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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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doch Jacut war stärker. Tränen rannen über ihr Gesicht.
     
    Ragnar atmete erleichtert aus, als Aouregwenn um die Ecke verschwunden war. Er hatte nichts mit Dahut. Es gab keinen Grund für ihn, enthaltsam zu leben, doch ein unbestimmtes Gefühl warnte ihn vor Aouregwenn. An einem Tag in ferner Vergangenheit hatte es ihm das Leben gerettet, auf dieses Gefühl gehört zu haben.
    Außerdem konnte er wirklich keine Frau gebrauchen, selbst wenn sie so schön war wie Aouregwenn. Das hielt ihn von seinen Zielen ab. Die Liebe war in seinen Plänen nicht vorgesehen. Ob sich später daran etwas ändern würde, hing von seinem Überleben ab.
    Ragnar schlenderte den Weg entlang. Es war düster und roch nach feuchter Erde und Blättern. Er verließ soeben die Allee, als er einen erstickten Schrei vernahm. Seine feinen Sinne nahmen wahr, was einem Menschen verborgen geblieben wäre. Der Geruch von Angst durchdrang die Luft.
    Ragnar erkannte im Dämmerlicht des Mondes zwei Personen, die miteinander rangen. Seit Herz schlug schneller, als er Dahut mit einem Mann sah, der sich ihr gegen ihren Willen körperlich aufdrängen wollte. Ragnar rannte, so schnell er konnte. Seine Wut steigerte sich mit jedem Schritt, den er tat. Dahut war in schlimmer Bedrängnis! Ragnar sah nur noch den Ausdruck von Angst und Verzweiflung auf ihrem tränenüberströmten Gesicht, dann tanzten rote Schlieren vor seinen Augen. Sein Leib bebte vor Anspannung. Die Berserkerkraft stieg in ihm so schnell auf wie schon lange nicht mehr.
    Er packte den Kerl am Genick und riss ihn von Dahut weg. Dann schlug er ihm wieder und immer wieder ins Gesicht, auf den Oberkörper oder wo er ihn gerade traf. Er war völlig außer Kontrolle. Ein Knacken erklang und Blut strömte aus des Mannes gebrochener Nase. Seine Schläfe war aufgeplatzt. Ein Auge hielt er halb zu. Es tränte stark.
    »Hör auf, sonst bringst du ihn um.« Er vernahm Dahuts Worte wie durch einen Nebel.
    »Ich bringe ihn um!«
    »Tu es nicht. Mach uns nicht unglücklich.« Das Flehen in ihrer Stimme drang zu ihm durch. Abrupt hielt er inne. »Er hat den Tod verdient.« Er sah in Dahuts tränenverschmiertes Gesicht.
    Sie war blass und zitterte. »Töte ihn nicht. Er hat es verdient, doch man wird dich dafür hängen und das ist er nicht wert. Selbstjustiz ist hier nicht erlaubt.«
    Er ließ den Mann los, der sogleich von ihnen fortwankte und dabei seine blutende Nase hielt. Ragnar bedauerte es, dass Dahut ihn so erlebt hatte, doch hatte er sie retten müssen. Zudem würde es den Mann mit hoher Wahrscheinlichkeit zukünftig davon abhalten, sich ihr noch einmal unsittlich zu nähern. Er trat langsam zu ihr. Zu seiner Verwunderung wich sie nicht vor ihm zurück, sondern ließ sich in seine Arme sinken. Ragnar hielt ihren bebenden Leib an seine Brust gedrückt, während sie beinahe lautlos schluchzte. Sachte streichelte er ihr Haar und flüsterte ihr altnordische Worte zu, um sie zu beruhigen. Dabei entschlüpften ihm Koseworte, die sie glücklicherweise nicht verstehen konnte.
    »Ich werde dich zur Stadtwache bringen«, sagte er, als sie sich beruhigt hatte. Es war ohnehin merkwürdig, dass die Wächter den Angriff auf Dahut nicht bemerkt hatten. Es musste an dieser merkwürdigen, verdichteten Dunkelheit liegen, die sogar Geräusche zu dämpfen schien.
    Dahut schüttelte den Kopf. »Nicht zur Stadtwache. Ich werde ihn nicht anzeigen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er mich erpressen kann.« Dahuts Lippen bebten.
    »Warum? Weil du gegen den Befehl deines Vaters verstoßen hast, allein hinauszugehen, und das noch nachts?«
    »Das auch. Ich kann es jetzt nicht sagen.« Sie klang verzweifelt.
    »Und wenn er es wieder versucht?«
    »Ich bin bewaffnet.«
    »Das hat dir heute auch nichts genutzt.« Er machte sich ernsthafte Sorgen um sie.
    »Das wird mir kein zweites Mal passieren. Wenn ich die Schlange nicht gesehen hätte, wäre es Jacut nicht gelungen, mich zu überrumpeln. Zudem rannte ich ihm aufgrund der Dunkelheit und meiner Panik regelrecht in die Arme.« Ihre Stimme bebte.
    Für ihn wirkte es so, als redete sie sich selbst Mut zu. »Welche Schlange?«
    »Ein riesiges schwarzes Ungetüm. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich glaube, sie war hinter mir her.« Sie erschauerte.
    »Ich werde sie suchen und töten.«
    Ragnar schloss seine Arme fester um sie. Er konnte sich nicht länger zurückhalten. Etwas an der Frau berührte ihn tief. Es war nicht nur körperliches Verlangen. Mit den Lippen strich er über ihre

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