Im Bann der Wasserfee
Mutter erhalten. Manche glauben, das wäre ein Feenstein oder sie habe einen Zauber darüber ausgesprochen. Unglaublich, was sich manche Leute zusammenspinnen.« Er schüttelte den Kopf.
»Das mit dem Stein wäre allerdings ein seltsamer Zufall«, sagte Dahut.
Der Kommandant hob die Augenbrauen. »Nicht unbedingt. Woher auch immer Eure Mutter den Stein hatte, dort gibt es gewiss noch mehrere davon. Es gibt ganze Edelsteinadern in den Bergen.«
Dahuts Blick glitt zu der Waffe. »Könntet Ihr mir den Dolch überlassen?« Sie besaß eine Dolchsammlung, doch es gab für sie einen weiteren Grund, warum sie die Waffe besitzen wollte.
Die Mimik des Kommandanten verriet nicht, was er dachte. »Wenn Ihr darauf besteht, Prinzessin. Schließlich ist es Euer Leben, das in Gefahr ist. Doch erlaubt mir, die Waffe zuvor zu untersuchen. Ich werde sie Euch anschließend bringen. Das wird nicht lange dauern.«
»Ich bestehe darauf.«
Kapitel 7
Am nächsten Morgen kam der Kommandant der Wache zu Dahut, um ihr den Dolch zu bringen. Dabei teilte er ihr mit, dass die Heilerin Niamh seit anderthalb Stunden vermisst wurde. Er hielt sich nicht lange bei ihr auf, sondern ging sogleich wieder. Soweit sie wusste, war er sehr beschäftigt.
Ob Niamhs Verschwinden gar mit dem Mordversuch an ihr zusammenhing? Dahut wurde bei diesem Gedanken eiskalt vor Schreck. Womöglich hatte der Mörder Niamh genommen an ihrer statt? Die meisten der Bewohner von Ys wussten, dass sie Niamhs Schülerin und Freundin war. Dieser Zusammenhang war gewiss dem Kommandanten der Wache auch aufgefallen. Doch welche Feinde hatte Niamh? Sie wusste es nicht, doch sie würde wachsam sein, schon allein aus Selbstschutz.
Dahut verstaute den Dolch zusätzlich zu ihrem alten in einer eigens dafür angefertigten Tasche an ihrem Gürtel, die einerseits eine schnelle Verfügbarkeit der Waffe sicherstellen, aber andererseits diese nicht zu offensichtlich den Blicken der Leute ausliefern sollte.
Dahut erkundigte sich beim Kommandanten der Wache nach Niamhs Verbleib. Bisher hatte man von der Heilerin nichts gehört. Sämtliche Nachbarn und viele Patienten waren befragt worden, doch niemand hatte sie heute gesehen. Auch hatte sie wenige Feinde, da sie aufgrund ihrer Heilkünste bei den meisten recht gut angesehen war.
Dahut hielt es für möglich, dass sie zu einem wichtigen Einsatz gerufen worden war, für den sie die beiden Patienten, die heute früh einen Termin bei ihr hatten, kurzfristig hatte versetzen müssen. Doch das sah ihr nicht ähnlich. Niamh hätte zumindest eine Nachricht hinterlassen oder einem der Nachbarn etwas gesagt. Es sei denn, sie hätte es aus irgendeinem Grund nicht tun können, etwa aus extremer Zeitnot. Es gab Notfälle, bei denen jede Sekunde zählte. Womöglich schwebte jemand in Lebensgefahr und Niamh konnte ihn keine Minute allein lassen. Ys war groß. Noch konnte sie gefunden werden. Dennoch hatte Dahut ein ungutes Gefühl.
Als nächstes wollte sie zu ihrem Vater gehen und ihm Fragen stellen. Ewen würde vor ihres Vaters Räumen auf sie warten. Diesmal ließen die Wachen sie anstandslos vorbei. Offenbar hatten sie vom Ereignis der vergangenen Nacht gehört und dachten, ihr Erscheinen hinge damit zusammen.
Gradlon stand am Fenster, machte aber keinerlei Anzeichen, auf sie zuzugehen.
»Was ist?« Seine Stimme klang mürrisch. Womöglich hatte er wieder mal schlecht geschlafen.
»Der Kommandant sagte, im Deichschlüssel wäre ein Stein eingearbeitet, der dem an diesem Dolch ähneln würde.« Dahut zog die Waffe hervor.
Gradlon erbleichte. Schweißtropfen traten auf seine Stirn.
»Wo hast du den her?«
»Er war unter meinem Bett.«
»Vom Vorfall heute Nacht? Das ist ein Beweisstück. Her damit!«
»Ich habe die Wache gefragt. Sie haben ihn mir überlassen.«
Er verengte die Augen zu Schlitzen. »So, haben sie das?«
»Sind die Steine identisch?«
Gradlon starrte noch immer den Dolch an. »Das sind sie nicht.«
Merkwürdig. Der Kommandant war sich dessen so sicher gewesen. Zumindest wusste sie jetzt, dass der Dolch nicht aus Gradlons Eigentum stammte und womöglich gestohlen war.
»Dann sehe ich keinen Grund, warum ich ihn dir geben sollte.«
»Waffen sind nichts für Frauen. Außerdem muss die Stadtwache ihn untersuchen, damit sie den Mann finden, der ihn in deinem Raum verloren hat. Wie auch immer er hineingekommen ist.«
»Sie haben die Waffe schon geprüft. Vielleicht gibt es eine andere Erklärung, wie er
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