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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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die Schönheit.«
    »Und ihre Juwelen. Sie muss einen ganzen Saal voll damit haben. Sie läuft aufgeputzt herum, als hielte sie sich für eine Königin, doch sie wird niemals Königin sein. Wusstet Ihr das? Sie ist nicht mal eine richtige Prinzessin! Sie ist nur Gradlons Bastard. Daher wird nicht sie die Krone der Cornouaille bekommen, sondern ihr Halbbruder Salomon.« Triumphierend sah sie ihn an.
    Verärgerung stieg in Ragnar auf. »Hört, Weib, ich interessiere mich nicht für Gerüchte und bösartige Nachrede.«
    Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Das solltet Ihr aber, dann wüsstet Ihr auch, was man über Euch sagt und das ist nicht unbedingt schmeichelhaft.« Sie drehte sich um und ging davon.
     
    Seit die Weinranken an der Palastwand entfernt worden waren, musste Dahut noch vorsichtiger sein auf ihren heimlichen nächtlichen Ausflügen. Zum einen lag dies daran, dass sie sich vor dem Entführer Niamhs fürchtete, von der noch immer keine Spur gefunden worden war. Doch genau dies trieb sie hinaus. Sie wollte herausfinden, was mit ihrer Freundin geschehen war. Die Stadtwache erschien ihr keineswegs so motiviert wie sie selbst.
    Damit niemand sie erkannte, zog sie die Kapuze des alten verblichenen Umhangs tief ins Gesicht. Womöglich würde man sonst nach ihrem Geheimgang suchen oder gar Ewen bestrafen für eine Nachlässigkeit, die er nicht begangen hatte. Würde man ihr andere Räume zuweisen, wäre sie endgültig eine Gefangene, zuerst Gradlons und dann die ihres zukünftigen Gemahls. Bereits kurz nach seiner Anreise wurde ihr verboten, mit anderen Männern als Brioc oder ihrem Vater zu sprechen.
    Sie erschauderte, wenn sie nur an den kalten Blick ihres Verlobten dachte. Er war hager, grauhaarig und besaß eine Lispelstimme, doch das allein wäre kein Problem. In den wenigen Gelegenheiten, die sie mit Brioc sprechen hatte können, war ihr Eindruck von ihm nicht gerade gut gewesen. Er war kalt und rücksichtslos. Wäre er ihr eines Tages überdrüssig, würde er gewiss keine Skrupel kennen und sie beseitigen. Ihr Vater würde davon nichts erfahren, da er sich nicht im Geringsten für sie interessierte. Er wollte sie ja nur loswerden, um endlich zu seiner wahren Familie abreisen zu können.
    Dahut lief die Hainbuchenallee entlang, als sie Aouregwenn erblickte, die mit Ragnar in ein Gespräch verwickelt war. Plötzlich schlang Aouregwenn die Arme um seinen Hals und drängte sich an ihn. Sie küssten sich, als gäbe es kein Morgen mehr.
    Dahut erstarrte. Mehr wollte sie davon nicht sehen, daher rannte sie in die entgegengesetzte Richtung. Sie kämpfte gegen ihre Eifersucht an. Sie hatte keinen Grund dazu, schließlich wusste Ragnar nicht, dass sie in ihn verliebt war. Dahut musste mit ihm klären, ob er aus Liebe zu Aouregwenn in Ys bleiben wollte. Zum Teufel! Sie musste gar nichts klären. Es war nicht ihr Problem, wenn er sich mit irgendwelchen Weibern einließ! Er hatte ihr geschworen, sie nach Gwynedd mitzunehmen und diesen Eid sollte er einhalten. Danach konnte er immer noch tun und lassen, was er wollte.
    Aouregwenn, diese falsche Schlange, hatte ihre Freundschaft verraten, indem sich Ragnar näherte, obwohl sie von Dahuts Gefühlen für ihn wusste. Vielleicht hätte Dahut sich ihm erklären können, ohne befürchten zu müssen, als seine ihm aufgezwungene Gemahlin an seiner Seite in Ys gefangen zu sein. Gewiss hätte er aus eigenem Interesse Stillschweigen darüber bewahrt, da er ihre Gefühle nicht erwiderte. Doch dafür war es zu spät.
    Es war zwecklos, sich jetzt noch Gedanken darüber zu machen. Es bestand die Möglichkeit, dass seine Verbindung zu Aouregwenn nur körperlicher Natur war. Die Zeit würde es zeigen.
    Dahut würde sich jedenfalls nicht auf ihn verlassen. Notfalls musste sie ohne ihn gehen, auch wenn es ihr das Herz brechen würde.
    Ihr Vater hatte die Stadt durchsuchen lassen, doch Niamh blieb verschwunden. Wenn es der Heilerin gelungen war, Ys zu verlassen, egal, ob allein oder unter den Zwang von Entführern, dann gab es irgendwo eine Schwachstelle an der Stadtmauer, ein paar lockere Steine oder eine Möglichkeit, darüber zu klettern.
    Immerhin war die Mauer mittlerweile zwanzig Jahre alt. Sie konnte sich auch vorstellen, dass jemand auf eine ähnliche Idee gekommen war wie sie und einen Geheimgang hatte bauen lassen. Diesen zu finden, dürfte allerdings schwierig sein.
    Dahut nahm sich vor, jeden Tag einen anderen Teil der Stadtmauer gründlich zu untersuchen. Das würde lange

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