Im Bann der Wüste
die alte Insel hinter sich. Die Pferde litten. Sie brauchten Wasser, das noch nicht einmal Icarium oder Mappo finden konnten, obwohl sie – was das Überleben in der Wüste anging – über großes Geschick verfügten. Der Trell hatte keine Ahnung, wie es Apsalar und ihrem Vater ergehen mochte, doch sie hatten es geschafft, ihnen immer noch – Tag für Tag – voraus zu sein.
Dieser Pfad und sein Ziel haben nichts mit Sha’ik zu tun. Wir sind weit von allen Orten weggeführt worden. Wo derartige Aktivitäten geherrscht haben – weit weg von der Stelle, an der Sha’ik getötet wurde, weit weg von der Oase. Fiedler kennt unseren Bestimmungsort. Er hat ihn wahrscheinlich mit Hilfe der Geheimnisse, die er in seinem Innern hütet, erraten. In der Tat haben wir alle einen Verdacht, obwohl wir nie über ihn sprechen – vielleicht bleibt nur Crokus allein unwissend, obwohl es gut möglich ist, dass ich den jungen Mann unterschätze. Er ist innerlich gewachsen … Mappo warf Fiedler einen Blick zu. Wir gehen zu dem Ort, den du schon die ganze Zeit gesucht hast, Soldat.
Die Abenddämmerung senkte sich auf die unfruchtbare Landschaft herab, doch es war noch hell genug, um die bedrückende Vielzahl von Spuren erkennen zu lassen, die an einer Stelle zusammenliefen. Es mussten Dutzende von Wechselgängern und Vielwandlern sein – eine Zahl, die zu groß war, um darüber nachzudenken –, deren Spuren sich mit den Fußstapfen von Apsalar und ihrem Vater vermischten.
Während sie ihre Pferde am Zügel führten, fiel Crokus ein Dutzend Schritte zurück. Mappo achtete zunächst kaum darauf, bis kurze Zeit später ein Schrei hinter ihnen ertönte. Mappo wirbelte herum. Crokus lag am Boden, rang im staubigen Zwielicht mit einem Mann. Schatten huschten über den von der Hitze aufgesprungenen Lehm. Der Junge schaffte es, den Mann am Boden festzuhalten, indem er seine Handgelenke packte.
»Ich hab’s doch gewusst! Ich hab gewusst, dass dieses verdammte Wiesel hier irgendwo rumschleicht!«, stieß Crokus wütend hervor. »Schon seit Stunden, schon bevor wir die Insel erreicht hatten! Ich brauchte nur zu warten – und jetzt habe ich ihn erwischt!«
Die anderen gingen zurück zu der Stelle, an der Crokus rittlings auf Iskaral Pustl hockte. Der Hohepriester hatte mittlerweile aufgehört, sich zu winden, um vielleicht irgendwie entkommen zu können. »Noch mal tausend Schritte mehr!«, zischte er, »und die Täuschung ist komplett! Habt ihr die Zeichen meines ruhmreichen Erfolgs gesehen? Einer von euch? Seid ihr alle Schafsköpfe? Oh, wie rücksichtslos bin ich in meinen schändlichen Gedanken! Aber seht, wie ich auf ihre Anklagen mit männlichem Schweigen antworte, hah!«
»Du kannst ihn aufstehen lassen«, sagte Icarium zu Crokus. »Er wird nicht weglaufen.«
»Ihn aufstehen lassen? Wie wäre es mit aufhängen?«
»Am nächsten Baum, an dem wir vorbeikommen, mein Junge«, sagte Fiedler grinsend. »Versprochen.«
Der Daru ließ den Hohepriester los. Iskaral richtete sich auf und stand zusammengekauert da, wie eine Ratte, die nach einem Fluchtweg sucht. »Welch tödliche Vermehrung. Kann ich es wagen, sie zu begleiten? Kann ich es riskieren, voller Stolz mit eigenen Augen Zeuge zu sein, wie meine so herausragenden Bemühungen ihren höchsten Ertrag bringen? Es ist alles gut getarnt. Diese Unsicherheit – sie wissen nichts!«
»Ihr kommt mit uns«, grollte Crokus, die Hände auf die beiden Dolche an seinem Gürtel gelegt. »Ganz egal, was geschieht.«
»Aber natürlich, mein Junge!« Iskaral wirbelte herum, um den Daru anzusehen. Sein Kopf bewegte sich ruckartig auf und ab. »Ich habe mich schrecklich beeilt, um euch einzuholen!« Er duckte sich. »Er glaubt mir, ich kann es in seinem Gesicht lesen. Dieser weichhirnige Tölpel! Wer kann sich schon mit Iskaral Pustl messen? Niemand! Ich muss weiterhin heimlich triumphieren, oh ja, ganz heimlich. Der Schlüssel zum Verständnis liegt in der unbekannten Natur der Gewirre. Können sie in Fragmente zerrissen werden? Oh ja, oh ja, das können sie. Und das ist das Geheimnis der Raraku! Sie durchwandern mehr als nur eine Welt, aber sie ahnen alle nichts davon … und vor uns, ah, da liegt der schlummernde Riese … das Herz! Das wahre Herz, nicht Sha’iks schmuddelige Oase … Oh, überall auf der Welt wimmelt es von Narren.« Er machte eine Pause, schaute die anderen an. »Warum starrt ihr mich so an? Wir sollten gehen. Noch tausend Schritte, nicht mehr, zu eurem Herzenswunsch, ha
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