Im Bann der Wasserfee
im Garten?« fragte er.
Sie kam näher. »Still! Oder willst du, dass sie uns hören?«
Ihr Blick fiel auf seinen Beutel. »Was machst du da?«
Er schloss ihn wieder. »Nichts.«
»Was hast du da drin?«
»Das geht dich nichts an.«
Sie erbleichte. »Was ist da drin? Ist das eine Waffe? Sag mir, was du hier tust oder ich schreie.«
Es wimmelte hier von Stadtwachen. Wenn sie ihn mit der Armbrust auf der Lauer im Garten während Gradlons Abendspaziergangs erwischten, war ihm der Galgen todsicher.
Dahuts Lippen zitterten, als wollte sie jeden Moment losschreien. Er tat das Einzige, was ihm noch bei ihrem Anblick einfiel: Er küsste sie.
Ragnar presste seine Lippen auf die ihren. Er zog sie näher zu sich heran und umfing mit beiden Armen ihre Taille. Der Beutel mit der Armbrust fiel zu Boden, doch der Salbeibusch zu ihren Füßen dämpfte das Geräusch des Aufpralls.
Dahut öffnete ihren Mund für ihn. Sie schmeckte nach Erdbeeren und süßer Verlockung. Er spürte ihre Brüste an seinem harten Leib. Seine Hände strichen über ihren Rücken und der sanften Rundung ihrer Hüfte. Sie fühlte sich so zart, so wunderbar an. Zu seiner Freude schlang Dahut ihm die Arme um den Hals, woraufhin er den Kuss vertiefte.
Sie erwiderte ihn mit ebenbürtiger Leidenschaft. Ein Stöhnen entwich ihrer Kehle. Sie drängte sich noch dichter an ihn. Nach Luft ringend löste Dahut den Kuss und sah ihn mit verhangenem Blick an.
Sie warf den Kopf in den Nacken, als er ihren Hals und die Höhlung ihres Schlüsselbeins mit Zunge und Lippen liebkoste. Er bekam gar nicht genug von ihr. Sachte schob er ihr Gewand ein wenig herunter, um den Ansatz ihrer Brüste küssen zu können. Wie samtig ihre Haut war und wie gut sie roch.
Plötzlich versteifte sie sich in seinen Armen. Schritte erklangen. Mehrere Personen kamen in ihre Richtung.
Schnell duckten Dahut und er sich hinter einem mannshohen Wildrosenbusch. Zwar war es stockfinster, doch aus der Nähe war er sich nicht sicher, ob man sie erkennen konnte. Dahut drängte sich dicht an ihn. Ihre Hände ruhten auf seiner Brust. Er konnte ihr Haar riechen und die Wärme ihres wundervollen Leibes spüren.
Zwei der Leibwächter liefen unweit von ihnen den Weg entlang. Gradlon folgte ihnen, von weiteren Männern umgeben. Sie unterhielten sich über den Bau einer Kirche und Sanctus Corentinus Ambitionen, Bischof zu werden.
Als die Männer vorbeigegangen waren, atmete Ragnar auf. Niemand sollte ihn mit der Waffe im Gebüsch finden.
Dahut griff ihm in den Nacken und zog seinen Kopf etwas zu sich herunter. Er war voller Vorfreude, da er mit einem Kuss rechnete, doch sie starrte ihn nur an. »Was hast du in deinem Beutel?«
Er lächelte betont lasziv. »Das, was alle Männer in ihrem Beutel haben. Du kannst ja mal fühlen.«
»Du bist ein Schwein! Als der Beutel zu Boden fiel, habe ich doch gehört, dass eine Waffe darin ist.«
Er strich mit den Fingerspitzen über ihre rechte Wange. »Der Kuss hat mir sehr viel bedeutet, Dahut.«
»Du willst jemanden töten. Dein Blick hat dich verraten. Auf wen hast du es abgesehen? Auf Sanctus Corentinus? Streite es nicht ab und versuch erst gar nicht, mich abzulenken!«
Er sah ihr in die Augen. »Ich beobachte ihn nur. Schließlich bezeichnet er mich als Sohn des Teufels. Waffen habe ich natürlich bei mir, denn ich muss mich stets verteidigen können.«
»Meinem Gefühl nach hast du irgendetwas Schlimmes vor. Ich mag ihn auch nicht, doch das hier riecht für mich nach Ärger.«
»Wer sagt denn, dass ich ihm etwas tun will?«
»Das muss mir keiner sagen. Ich habe es an der Art, wie du ihn angesehen hast, erkannt. Auch wenn ich nur eine Frau bin, ich bin nicht dumm. Außerdem: Hast du deinen Schwur schon vergessen? Wenn du Sanctus Corentinus tötest, erhängen sie dich. Dann kannst du mich nicht mehr nach Gwynedd bringen.«
Das klang plausibel. Zumindest ahnte sie offenbar nicht, dass er es auf ihren Vater abgesehen hatte. Keineswegs hatte er vor, ihre irrige Annahme zu korrigieren.
Ragnar strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wenn sie den Mann nicht finden, der versucht hat, Brioc Jaouen zu töten, sitzen wir ohnehin hier fest.«
Sie legte die Stirn in Falten. »Ich dachte, du wärst dieser Mann. Ich wüsste sonst niemanden, der von Briocs Tod profitieren könnte.«
»Deine Meinung über mich ist höchst schmeichelhaft, aber leider muss ich dich enttäuschen: Ich wüsste es, wenn ich einen Mordversuch an Brioc begangen hätte, davon
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