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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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versuchen.« Ganz wohl war ihr nicht bei der ganzen Sache, doch der Plan schien durchdacht. Ihr selbst war kein besserer eingefallen, so sehr sie auch ihr Hirn zermarterte. Die größte Schwierigkeit bestand darin, an den Deichschlüssel zu gelangen. Wie alle Schritte zu großen Veränderungen, verlangte auch dieser viel Mut von ihr. Sie war bereit, alles zu tun für ihre Freiheit und dafür, dass Dylan Gerechtigkeit widerfahren sollte.
    »Nicht nur versuchen, Dahut, du wirst es tun. Lass dich nicht einschüchtern!«
    Dahut atmete tief durch. »Ich gehe jetzt zu ihm.«
    Ragnar beugte sich über sie, doch seine Nähe brachte sie nicht zum Erbeben, zu aufgeregt war sie dafür.
    »Wusste ich es doch, dass ich mich auf dich verlassen kann«, sagte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Sie wandte sich ab, um ihre schwere Aufgabe zu erfüllen.
     
    Dahut ging zu Gradlons Räumen. Sie verspürte Angst vor ihrer Zukunft und den Konsequenzen und sogar ein wenig Angst vor dem Wissen selbst, denn es konnte dunkle Geheimnisse bergen. Warum sonst hatte Gradlon es all die Jahre so gehütet?
    Doch tat Dahut das Notwendige trotzdem. Sie war nicht feige. Nie wieder würde sie sich von ihrem Vater vertrösten lassen. Der Tag war gekommen, wo sie für ihre Rechte einstehen und fordern würde, was ihr gehörte. Sie wollte so viel wie möglich über ihre Mutter und deren Familie erfahren.
    Mit einem kleinen Fass besten Weines, den sie aus Gradlons Vorratskeller entwendet hatte, machte sie sich auf zu ihrem Vater. Die Wachen blickten sie überrascht an, als sie ankündigte, mit dem König sprechen zu wollen.
    Die Männer ließen sie überraschenderweise sogleich ein.
    »Was gibt es? Fasse dich kurz«, sagte Gradlon. Er wirkte müde. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Er sah älter aus als sonst. »Wozu der Wein?«
    »Wir haben etwas zu besprechen, Vater, etwas, das wir schon lange hinauszögern.«
    Er runzelte die Stirn. »Du meinst wegen Brioc? Nun, er wird dich trotz allem heiraten, keine Sorge.«
    »Es geht nicht um Brioc und das wisst Ihr.«
    »Hast du Angst vor dem Mörder? Das musst du nicht. Ich habe alles unter Kontrolle.«
    Dahut beherrschte mühsam ihre Wut. Gar nichts hatte er unter Kontrolle!
    »Natürlich habe ich Angst. Ich wäre eine Närrin, hätte ich die nicht. Doch darum geht es nicht.« Dahut stellte das Fässchen auf den Tisch, nahm zwei Becher vom Regal und stellte sie vor sich hin. Sie nahm einen Zapfhahn von einem der Nebentische und schlug ihn in die dafür vorgesehene Stelle des Fässchens. Sogleich befüllte sie die Becher. Einen davon reichte sie Gradlon, der ihn dankend, jedoch misstrauisch blickend, entgegennahm.
    Sie lächelte gequält, in der Hoffnung, der Wein würde ihn milder und geduldiger stimmen. Gradlon war ein gefährlicher Mann. Das durfte sie niemals vergessen, ebenso wenig wie die Gerüchte, dass sie nicht seine leibliche Tochter war. Sie wusste nicht, wie viel sie ihm wirklich bedeutete.
    »Wie geht es Euch, Vater. Ihr seht erschöpft aus.«
    Gradlon nahm einen Schluck Wein. »Ich wäre ein schlechter Regent, würde ich mir nicht über den Mörder und die Zukunft von Ys Sorgen machen. Ich habe einen Ruf zu verlieren. Nie hatten wir hier Verbrechen und jetzt häufen sie sich.«
    »Der Mörder wird sicherlich bald aufgegriffen werden und dann kehrt hier wieder Ruhe ein.«
    Gradlon nickte. »Ja, aber bis dahin schadet es den Umsätzen der Händler.«
    »Dann müsst Ihr die Stadttore wieder öffnen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass ich das nicht kann – so gern ich es im Hinblick auf den Handel tun möchte.«
    »Warum nicht? In anderen Hafenstädten gibt es auch Verbrechen, noch viel mehr als bei uns.«
    »Ys ist nicht wie andere Städte.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Ys ist verletzlich. Sie ist dem Meer abgerungen. Sie ist ...« Er raufte sich das Haar.
    »Woher habt Ihr diese Angst vor dem Meer? Weil meine Mutter darauf starb?«
    »Sprich nicht von ihr! Allein ihr Name ist bereits verflucht!«
    »Was quält Euch, Vater?« Dahut schenkte ihm Wein nach.
    Hastig ergriff er den Becher und nahm zwei tiefe Schlucke davon. »Die Angst, verstehst du? Diese Angst seit Jahren. Ich halte sie nicht mehr länger aus.«
    Dahut beugte sich vor und legte ihre Hand auf seinen Unterarm. »Was quält Euch?«
    »Nichts, wovon ich dir erzählen sollte.«
    »Aber Vater, bald werde ich verheiratet und die Stadtherrin von Ys sein. Ihr werdet mich verlassen –

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