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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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hatte noch eine andere Herausforderung zu meistern: Dahut würde alles andere als erfreut sein, dass ihre geplante Flucht gescheitert war.
     
    Am nächsten Tag
    »Es ist also alles gescheitert!« Dahut verbarg ihre Enttäuschung nicht. Sowohl ihre Stimme als auch ihre Mimik zeigten diese.
    Ragnar beobachtete Dahut, wie sie im Speisezimmer seines Hauses hin- und herlief. Sie wirkte zutiefst enttäuscht und verzweifelt.
    Er hatte sie gestern nicht mehr antreffen können. Ständig waren Leute um sie herumgelaufen. Es hatte keine Möglichkeit gegeben, sich ihr unauffällig zu nähern.
    »Gescheitert ist man erst, wenn man aufgibt und das hängt nur von einem selbst ab«, sagte er, um Dahut zu beruhigen.
    »Nette Philosophie, doch bringt sie mich nicht weiter.«
    Ragnar hob die Achseln. »Dann versuchen wir es eben bei Aouregwenns Bestattung.«
    »Da bringt mich keiner hin. Mir hat schon Jacuts gereicht.«
    »Ich dachte, sie wäre deine Freundin gewesen.«
    »Das dachte ich auch, doch wie du siehst, kann man sich irren.«
    »Womöglich wirst du es später bereuen, nicht zu ihrer gegangen zu sein.«
    Dahut knabberte an ihrer Unterlippe. »Ich weiß nicht. Was sollen wir jetzt nur tun?«, fragte sie.
    »Den Mörder finden.«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Ist das nicht die Aufgabe der Stadtwache?«
    »Ist es, doch je früher der Mörder gefunden wird, desto früher werden die Stadttore wieder geöffnet.«
    »Klingt plausibel, ist jedoch gefährlich. Wenn er uns ermordet, haben wir auch nichts davon.«
    »Wenn wir abwarten und nichts tun, spielen wir ihm in die Hände. Sämtliche Opfer stammen aus deiner näheren Umgebung. Bei Hels Hintern, auf dich selbst wurde bereits ein Mordversuch verübt und du denkst, der Mörder hat dich nicht auf seiner Liste?«
    Dahut wurde schreckensbleich. Ihre Lippen bebten. »Er hat mich auf seiner Liste! Vielleicht bin ich die Nächste.«
    »Wenn er es auf dich abgesehen hätte, so hätte er es seitdem noch einmal versucht. Ich glaube, du stehst nicht allzu weit oben auf der Liste, doch Vorsicht ist geboten. Geh nicht allein nachts hinaus, wenn es nicht unbedingt sein muss.«
    Er hatte ihr alles über den misslungenen Versuch, Morvarc’h zu stehlen, erzählt. Den mit dem Kommandanten der Stadtwache abgeschlossenen Handel jedoch hatte er verschwiegen.
    Schließlich stand Dahut bedauerlicherweise leider ebenfalls auf der Liste der Mordverdächtigen. Zumindest hatte sie Motive, sowohl Jacut, als auch Brioc und Aouregwenn lieber tot als lebendig zu sehen. Ob Dahut wirklich so hinterhältig, unberechenbar und gefährlich war wie ihre Mutter war eine andere Sache.
    Sein Herz glaubte an ihre Unschuld, doch die Fakten sprachen gegen sie. Wenn er den Mörder fand, könnte dies Dahut entlasten. Doch damit wollte er sie jetzt nicht behelligen – zumal er sie nicht noch weiter beunruhigen wollte und dem Kommandanten absolutes Stillschweigen versichert hatte.
    Dahut verließ das Haus. »Ich muss jetzt nach Hause. Mein Vater will, dass ich mit zur Abendmesse gehe.«
    »Aber du bist doch keine Christin.«
    Dahut hob die Achseln. »Er will mich zwingen. Wenn ich nicht hingehe, liegt er mir wochenlang in den Ohren. Dabei ist er sonst so gleichgültig mir gegenüber.«
    »Ich bringe dich zum Palast.« Keineswegs wollte er riskieren, dass sie allein nachts dem Mörder über den Weg lief.
    »Ragnar?«
    »Ja?«
    »Liebst du mich?«
    Überrascht starrte er sie an. Wie kam sie jetzt auf diese Frage? Unglücklicherweise lag ihm das Herz nicht auf der Zunge.
    Als er nichts antwortete, sagte sie: »Ich verstehe. Ich hätte das nicht fragen sollen.« Sichtlich enttäuscht wandte sie sich um. Er sollte ihr sagen, was er für sie empfand.
    »Dahut, ich ...«
    »Ich gehe jetzt besser.«
    Da sie in Sichtweite des Palastes kamen, folgte er ihr nicht. Dennoch blieb er stehen und beobachtete sie, bis sie sicher durch den Dienereingang ins Gebäude gelangt war, bevor er sich zum Gehen wandte.
    Auf dem Rückweg schalt er sich einen Narren, weil er Dahut seine Gefühle nicht gestanden hatte. Doch gewiss würde es bald eine Gelegenheit dazu geben.
     
    Drei Abende später lief Ragnar in Richtung des Palastes, da er hoffte, einen Blick auf Dahut werfen zu können. Leider sah er sie weder auf dem Palasthof noch auf ihrem Balkon.
    Er hielt sich in der Nähe der Palastmauer auf und gab vor, die weißen Blüten der Narzissen zu bewundern. Dabei dachte er an Dahut und ihre Haut, die so zart und fast so hell war wie die der Blumen. Er

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