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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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sich ihm eine kühle Logik. Er funktionierte wie ein seelenloser Kämpfer. Selbst die Berserkerwut nahm nur einen Teil seines Geistes in Besitz. Ein Teil von ihm war immer der taktierende Krieger.
    Dahut schien ihn nicht zu bemerken, denn sie betrat den Palast, ohne sich ein einziges Mal umzuwenden. Kurz darauf rannte auch ein Wächter hinein, ein junger Bursche, der kalkweiß vor Furcht war.
    Wenig später stürzten Gradlon und einige seiner Wächter aus dem Palast. Sie schrien wild durcheinander. Alle waren totenbleich und ihre Gesichter von Angst gezeichnet. Dafür hatten sie gute Gründe. Die Stadt stand kurz vor der Vernichtung und die Bevölkerung vor der Auslöschung.
    Dahut kam kurz hinter ihnen heraus. Auch sie war blass. Ihre Augen waren leicht gerötet. Hatte sie geweint? Verstohlen sah sie zu Gradlon, der sie nur voller Verachtung anblickte. Was hatte er seiner Tochter angetan? Ragnar rannte auf sie zu.
    Die Wächter versuchten, die Menschen zu beruhigen. Doch so schnell, wie die Flut stieg, war es unmöglich, alle retten zu können. Die Stadtmauern, einst zum Schutz erbaut, stellten nun einen Sarg dar, der keinen herausließ. Sie waren hier im Tode zusammen eingeschlossen.
    Ein Wächter brachte dem König ein prachtvolles weißes Ross, wie Ragnar nie zuvor eines erblickt hatte. Es war so groß wie sein Schlachtross, doch von einem durchscheinenden Weiß und seine Mähne schimmerte silbern im Sonnenlicht. Irisierender Rauch stob aus seinen Nüstern. Seine Augen waren gänzlich schwarz. Dies war kein gewöhnliches Tier. Es konnte sich nur um das legendäre Feenpferd Morvarc’h handeln, über das so viele Legenden vom Volk von Ys gesponnen worden waren. Seit Sanctus Corentinus in die Stadt eingezogen war, hatte niemand mehr den weißen Hengst erblickt. Dieses Zauberwesen stammte wahrlich aus einer anderen Welt. Seinem Blick, der alle Düsternis in sich vereinte und dem Rauch, der aus seinen Nüstern stob, zufolge war er wohl der christlichen Hölle entsprungen.
    Der König schwang sich auf des Pferdes Rücken. Zu Ragnars Überraschung ritt er auf Dahut zu und streckte er seine Hände nach seiner Tochter aus. Dahut zögerte. Sie starrte nur die lichtlosen Augen des Feenrosses an. Hatte sie gar Furcht vor diesem unirdischen Wesen? Es wäre ihr nicht zu verdenken.
    Dahut stieg hinter ihm auf und hielt sich am Leib ihres Vaters fest. Der König ritt sogleich los. Konnte dieses Tier wirklich fliegen? Jetzt war der Moment, in dem die Legenden wahr werden sollten.
    Morvarc’h stob durch die Fluten. Tatsächlich erhob er sich ein Stück weit aus dem Wasser, doch die Meeresfluten hielten es zurück. Was war geschehen?
    Dann sah Ragnar sie: Blutdürstige Meerespferde und Wassergeister folgten dem Zauberross und seinen Reitern. Es waren durchscheinende Gestalten aus Nebel und Gischt mit Zähnen und Klauen, die sie in des Pferdes Leib schlagen wollten. Nein, nicht in Morvarc’h, sie hatten es auf Dahut abgesehen!
    Auch Gradlon schien die Verfolger zu bemerken, als er zurückblickte, denn sein ohnehin blasses Gesicht wurde plötzlich aschfahl.
    Ragnar kam ihnen immer näher. Er war ein herausragender Schwimmer, selbst in seiner Heimat, wo dies zu den grundlegenden Fähigkeiten gehörte. Bald würde er Gradlon erreicht haben. Ob er gegen die Kreaturen aus Wasser und Rauch etwas ausrichten würde können, wusste er nicht. Doch er konnte Dahut ihnen nicht überlassen. Wie es aussah, holten sie auf. Selbst dieses machtvolle Feenpferd vermochte ihnen nicht zu entkommen.
    Rufe erklangen vom Ufer. Der Heilige, Sanctus Corentinus, stand dort und schrie ihnen zu, dass Dahut mit dem Teufel im Bunde sei. Er deutete in Ragnars Richtung. Gradlon wandte sich um und starrte ihn ebenfalls hasserfüllt an. Sie dachten also wirklich, er sei der Teufel?
    Nach dem Glauben seiner Heimat gab es keinen Teufel. Der Gedanke an einen derartigen Dualismus erschien ihm absurd. Warum sollte der Teufel jemanden bestrafen, der nach seinem Willen lebte? Musste er nicht gerade diese Leute mit Festgelagen und reichlich Met willkommen heißen?
    Nun, die Christen waren nicht gerade für ihre Logik berühmt. Gradlon offenbar auch nicht. Er starrte abwechselnd zu Sanctus Corentinus und Dahut. Wie es schien, focht der König einen inneren Kampf aus.
    Er stieß tatsächlich seine Tochter, sein eigenes Fleisch und Blut, vom Ross herunter! Ragnar konnte es einfach nicht glauben! Dahut fiel hinab in die Flut. Die Wellen rissen ihr die Kapuze vom Kopf.

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