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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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das ist kein Geheimnis. Wenn es etwas gibt, von dem ich wissen muss, sagt es mir jetzt.«
    »Es hat nichts mit dir zu tun. Oder vielleicht doch. Deine Mutter wollte, dass ich ihr eine Stadt baue. Hier am Meer. Den Deich hat sie selbst entworfen.« Gradlon nahm erneut einen Schluck Wein.
    »Was ist damit?«
    »Es war zu spät. Sie wollte damals nicht zugeben, dass sie dem Tode nahe war. Sie starb, noch bevor wir die Cornouaille erreichten. Ich dachte, ich würde alles verlieren, sie und dich, denn du warst noch zu klein, um zu überleben. Wir hatten keine Amme für dich auf dem Schiff, nur eine Ziege. Ich weiß nicht, was Malgven getan hat, kurz bevor sie starb, denn kein Sturm und keine größeren Wellen, nichts kam uns mehr entgegen, bis wir das Land erreichten. Es war, als hätte sie ihr Leben für unsere Sicherheit gegeben.« Gradlon starrte in seinen leeren Becher. »Der Preis, sie zu haben, war hoch gewesen, zu hoch. Meine Sünden. Sanctus Corentinus hat Recht. Meine Sünden verfolgen mich bis zum jüngsten Tag.«
    Dahut verkniff sich einen abwertenden Kommentar über Sanctus Corentinus. Sie wollte ihren Vater nicht verärgern, denn sie brauchte Informationen von ihm.
    »Würde es Euch erleichtern, darüber zu reden?«
    Er bedachte sie mit einem starren Blick. »Darüber reden? Mit dir?«
    Es wurde ihr schwer ums Herz bei seinen Worten und ihren eigenen, die sie würde sagen müssen. Dahut seufzte. »Nun, wie es dazu gekommen ist und warum sie sterben musste. Ich habe sie doch nicht etwa getötet?«
    »Das denkst du?« Er sah sie betroffen an und schüttelte dann den Kopf. »Nein, du warst schon geboren. Es geschah einige Tage später, dass sie wieder zu bluten anfing.«
    »Wie habt Ihr sie kennengelernt?«
    Für einen Augenblick schien er verwirrt zu sein, dann nickte er. »Warum solltest du es nicht wissen? Du bist genauso davon betroffen wie ich. Zum Teil jedenfalls. Möglich, dass er auch hinter dir her sein wird.«
    »Wer wird hinter mir her sein?«
    Gradlon goss sich Wein nach und nahm einen tiefen Schluck aus dem Becher. »Als ich jung war, reiste ich viel. Ich wollte Abenteuer erleben und die Welt sehen. Ich fuhr bis hoch in den Norden in die Länder der ewigen Tage und der ewigen Nächte.«
    »Ewige Tage und ewige Nächte?«
    Er nickte. »Dort dauern die Tage im Sommer mehrere Monate lang, im Winter erblickt man das Licht fast nicht mehr. Und kalt ist es dort. Die Dächer sind unter Schnee begraben und die Eiszapfen meterlang. Ein schneidender Wind weht dort sogar im Sommer.«
    Gradlon nahm einen Schluck Wein. »Ich habe deine Mutter nicht in Gwynedd kennengelernt, sondern auf Sjælland, einer großen Insel im Norden. Deine Mutter war mit dem König von Sjælland verheiratet.«
    Dahut starrte ihn an. Malgven war zuvor verheiratet gewesen? Dann war Gradlon also wirklich nicht ihr Vater, sondern vielleicht dieser andere Mann? Doch sie unterließ es, vorerst zu fragen, denn sie wollte seinen durch den Wein hervorgelockten Redefluss nicht unterbrechen.
    »Er hatte so einen seltsamen Namen. Sverðlun glaube ich. Man vergisst nie die Namen derer, die ...« Er brach ab und nahm einen Schluck Wein. »Ich habe den Ehemann deiner Mutter getötet, um sie zum Weibe zu nehmen. Das ist eine meiner größten Sünden.«
    Dahut stockte der Atem. Ihr Vater, der stets so fromm tat, hatte getötet, um an das Weib eines anderen zu gelangen?! Er hatte ihre Mutter damals also tatsächlich ehelichen wollen.
    »Sie hat mich zu ihm geführt in der Nacht. Deine Mutter hat mich überredet, ihn zu töten, denn sie hatte Angst vor ihm.«
    »Warum?«
    »Weil er so alt war und sie so jung.«
    »Was ist daran das Problem?«
    Gradlon kratzte sich am Kinn. »Das weiß ich auch nicht. Ich befürchte Sverðlun glaubte, sie würde sich durch Zauberei die ewige Jugend erhalten, denn sie waren schon einige Jahre verheiratet, während der sie sich im Gegensatz zu ihrem Gatten kaum oder nicht veränderte. An manchen Frauen geht eben das Alter vorbei. Andererseits war sie dennoch um einiges jünger als er gewesen. Er hätte froh darum sein müssen, der alte Narr. Sein Volk war misstrauisch. Sie sprachen von Feenzauber. Es kamen Gerüchte auf. Das Übliche.« Er hob die Achseln, die er sogleich sinken ließ. »Zumindest bedeutete es nicht, dass sie unsterblich gewesen wäre.«
    »Feen sterben doch nicht.«
    Er nahm einen weiteren Schluck. Wein lief an seinem Kinn herab. »Feen! So ein Unsinn! Die Leute glauben auch alles, was irgendwelche alten

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