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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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um. »Ich muss auch mitgehen.«
    Mappo schloss die Augen, zwang sich, den Aufruhr in seinem Innern zu unterdrücken. Oh, ihr Götter, ich bin ein Feigling. Ich bin in jeder Hinsicht ein Feigling.
    »Nun, mein Freund?«
    Der Trell nickte.
    »Oh, ihr werdet alle gehen!«, sang der Hohepriester des Schattens leise vor sich hin. Er tanzte noch immer. »Ihr sucht Antworten und noch mehr Antworten! Doch in meinen geheimen Gedanken kichere ich und warne euch alle mit Worten, die ihr nicht hören werdet  – hütet euch vor Taschenspielereien. Verglichen mit dem Azath sind meine unsterblichen Herren nichts weiter als täppische Kinder!«

Kapitel Sechs
     
    Tremorlor – sagt man – der Thron aus Sand
    liegt inmitten der Raraku.
    Es steht allein
    ein Azath-Haus auf entwurzeltem Boden
    wo alle Spuren Geister sind
    und jeder Geist
    zu Tremolors Tür führt.
     
        Muster in den Azath
              Die Namenlosen
     
    D er Zedernwald, der sich vor ihnen nach Osten und Westen erstreckte, war, so weit Duiker sehen konnte, voller Schmetterlinge. Das staubige Grün der Bäume war durch einen sich ständig in Bewegung befindenden Baldachin aus fahlem Gelb kaum zu erkennen. Entlang der geplünderten Ufer des Vathar wuchs Farnkraut zwischen dürren Ästen und bildete, abgesehen von der Stelle, wo sich der Karawanenweg zum Fluss wand – eine dichte Barriere.
    Der Historiker war dem Treck ein Stück vorausgeritten und zügelte sein Pferd auf einem niedrigen Hügel, der sich inmitten der Ebene erhob. Die Kette der Hunde war weit auseinander gezogen; Erschöpfung zerrte an ihren Gliedern. Und über dem Treck hing – einem geisterhaften Umhang gleich – eine Staubwolke in der Luft, die der Wind packte und nordwärts zog.
    Duiker wandte den Blick von dem Treck ab und musterte die Hügelkuppe, auf der er sich befand. Große, eckige Felsbrocken waren in mehr oder weniger konzentrischen Kreisen hier aufgestellt worden: die Krone des Gipfels. Er hatte solche Formationen schon früher gesehen, doch er konnte sich nicht daran erinnern, wo das gewesen war. Ein durchdringendes Unbehagen hing in der Luft über dem Hügel.
    Ein Reiter kam vom Treck her herangetrabt; immer, wenn er sich in den Steigbügeln hob, war es offensichtlich, dass er noch Beschwerden hatte. Duiker machte ein finsteres Gesicht. Korporal List war alles andere als gesund. Der junge Mann riskierte es, für den Rest seines Lebens zu hinken, wenn er weiter so unvernünftig war, statt seine Genesung abzuwarten, doch in dieser Hinsicht ließ er nicht mit sich reden.
    »Historiker«, sagte List als er sein Pferd zügelte.
    »Korporal, du bist ein Idiot.«
    »Jawohl, Herr. Die westliche Flanke der Nachhut hat eine Nachricht geschickt. Die vordersten Einheiten von Korbolo Doms Armee sind gesichtet worden.«
    »Im Westen? Dann will er also tatsächlich den Fluss vor uns erreichen, genau wie Coltaine es vorhergesagt hat.«
    List nickte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ja. Kavallerie, mindestens dreißig Kompanien.«
    »Wenn wir uns durch dreißig Kompanien hindurchkämpfen müssen, um die Furt zu erreichen, werden wir zu lange aufgehalten werden – «
    »Und Korbolo Doms Hauptstreitmacht wird von hinten kommen und uns in die Zange nehmen, ja. Darum schickt die Faust den Tollhund-Clan voraus. Coltaine möchte, dass Ihr die Krieger begleitet. Es wird ein harter Ritt werden, Herr, aber Eure Stute ist gut in Form  – zumindestens besser als die meisten anderen.«
    Der Sattelgurt ist zwei Löcher enger geschnallt als normal, und ich kann ihre Schulterknochen an meinen Knien spüren, und doch ist sie besser in Form als die meisten anderen. »Wie weit ist es – sechs Längen?«
    »Eher sieben, Herr.«
    Unter normalen Umständen ein leichter Nachmittagsritt. »Es ist gut möglich, dass wir sofort unsere Pferde herumreißen und einem Angriff begegnen müssen, wenn wir ankommen.«
    »Sie werden genauso müde sein wie wir, Herr.«
    Noch nicht einmal halb so müde, Korporal, und das wissen wir beide. Und was noch schlimmer ist, sie werden uns drei zu eins überlegen sein. »Das dürfte dann wohl ein denkwürdiger Ritt werden.«
    List nickte, während er seine Aufmerksamkeit dem Wald zuwandte. »Ich habe noch nie so viele Schmetterlinge auf einmal gesehen. «
    »Sie wandern, wie Vögel.«
    »Es heißt, der Fluss wäre sehr niedrig.«
    »Gut.«
    »Aber die Furt ist auf jeden Fall schmal. Der größte Teil des Flusses verläuft durch eine Schlucht.«
    »Reitest du

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