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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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Er hielt eine Schriftrolle vor sich hin wie einen Schild. »Eine Nachricht für Sanctus Corentinus. Sehr dringend, hat man mir gesagt.«
    Sanctus Corentinus brach das Siegel und rollte das Pergament auseinander. »Jemand braucht dringend meine geistliche Unterstützung. Ich muss sogleich die Stadt verlassen.«
    Ragnar nutzte die Ablenkung und eilte davon.
    »Ihm nach! Haltet Ihn! Hier soll niemand von zweifelhafter Identität herumlaufen!«, rief der König.
    Sofort verfolgten ihn die Wächter. Zwei von ihnen erreichten ihn als erste. Mit gezückten Schwertern stürzten sie sich auf ihn.
    Ragnar wurde jedoch schnell klar, dass sie ihn nicht töten, sondern nur kampf- und fluchtunfähig machen wollten. Dies nutzte er aus, indem er ihnen ruchlos entgegentrat.
    Er zog sein Schwert. Klirrend trafen die Klingen aufeinander. Gleichzeitig wich er der Klinge des zweiten Wächters aus und streckte ihn mit einem Fausthieb nieder. Den zweiten Angreifer schlug er mit dem Schwertknauf bewusstlos. Sofern es sich verhindern ließ, wollte er niemanden töten. Seine Schwierigkeiten waren ohnehin schon groß genug. Ragnar eilte weiter den Gang entlang.
    Von allen Seiten stürmten Wächter heran. Er riss die erstbeste Tür auf und rannte hinein. Eine rothaarige Jungfer und ihre Anstandsdame kreischten auf. Er rannte an ihnen vorbei, steckte sein Schwert in die Scheide und sprang aus dem Fenster.
    Unten angekommen rollte er sich ab. Glücklicherweise dämpfte ein Gebüsch den Aufprall. Doch zerrissen ihm die Äste und Himbeerdornen Haut und Gewand, während er sich hindurchkämpfte.
    Ragnar hetzte weiter über einen der Gartenwege des Palastes. Da er die Schritte von Wächtern vernahm, schlug er sich in das nächste Gebüsch. Er nahm einen Stein auf und erhob sich gerade so lange aus dem Gebüsch, wie er benötigte, um zu zielen und zu werfen. Bereits als Jüngling war seine Wurfhand eine seiner Vorzüge gewesen.
    Der Stein schlug ein gutes Stück entfernt in eines der gegenüberliegenden Gebüsche ein. Sofort stürzten sich die herannahenden Wächter auf dieses Gewächs und kämpften tapfer gegen Astwerk und Blätter an.
    Währenddessen schlich Ragnar, so schnell er konnte, in Richtung des Deiches. Bald gelangte er zu Dahuts geheimen Haus. Der Mörder war noch dort, gefesselt und geknebelt, wie er ihn zurückgelassen hatte. In seinen dunklen Augen stand der Hass.
    Ragnar verschloss die Tür hinter sich und lehnte sich gegen die Wand, bis er wieder zu Atem kam. Er hoffte, niemand hatte ihn gesehen, wie er zu dem Haus gelaufen war. Ihm war keiner aufgefallen.
    Er musste mit dem Kommandanten sprechen. Fraglich war nur, ob dieser sich nach den letzten Ereignissen noch mit Ragnar einließ. Er brauchte Dahut als Mittelsperson. Sie konnte Ewen für ihn an die Stadtwache ausliefern. Gradlon würde ihr das Ungehorsam verzeihen, wenn sie den Mörder überbringt.
    Vermutlich brauchte er gar nicht auf Dahut zu warten, da die Nachricht gewiss von Ewen gefälscht worden war. Wenn er von Dahuts Haus wusste, so war ihm wahrscheinlich auch das Geheimversteck in der Palastwand nicht unbekannt.
    Voller Ungeduld und mit einem Anflug von Panik blickte er aus dem Fenster in Richtung des Deichs. Dort stand sie. Obwohl er nur einen Teil ihres Leibes sah, erkannte er Dahut am Übergewand und der Art, wie sie sich bewegte.
    Ragnar verließ das Haus und lief ihr entgegen. Er brauchte Dahut und vor allem brauchte er einen neuen Plan. Fieberhaft überlegte er einen Ausweg und betete zu allen Göttern Asgards, ihm einen rettenden Einfall zu schicken.
     
     
     
     

Kapitel 15

     
     
    Niamh erwachte schreiend. Sie schlug die Hände vors Gesicht. Mehrere Wochen waren vergangen, seit sie aus dem Verlies geflohen war, doch die Eindrücke von dort verfolgten sie noch immer. Diese Zeit hatte sie auch gebraucht, um wieder einigermaßen zu ihren geistigen und körperlichen Kräften zurückzufinden.
    Nacht für Nacht träumte sie von jener Seite des Gefängnisses, die nur durch ein Geländer vom Nichts des endlosen Abgrunds getrennt war. Viele der Langzeitgefangenen der letzten Jahre hatten sich dort hinabgestürzt. Früher oder später erlag jeder dem Wahnsinn.
    Die Nacht war noch jung. Wenn sie jetzt wieder einschlief, würde sie der Albtraum wieder in seinen Fängen haben und sie erneut die flüsternden Stimmen des Abgrunds vernehmen. Daher erhob Niamh sich.
    Sie hatte eine Ahnung von dem Kommenden. So etwas war ihr bereits mehrmals widerfahren, sodass sie dem

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