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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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offenbar weitgehend heraus. Merenwen hatte gerade mal dreißig Männer und Frauen um sich versammelt – zu wenige um ein Königreich zu stürzen. Zu wenige, um überhaupt in die Nähe der Königin zu gelangen, denn nur deren Tod könnte etwas ändern – vorausgesetzt es stimmte, was Merenwen gesagt hatte: Das Volk zählte auf Niamh.
    Doch sie hatte auch gesagt, dass viele sie für so gut wie tot hielten, nachdem Deirdre sie in den Kerker geworfen hatte.
    Doch ihre Zeit war nahe, das spürte sie ganz genau. Sie stand dicht davor. Sie musste nur lange genug im Wald überleben ...
     
    Dahut trug das Haar offen, wie es üblich war bei Beerdigungen. Auf Schmuck hatte sie verzichtete. Unter dem Vorwand, mit Jacuts jüngerer Schwester, die sie in der Tat kannte und schätzte, befreundet zu sein, hatte Dahut sich die Anwesenheit bei der Bestattung erschlichen.
    Der Trauerzug durchschritt die Straßen. Dahut war an seinem Ende, ganz vorne der Priester und Jacuts Eltern, sein Bruder und seine beiden Schwestern, während mittig seine Freunde liefen. Ihr tat seine Familie leid. Früher einmal hatte sie ihn geliebt und gehofft, ihn heiraten zu können, doch dann hatte er ihr sein wahres Wesen offenbart.
    Vor sich hielt Dahut eine Holzschale mit Datteln, was eine von Jacuts Lieblingsspeisen gewesen war, sofern sich dies in den vergangenen beiden Jahren nicht geändert hatte. Etwas Besseres war ihr nicht eingefallen.
    Dahut wurde neugierig beäugt. Vor allem die jungen Frauen starrten sie an. Offenbar handelte es sich um Jacuts zahlreiche Gespielinnen, die zu seinen Lebzeiten nicht voneinander wussten. Sollten sie glauben, was sie wollten. Dahut hatte nicht vor, sich davon irritieren zu lassen. Sie hatte ganz andere Probleme.
    Endlich erreichte der Trauerzug das Stadttor, das die Wächter ihm öffnete. Sie ließen es offen, wie Dahut es gehofft hatte, doch es war schwer bewacht.
    Die meisten Trauernden waren barhäuptig. Sämtliche Frauen trugen ihr Haar offen, so auch Jacuts Mutter mit ihrer polangen weißen Mähne und die beiden Schwestern, die wahre Schönheiten waren. Sie schluchzten hemmungslos. Auch sein Bruder und der Vater, dem Jacut erstaunlich ähnlich gesehen hatte, wischten sich dann und wann verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.
    Es war immer bedrückend, wenn jemand so jung starb, ob man diesen gemocht hatte oder nicht. Es erinnerte einen an die eigene Sterblichkeit, gemahnte der Kostbarkeit des Augenblicks, und wies darauf hin, wie schnell alles vorbei sein konnte. Von einem Tag auf den nächsten, von einem Moment zum anderen.
    Verstohlen sah Dahut sich um. Sie hielt das Haupt gesenkt, um Trauer vorzutäuschen. Nach Weinen war ihr jedoch nicht zumute. Was sie einst mit Jacut verbunden hatte, war schon lange von ihm selbst zerstört worden.
    Wie glaubte Ragnar, sich mit Dylan unauffällig durch die Menschenmenge bewegen zu können? Dylan würde vermummt sein und Ragnar war einen Kopf größer als alle anderen. Genauso gut konnten sie gleich zu Pferde ausreiten. Ihr war nicht wohl bei der Angelegenheit.
    Ustria nannte man traditionell den Ort, wo man den Scheiterhaufen anzündete. Er war mit Statuen und Malereien geschmückt. Ein Trauergast nach dem anderen trat vor den Verstorbenen und legte die letzten Gaben auf die Bahre.
    Man öffnete, wie es zu solchen Anlässen üblich war, Jacuts Augen. Nie hatte sie einen solch leeren, ins Jenseits gewandten Blick gesehen. Dahut wurde kalt. Endlich schloss man seine Augen wieder.
    Dahut war an der Reihe. Sie trat vor, um Jacut den letzten Kuss und die Datteln zu geben. Sie stellte die Schale seitlich von ihm in den Sarkophag. Flüchtig streiften ihre Lippen seine vom Tode kühle Haut. Selbst jetzt sah er noch attraktiv aus, gestorben in der Blüte seiner Jahre. Obwohl sie ihn nicht gemocht hatte, tat es ihr leid, dass er so früh gegangen war. Die Zeugnisse seines gewaltsamen Todes lagen verborgen unter seinem langen Gewand.
    Jacuts Mutter streute Blumen auf seine Leiche. Dann verschlossen sie den Sarkophag. Jacut wurde beigesetzt.
    Dahut war nervös. Wo blieben Ragnar und Dylan nur? Zwei verhüllte Gestalten standen abseits, doch beide waren zu klein, um einer von ihnen zu sein. Dahut vermutete, dass es sich um ehemalige Geliebte Jacuts handelte, die ihre Gesichter nicht zeigen wollten. Gut, so fiel Dylan vielleicht auch nicht sehr auf.
    Andererseits standen überall Wachmänner. Wie sollten sie entkommen? Doch weder Ragnar noch Dylan ließen sich blicken. Hatte man

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