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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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könntet, würdet Ihr es mir sagen.«
    »Was sagen?« Der Mann griff mit einer zitternden Hand nach dem Krug. »Ich kann nicht festhalten, was nicht da ist, sage ich immer. Und siehe da – in einem Sturm kann ich’s auch nicht festhalten. Die Eichel ist weggerollt, total weg.«
    »Eure Hände sehen aus, als ob sie ziemlich gut verheilt sind.«
    »Ja, ziemlich gut.« Der Kapitän wandte den Blick ab, als würde ihm die Anstrengung, sich zu unterhalten, schließlich zu viel.
    Der Assassine zögerte. Dann sagte er: »Ich habe von einem Gewirr gehört …«
    »Kaninchen«, murmelte der Kapitän. »Ratten.«
    »In Ordnung«, sagte Kalam seufzend und stand auf. »Wenn wir nach Falar kommen, werden wir Euch einen richtigen Heiler suchen, einen Denul-Heiler.«
    »Wir sind bald da.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Die Handelswinde treiben uns schnell voran.«
    »Ja.«
    »Aber … so dicht bei Falar gibt es keine Handelswinde.«
     
    Kalam stieg auf das Deck; er wandte das Gesicht kurz dem Himmel zu, dann machte er sich zum Vorderdeck auf.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Salk Elan.
    »Schlecht.«
    »Bei Kopfverletzungen ist das häufig so. Ein falscher Schlag, und du fängst an, deinem Schoßhund ewige Treue zu schwören.«
    »Wir werden es in Falar sehen.«
    »Wir werden ein wenig Glück brauchen, um in Bantra einen guten Heiler zu finden.«
    »In Bantra? Beim Atem des Vermummten, warum denn in Bantra, wenn die Hauptinseln nur ein paar Längen weiter liegen?«
    Elan zuckte die Schultern. »Es sieht so aus, als ob das der Heimathafen der Lumpenpfropf wäre . Nur, falls Ihr es noch nicht bemerkt haben solltet: Unser amtierender Erster Maat lebt in einer Welt wirrer abergläubischer Vorstellungen. Er ist eine ganze Legion verrückter Seeleute auf einmal, Kalam, und in dieser Angelegenheit lässt er absolut nicht mit sich reden – der Vermummte weiß, ich habe es versucht.«
    Ein Ruf des Ausgucks unterbrach ihr Gespräch. »Segel! Zwei Strich Backbord voraus! Sechs … sieben … zehn – bei Berus Gnade, eine ganze Flotte!«
    Kalam und Elan traten an die Backbordreling. Bis jetzt konnten sie jedoch außer Wellen noch nichts sehen. Der Erste Maat rief vom Hauptdeck herauf: »Wie ist ihr Kurs, Maus?«
    »Richtung Norden. Und etwas westlich. Sie werden unser Kielwasser kreuzen, Maat!«
    »In ungefähr zwölf Stunden«, murmelte Elan. »Und dabei die ganze Zeit gegen den Wind ankreuzen.«
    »Eine Flotte«, sagte Kalam.
    »Eine Imperiale Flotte. Mandata Tavore, mein Freund.« Elan drehte sich zur Seite und warf dem Assassinen einen Blick zu. Sein Lächeln wirkte angespannt. »Wenn Ihr gedacht haben solltet, dass schon genug Blut den Boden Eurer Heimat getränkt hat … nun, den Göttern sei Dank, dass wir in die andere Richtung unterwegs sind.«
    Mittlerweile konnten sie das erste Segel sehen. Tavores Flotte. Transportschiffe für Pferde und Truppen; im Kielwasser die übliche, meilenlange Schleppe aus Müll und Abwasser und menschlichen und tierischen Kadavern – und Haie und Dhenrabi, die die „Wogen durchpflügen. Am Ende einer langen Seereise haben die Soldaten immer schlechte Laune und sind wild darauf, endlich loslegen zu können. Und zweifellos haben sie bis dahin auch mehr als genug Schauergeschichten gehört, um jeglichen Gedanken an Gnade aus ihren Seelen auszubrennen.
    »Der Kopf der Schlange«, sagte Salk Elan leise, »auf dem langen, ausgestreckten Hals des Imperiums. Sagt mir, Kalam, gibt es in Euch einen Teil – einen alten Soldaten –, der sich danach sehnt, auf einem der Decks da drüben zu stehen und mit geringem Interesse einen Blick auf ein einzelnes Handelsschiff zu werfen, das unterwegs nach Falar ist, während sich tief in eurem Inneren jene ruhige, tödliche Entschlossenheit aufbaut? Während Ihr unterwegs seid, um in Laseens Auftrag die Feinde zu bestrafen, so, wie eine Imperatrix strafen muss – indem sie zehnfach Rache nimmt. Seid Ihr gerade jetzt zwischen zwei einander widersprechenden Gefühlen hin und her gerissen, Kalam?«
    »Ihr werdet meine Gedanken niemals kennen, Elan, ganz egal, wie wild Eure Fantasie auch wuchern mag. Ihr kennt mich nicht, und Ihr werdet mich auch niemals kennen.«
    Elan seufzte. »Wir haben Seite an Seite gekämpft, Kalam. Wir haben bewiesen, dass wir ein tödliches Gespann sind. Unser gemeinsamer Freund in Ehrlitan hatte einen ganz bestimmten Verdacht, was Ihr planen würdet – denkt darüber nach, wie viel größer Eure Chancen wären, wenn ich an Eurer Seite wäre …«
    Kalam

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