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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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abgesehen halte ich Giftmorde für feige. Außerdem hat, wie du weißt, auch jemand versucht, mich zu ermorden.«
    Sie starrte ihn schockiert an. »Die ganze Stadt ist ein Höllenpfuhl. Jeder will hier jeden umbringen.«
    »Ich weiß zwar nicht, was ein Höllenpfuhl ist, doch stehen die Zeiten nicht gut für uns.«
    »Das Wort stammt von den Christen. Sie glauben, dass jemand, der Böses tut, in die Hölle kommt und dort vom Satan, dem Herrn über das Böse, gebraten wird.«
    Ragnar schüttelte den Kopf. »Diese Leute haben wüste Fantasien. Scheinen einen schlechten Wein erwischt zu haben und zwar eine ganze Menge davon.«
    »Den Eindruck habe ich auch. Schwöre mir nun, dass du Sanctus Corentinus nichts antun wirst.«
    Ragnar sah sie ernst an. »Also gut ich schwöre es unter der Voraussetzung, dass er mich nicht angreift oder angreifen lässt. Dann werde ich ihm nichts tun.«
    Dahut schien damit zufrieden zu sein.
    Sie wandte sich von ihm ab. »Ich muss jetzt gehen, bevor mich meine Leibwächter oder die Stadtwachen hier mit dir zusammen aufgreifen. Am Ende müsste ich dich noch heiraten.«
    Ihre Worte klangen spöttisch, doch entging ihm nicht ihre Blässe. Seine Worte hatten sie nicht unberührt gelassen.
    »Ich werde dich beobachten, Ragnar, oder wie auch immer du heißt. Du hast mir geschworen, mich nach Gwynedd mitzunehmen. Wenn sie dich hinrichten, wirst du dies nicht tun können. Dann bist du genauso eidbrüchig.«
    Sie blickte ihn von oben herab an, was eine beachtliche Leistung war für jemanden, der ein gutes Stück kleiner war als er. Dahut machte auf dem Absatz kehrt und eilte davon.
    Er konnte nur hoffen, dass sie nichts von seinen Mordabsichten betreffend Gradlon erfuhr. Dann würde er sie womöglich auf der Stelle töten müssen, was er nicht wollte.
     
     
     
     

Kapitel 9

     
     
    Ein weiterer Tag zog dahin. Ragnar verbrachte ihn wie immer mit Leibesertüchtigungen, belanglosen Gesprächen und den lange andauernden römischen Gelagen. Bei letzteren hielt er sich jedoch zurück. Keineswegs wollte er träge werden.
    Es überraschte ihn, dass Dahut tatsächlich nichts darüber verlauten hatte lassen, dass er Gradlon nach dem Leben trachtete. Sonst wäre er längst im Verlies oder bereits geköpft. Offenbar dachte sie, er würde seinen Plan nicht vollenden können und ohnehin bald mit ihr die Stadt verlassen.
    Am Abend lief er über den Marktplatz unweit der Hainbuchenallee. Es roch nach Wein, Schweiß, Rauch und den Mahlzeiten, die feilgeboten wurden. Weiber, Händler, Neugierige und auch Leute, die er aus dem Gefolge Briocs erkannte, drängten sich um die mit Früchten, Hauswaren, Keramiken und Tüchern beladenen Stände. An einer Caupona , einer Weinschenke, wurden Mahlzeiten und Getränke feilgeboten.
    Ragnar verließ den Marktplatz und schritt in eine der Nebengassen. Die Dämmerung senkte sich bereits über die Stadt. Sie schien hier schneller voranzuschreiten als in den Orten der Welt, die er zuvor besucht hatte. Hier waren die Schatten tiefer, dunkler und irgendwie lebendiger. Er schüttelte den Kopf über diesen unsinnigen Gedanken.
    Drei alte Weiber kamen ihm entgegen.
    »Das ist er!«, rief eine davon, eine kleine Dicke.
    Eine Dürre deutete mit dem Finger auf ihn. »Er züchtet Drachenlarven!«
    »Wassergäule!« Die kleine Dicke war rot im Gesicht vor Eifer. »Er ist vom Teufel besessen!«
    Sanctus Corentinus hatte ihn noch als Sohn des Teufels bezeichnet, wie er belauschten Gesprächen zufolge wusste. Jetzt war er nur noch ein gewöhnlicher Besessener. So schnell sank man in der Höllen-Hierarchie.
    Die Weiber griffen in ihre Körbe und bewarfen ihn mit Gemüse und Eiern. Eiweiß lief ihm übers Gesicht. Linsen rieselten aus seinem Haar.
    Er trat auf die Weiber zu und gebot ihnen aufzuhören. Nur mit Mühe beherrschte er die Wut, die sogleich in ihm aufstieg. Er bezweifelte, dass es sich gut machen würde, drei alte Weiber zu verprügeln, so sehr diese es auch verdient hatten. In Dahuts Gunst würde er mit solch einer Aktion gewiss nicht steigen.
    Als er näherkam, suchten die Weiber glücklicherweise das Weite. Sein Leib bebte bereits, ein Vorbote davon, dass er die Kontrolle verlieren könnte. Noch so einen Ausbruch wie bei Jacut musste er vermeiden.
    Ragnar sah an sich herab. Er sah aus wie ein wandelnder Müllhaufen und roch in Kürze bestimmt auch so. Hoffentlich erblickte ihn Dahut nicht in diesem Zustand. Was sie über ihn dachte, gewann an Bedeutung für ihn. Zudem musste er

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