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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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Gefühl nachspürte. Es war nicht der Albtraum allein, der sie geweckt hatte. Irgendetwas war im Gange.
    Ireth, die silberhaarige Magierin, hatte ihr geraten, ihren Ahnungen zu vertrauen. Auch sie war der Ansicht, dass die Königin etwas plante, das weitaus ungehöriger war, als die einstige Beschwörung der Schattenschlangen, einer Art niederer Dienerdämonen, die sie aus ihrem eigenen Blut erschaffen hatte.
    Die dunkle Seite sollte man niemals unterschätzen, doch wer sich mit ihr einließ, zahlte einen Preis. Das Universum strebte stets nach einem Ausgleich. Die Königin hing dunklen Machenschaften nach, doch Niamh hatte keine Ahnung, welchen. Zwar war sie selbst beliebt im Land, beliebter als ihre Mutter, die Königin, doch fehlten ihr die Informationen, die nur in den obersten Kreisen bekannt waren.
    Nach den Vorfällen der letzten Zeit glaubte Niamh nicht mehr, dass sie die künftige Regentin werden würde – wenn es nach dem Willen ihrer Mutter ginge. Noch besaß sie wenig Macht, doch ihr Einfluss wuchs. Immer mehr Bewohner von Gwragedd Annwn waren unzufrieden mit der unberechenbaren Herrscherin.
    Im Moment war die Thronfolge Niamhs geringstes Problem. Sie nahm eine Obsidianschale aus dem Schrank und ging zum dreieckigen Tisch. Dort goss sie frisches Wasser, das dem Grünen Meer entstammte, aus einem Krug in die Schale.
    Niamh beugte sich vor und konzentrierte sich. Ein Schleier zog über die Wasseroberfläche, verdichtete sich und wirbelte durcheinander in opalisierenden Schlieren. In der Mitte tat sich der Strudel auf und offenbarte ein Bild der Stadt Ys.
    Überall waren Schatten, nicht die gewöhnlichen Schatten, sondern Kreaturen, geboren aus der Dunkelheit und dem Blut der dunklen Königin. Ihre andere Gestalt war die von riesigen schwarzen Wasserschlangen, welche dem Kopf der Herrscherin entwuchsen und sich von ihr lösen konnten, wenn sie diese aussandte.
    Sie waren viel mehr geworden in der Stadt Ys, seit Niamh sie das letzte Mal gesehen hatte. Bald würde es zu spät sein. Die Zeit verging anders in dieser Welt, zumal die Herrscherin sie zu manipulieren vermochte. Wie lange war Niamh wirklich gefangen gewesen dort im untersten Kerker? Erstmals seit ihrer Freilassung verspürte sie wieder Kraft in sich, jedoch auch Verzweiflung.
    Niamh ließ das Bild wieder verschwinden. Sie goss das Wasser aus, damit niemand die Bilder ihrer Vision würde abrufen können, und legte die Schale zurück in den Schrank. Sie nahm ihre Beutel mit Verbänden, Heilkräutern und Salbenzubereitungen heraus und verstaute sie in der Tasche, die sie in ihrem Rock eingenäht hatte. Ihrem Gefühl nach würde sie diese Dinge sehr bald benötigen. Meist trug sie diese ohnehin mit sich herum, eine Gewohnheit aus ihrer Zeit als Heilerin von Ys.
    Niamh eilte zum Grünen Meer, von dem das Wasser stammte. Sie war Deirdres Tochter. Warum sollte sie weniger Macht besitzen als sie? Warum sollte nur die Königin selbst in der Lage sein, ein Portal in die Welt der Menschen zu öffnen?
    Niamh stand vor dem Gewässer und streckte die Arme aus. Plötzlich spürte sie es: Erst kürzlich war hier ein Portal geöffnet worden. Ein Nachbeben war noch dort und ein hauchdünner Riss bestand im Gefüge von Raum und Zeit.
    Niamh streckte die Finger ihres Geistes danach aus. Alles bestand aus Vibration und Leere. Diese hier war anders. Niamh konnte nicht beschreiben, was genau daran ungewöhnlich war, nur dass es sich anders anfühlte als der sie umgebende Raum und sie eine Art von Unebenheit darin erspüren konnte.
    Niamh drang ein und verbreiterte den Riss nach und nach. Ein Schlund tat sich auf. Gähnende Leere erstreckte sich vor ihr in die Unendlichkeit. Sie spürte den Wind des Abgrunds, einen lichtlosen Wirbel, einen Sog.
    Niamh stürzte sich hinein, bereit, jeden Moment zu sterben.
     
    »Oh, du hast mich erschreckt!« Dahut sah Ragnar an, der plötzlich hinter einem Busch hervortrat. Er hätte ja auch der Mörder sein können oder ein anderer Wahnsinniger.
    Sie befanden sich in der Nähe ihres Hauses. Dieses verlor Dahut aus dem Blickfeld, als sie in Ragnars Richtung ging.
    Ragnar lächelte. »Es war nicht meine Absicht, dich zu erschrecken.« Er umfasste ihre Schultern und lächelte sie an. »Ich habe endlich eine Lösung gefunden.«
    »Lass hören.«
    »Du erinnerst dich an das erste Mal, als mein Gemach brannte?«
    Dahut nickte. »Gewiss. Nun, was hast du für eine Lösung gefunden?«
    Ragnars Lächeln vertiefte sich. »Als mein Gemach brannte,

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