut schien wütend auf ihren Vater zu sein, weil dieser ihr seinen Willen aufzwingen wollte. Sie war eine sehr eigensinnige Frau. Diese Eigenschaft schien man hier am weiblichen Geschlecht nicht zu schätzen. Er jedoch war froh, wenn eine Frau ihren eigenen Standpunkt vertrat.
    Keineswegs wollte er ein gefügiges Weib, das ihren Frust in sich verbarg, um ihm zu Willen zu sein. Er liebte die Herausforderung.
    Doch bereitete es ihm Sorge, Dahut Seelenleid zufügen zu müssen, indem er ihren Vater tötete. Womöglich würde sie sich daraufhin von ihm abwenden, wenn sie davon erfuhr. Es war vermutlich besser, er gestand ihr seine Gefühle nicht.
    Gradlon musste er töten, sonst wurde er ein Eidbrüchiger. Sofern ein derart Ehrloser überhaupt nach Asgard kam, würden ihm die valkyrjar , die Walküren, alle ungeliebten Aufgaben übertragen. So musste er die Valhöll , die Halle der Erschlagenen, fegen und Met in die Trinkhörner nachfüllen. Auch Óðinns Wölfe Geri und Freki zum Pinkeln auszuführen, gehörte dazu.
    Ragnar nahm den Zettel aus seinem Gewand und faltete ihn auf. Darin stand geschrieben in Dahuts einfacher, schnörkelloser Schrift, dass sie ihn heute zwei Stunden nach Sonnenuntergang zu sehen wünsche. In ihrem Haus. Unterzeichnet war lediglich, wie immer, mit einem D.
    Ragnar trank den Rest des Weines und gab den Becher zurück. Die Sonne war bereits vor einer etwa einer halben Stunde untergegangen. Er lief zu seinem Haus, um dort frische Kleidung zu holen. An einem der öffentlichen Brunnen wusch er sich.
    Zum Umkleiden trat er hinter ein Gebüsch. In seiner Heimat war Nacktheit nichts Schlimmes, doch schien die hiesige christlich geprägte Kultur damit Schwierigkeiten zu haben. Keineswegs wollte er wieder irgendwelche Frauen erschrecken.
    Ragnars Herz pochte bereits schneller vor lauter Vorfreude, Dahut bald zu sehen und in seine Arme zu schließen. Allzu deutlich erinnerte er sich ihrer Küsse, welche die Leidenschaft in ihm entfachten.
    Er lief die Straße in Richtung des Deichs entlang. Als er die Abzweigung zu Dahuts geheimen Haus entdeckte, sah er sich um. Da niemand in der Nähe war, schlug er den selten benutzten Weg ein.
    Erneut fiel ihm auf, welch gute Wahl Dahut mit dem Haus getroffen hatte. Es lag etwas abseits und besaß einen kleinen Garten. Von einer Seite waren nur Bäume zu sehen, von der anderen ein Stück des Deichs. Ragnar blickte sich noch einmal um, doch er sah niemanden. Dahuts geheimer Unterschlupf sollte nicht gefunden werden.
    Hastig schloss er die Tür auf und trat hindurch.
    Aus dem Dunkel löste sich eine Gestalt.
     
    »Ich habe auf dich gewartet.«
    Ragnar starrte den großen, dunkel gekleideten Mann an, der langsam nähertrat. Sein Gesicht war von einem schwarzen Tuch verborgen. Nur dunkle, stechende Augen waren davon zu erkennen, die Ragnar entfernt bekannt vorkamen. An seinem Gürtel war ein Dolch befestigt, dessen verzierter Griff jenem glich, der aus Aouregwenns Herz geragt hatte. In der Hand hielt er eine Armbrust.
    »Ihr seid der Mörder!« Ragnar tastete nach seinem Dolch.
    »Lasst Euren Dolch stecken oder besser noch:

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