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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hatte sich darauf niedergelassen. Lange Ruder – von denen viele zerbrochen waren – ragten unordentlich aus den Flanken des Schiffes; diejenigen, die noch Ruderblätter hatten, waren ins Wasser getaucht, und tote Insekten hingen in Klumpen an ihnen.
    Der Clan ritt hinab und auf die Lichtung zu, die sich auf dieser Seite der Furt erstreckte. Ein auf Stangen gespanntes Segeltuchdach stand in der Nähe eines kleinen Herdes, in dem ein Feuer schwelte und von dem übel riechender Rauch aufstieg. Neben dem Behelfszelt saßen drei Männer.
    Die Hirtenhunde umringten sie, hielten allerdings vorsichtig Abstand.
    Duiker zuckte zusammen, als er ein helles Kläffen hörte. Bei den Göttern, ich habe es mir also doch nicht eingebildet.
    Der Historiker und Neder ritten bis zu den rastlos ihre Runden drehenden Hunden und zügelten dort ihre Pferde. Einer der Männer erhob sich von der Taurolle, auf der er gesessen hatte, und trat unter dem Sonnensegel hervor. Jetzt konnte man erkennen, dass sein Gesicht und die Unterarme einen merkwürdig blanken Bronzeton aufwiesen.
    Der Schoßhund rannte auf ihn zu und kam dann schlitternd zum Stehen; sein Gekläff erstarb. Ein Rattenschwanz versuchte sich an einem unsteten Wedeln.
    Der Mann kauerte sich hin, hob den Hund hoch und kraulte ihn hinter den räudigen Ohren. Er beäugte die Wickaner. »Wer behauptet sonst noch, den Befehl über diese Furcht einflößende Horde zu haben?«, fragte er auf Malazanisch.
    »Ich«, antwortete Neder.
    Der Mann machte ein finsteres Gesicht. »Das passt«, murmelte er.
    Duiker runzelte die Stirn. Von diesen Männern ging etwas sehr Vertrautes aus. »Was soll das bedeuten?«
    »Ich will es mal so sagen: Ich habe genug von herrischen kleinen Mädchen. Ich bin Korporal Gesler, und das hier ist unser Schiff, die Silanda. «
    »Nur wenige würden sich heutzutage ausgerechnet diesen Namen aussuchen, Korporal«, sagte der Historiker.
    »Wir werden schon keinen Fluch heraufbeschwören. Dies ist die Silanda. Wir sind mit ihr von … von einem Ort weit entfernt von hier gekommen. Und ihr, seid ihr alles, was noch von diesen Wickanern übrig ist, die in Hissar gelandet sind?«
    Neder mischte sich ein. »Wie kommt es, dass ihr uns erwartet habt, Korporal?«
    »Das haben wir nicht, Schätzchen. Wir waren außerhalb der Bucht von Ubaryd, nur dass die Stadt schon gefallen war und wir mehr als ein unfreundliches Segel um uns herum gesehen haben, also haben wir uns hier versteckt und haben vor, heute Nacht weiterzusegeln. Wir haben uns entschlossen, nach Aren zu – «
    »Beim Atem des Vermummten!«, rief Duiker. »Ihr seid die Seesoldaten aus dem Dorf! In der Nacht des Aufstands …«
    Gesler starrte den Historiker düster an. »Ihr wart der, der mit Kulp zusammen war, nicht wahr?«
    »Ja, das ist er«, sagte Stürmisch, der sich von seinem Stuhl erhoben hatte und näher kam. »Bei Feners Hufen, ich hätte nicht gedacht, dass ich Euch noch einmal wiedersehen würde.«
    »Ich nehme an«, sagte Duiker, »ihr habt eine Geschichte zu erzählen.«
    Der Veteran grinste. »Ihr habt’s erfasst.«
    Neder betrachtete noch immer die Silanda. »Korporal Gesler, wie groß ist deine Besatzung?«
    »Drei Mann.«
    »Und was ist mit der Mannschaft des Schiffs?«
    »Die ist tot.«
    Wäre der Historiker nicht so müde gewesen, hätte er vielleicht bemerkt, dass diese Antwort auf eine gewisse Weise sehr trocken geklungen hatte.
     
    Die achthundert Reiterkrieger des Tollhund-Clans zäunten in der Mitte der Lichtung drei Koppeln ein und begannen dann, am Waldrand Verteidigungsanlagen zu errichten. Kundschafter ritten zwischen den Baumgruppen hindurch in Richtung Westen – nur, um beinahe unverzüglich mit der Nachricht zurückzukehren, dass Korbolo Doms Vorreiter angekommen waren. Die äußere Linie der Verteidiger machte ihre Waffen bereit, während die übrigen weiterarbeiteten. Duiker stieg unweit des Sonnensegels vom Pferd, genau wie Neder. Als Wahr zu Stürmisch und Gesler trat, die beide vor dem Sonnensegel standen, konnte Duiker sehen, dass die Haut aller drei Männer den gleichen bronzefarbenen Schimmer aufwies. Alle drei waren bartlos, und auf ihren Köpfen zeigten sich die Stoppeln frisch gewachsener Haare.
    Trotz des Chors von Fragen, der sich in seinen Gedanken erhob, wurden die Blicke des Historikers von der Silanda angezogen. »Es sind keine Segel mehr da, Korporal. Willst du etwa behaupten, dass ihr drei die Ruder und das Steuerruder bemannt habt?«
    Gesler wandte sich an

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