Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
Vom Netzwerk:
dorthin gekommen ist.« Die Verzierungen auf dem Griff waren höchst ungewöhnlich. Doch Dahut vermied es, Gradlon darauf anzusprechen. Er war ohnehin viel zu interessiert an der Waffe und sie wollte sie auf keinen Fall abgeben. Seine heftige Reaktion auf den Anblick des Dolches widersprach seinen Worten. Entweder kannte er die Waffe oder der Edelstein entsprach wirklich dem an seinem Deichschlüssel.
    Gradlon zog die Stirn in Falten. »Du weißt doch von nichts. Gib mir den Dolch! Waffen sind nichts für Frauen! Nicht, dass du dir versehentlich in den Finger schneidest.«
    Hatte er eine Ahnung. Sie konnte besser mit Dolch, Schwert und Speer umgehen als Gradlon selbst. Lange hatte er keine Leibes- oder Waffenübungen mehr gemacht, sondern sich auf seine unzähligen Leibwächter verlassen. Doch von ihren geheimen Waffenübungen konnte sie ihm freilich nicht erzählen, zumal ihr Halbbruder darin involviert gewesen war, als er einige Zeit bei seinem Vater in Ys verbracht hatte. Sie wollte ihm keinen Ärger bereiten.
    Dahut sah ihren Vater grimmig an. »Genau, ich weiß von nichts! Und das bezieht sich nicht nur auf Waffen. Weil du mir alles verschweigst und mich nur loswerden willst.«
    Es klopfte an der Tür. »Euer Majestät?«, erklang die Stimme des Kommandanten.
    »Herein!«
    Der Kommandant der Wache erschien. »Wir haben Neuigkeiten. Eines von Niamhs Gewändern wurde zerrissen im Garten zwischen den Sträuchern gefunden. Wir befürchten, sie ist dem Mörder anheimgefallen. Daher werden wir unsere Suchtrupps verstärken und nicht ruhen, bevor wir ganz Ys durchsucht haben.«
    Dahut erschrak. »Gab es Blutspuren oder Anzeichen eines Kampfes?«
    »Nein, wir vermuten, dass dieser womöglich woanders stattfand und die Kleidung dort nur zurückgelassen wurde. Ich werde sofort alles in die Wege leiten.«
    Gradlon nickte. »Tut dies.«
    Zusammen mit dem Kommandanten entwischte Dahut dem Raum, da sie verhindern wollte, dass Gradlon ihr den Dolch wegnehmen ließ. Nach der Reaktion ihres Vaters zu urteilen, waren die Steine identisch, auch wenn er dies vehement abstritt. Sie kannte ihn lange genug, um dies zu wissen. Doch warum wollte er den Dolch unbedingt haben? Was verschwieg er ihr sonst noch?
     
    »Wir kriegen dich, denn du gehörst zu uns.« Zischende Stimmen drangen von überall her. Niamh stieß einen schrillen Schrei aus, als der Sog sie ergriff und hinabriss. Sie durchstieß das Portal. Noch während sie fiel, verwandelte sie sich zurück. Nackt landete sie auf einer Wiese, die sie als zu Gwragedd Annwn gehörend erkannte. Auch hier war es Nacht. Vögel sangen. Ihre silbernen und schwarzen Federn schillerten im Mondlicht. Nachtblühende Blumen, von denen es in der Anderswelt der Wasserfeen einige gab, verbreiteten ihre schweren Düfte.
    Doch die Idylle währte nicht lange, da kamen die Wächter: Wasserfeen-Krieger in schwarzen Gewändern und bewaffnet, als würden sie in eine Schlacht ziehen.
    Unter ihnen befanden sich Finarfin, Elrond, Caranthir und Amras, die bereits Niamhs Großvater ergeben gewesen waren, der, ebenso wie ihre Eltern, im magischen Krieg zu Tode gekommen war. Sofern einer von ihnen Mitgefühl mit ihr empfand, so zeigte er es nicht.
    »Ich wollte nicht fliehen«, sagte Niamh, die keinerlei Anstalten machte, ihre Blöße zu bedecken.
    Die Wächter antworteten nicht. Das taten sie nie. Sie ergriffen Niamh und brachten sie nach Gwragedd, der Hauptstadt von Gwragedd Annwn.
    Viele der Feen, denen sie auf dem Weg zum Palast begegneten, starrten sie an. Sowohl auf bekannten als auch auf fremden Gesichtern erkannte sie Mitgefühl.
    Grünlicher Nebel wogte durch die Gassen und Gärten zwischen den runden Häusern der Stadt. Viele der fünfeckigen Fenster standen offen und Feen sahen heraus. Das Wirrwarr ihrer Stimmen drang zu Niamh. Niemand wagte es, gegen die Diener der Königin aufzubegehren, denn jeder fürchtete ihren Zorn und ihre Grausamkeit. Sie ahnten nicht, wie einsam die Herrscherin war, dies wusste nur Niamh. Sie war eine der wenigen, die Deirdre wirklich kannten.
    Die Düfte der Wasserblumen in den Teichen der zahlreichen Gärten wehten zu Niamh herüber. Winzige Vögel umschwirrten sie. Über die Wiesen sah sie die blauen, krokodilähnlichen Wesen streifen, die man hier als Haustiere hielt.
    Die fünf fünfeckigen Türme, welche, ein Pentagon formend, sämtliche Ecken des Palastplatzes säumten, strahlten eine gewisse Bedrohlichkeit aus. In einem dieser hoch in den Himmel ragenden Türme hatte

Weitere Kostenlose Bücher