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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Schwert – gerade noch rechtzeitig, um der Attacke zweier Piraten zu begegnen, die von zwei Seiten mit schweren Krummsäbeln auf ihn eindrangen.
    Der Assassine sprang zwischen die beiden, stieß blitzschnell mit beiden Waffen zu und schob sich dann an den beiden Männern vorbei; er drehte die Klingen, als er sie herauszog.
    Dann wurde alles zu einem einzigen Durcheinander, als Kalam sich durch ein Gewühl aus Piraten drängte und dabei nach allen Seiten zuschlug und zustach. Er verlor sein Messer, als es zwischen jemandes Rippen stecken blieb, benutzte die freie Hand, um einem zusammenbrechenden Krieger den Helm vom Kopf zu reißen und ihn sich selbst aufzusetzen – er war zu klein, und als ein Krummsäbel heranpfiff und ihn streifte, wirbelte er davon. Doch im gleichen Augenblick ließ Kalam das Gewühl hinter sich. Er schlitterte noch über das blutgetränkte Deck, als er sich schon wieder herumwarf.
    Ein halbes Dutzend Piraten kamen heran, um sich auf ihn zu stürzen.
    Salk Elan griff die Gruppe von der Seite her an, in jeder Hand ein Langmesser. Schon beim ersten Angriff gingen drei Piraten zu Boden. Kalam warf sich nach vorn, schlug eine Klinge beiseite und stieß steif ausgestreckte Finger in die Kehle des Mannes, der sie geschwungen hatte.
    Einen Augenblick später verstummte das Waffengeklirr. Überall lagen Menschen herum; einige stöhnten, einige schrien gellend und zitterten vor Schmerzen, die meistens lagen jedoch reglos und stumm da.
    Kalam ließ sich auf ein Knie sinken und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    »Was für eine Sauerei«, murmelte Salk Elan, während er sich hinhockte, um seine Klingen abzuwischen.
    Der Assassine hob den Kopf und starrte ihn an. Elans feine Kleider waren verschmort und blutgetränkt. Sein Gesicht war zur Hälfte knallrot, von einem Blitz verbrannt; die Augenbraue war auf dieser Seite nur noch ein schmieriger Aschefleck. Er atmete schwer, und jeder Atemzug bereitete ihm ganz offensichtlich Schmerzen.
    Kalam blickte an ihm vorbei. Kein einziger Seesoldat war mehr auf den Beinen. Eine Hand voll Seeleute bewegte sich zwischen den hingestreckten Leibern, zogen die beiseite, die noch lebten. Bis jetzt hatten sie zwei gefunden, doch der Leutnant war nicht dabei.
    Der Erste Maat trat an die Seite des Assassinen. »Der Koch will was wissen.«
    »Und was?«
    »Kann man die große Echse da essen?«
    Salk Elans Auflachen wurde zu einem Husten. »Es ist eine Delikatesse«, murmelte Kalam. »In Pan’potsun kostet ein Pfund davon hundert Jakatas.«
    »Haben wir die Erlaubnis, zu dem Kaperschiff überzusetzen?«, fuhr der Seemann fort. »Wir könnten unsere Vorräte auffüllen.«
    Der Assassine nickte.
    »Ich gehe mit euch«, brachte Salk Elan heraus.
    »Ich weiß das zu schätzen, Herr.«
    »He«, rief einer der Soldaten. »Was sollen wir mit dem Schatzmeister machen? Der Bastard ist noch am Leben.«
    »Überlasst ihn mir«, sagte Kalam.
    Der Schatzmeister war bei Bewusstsein, als sie ihm die Untergewänder und die Taschen mit Münzen voll stopften; seine Augen waren weit aufgerissen, und hinter seinem Knebel drangen dumpfe Geräusche hervor. Kalam und Salk Elan trugen ihn zur Reling und warfen ihn ohne jegliches Zeremoniell über Bord.
    Haie strömten an der Stelle zusammen, wo der Mann mit einem lauten Klatschen ins Wasser gefallen war, doch da die Tiere bereits satt waren, machten sie keine Anstalten, ihm zu folgen, als er in die Tiefe sank. Das ausgeplünderte Kaperschiff brannte immer noch und schickte eine mächtige Rauchsäule gen Himmel, als es hinter dem Horizont verschwand.
     
    Der Wirbelwind formte eine hoch aufragende Mauer rund um die Heilige Wüste Raraku; sie war höher, als das Auge reichte, und mehr als eine Meile breit. Im Herzen des Ödlands war alles ruhig, und die Luft erstrahlte in einem goldenen Licht.
    Zerklüftete Felsgrate erhoben sich ein Stück voraus wie geschwärzte Knochen aus dem Sand. Leoman, der ein halbes Dutzend Schritte voranging, blieb stehen und drehte sich um.
    »Wir müssen einen Ort der Geister durchqueren«, sagte er.
    Felisin nickte. »Sie sind älter als diese Wüste … sie sind erwacht und beobachten uns jetzt.«
    »Wollen sie uns schaden, Wiedergeborene Sha’ik?«, fragte der Toblakai und griff nach seiner Waffe.
    »Nein. Sie mögen neugierig sein, aber sie kümmern sich um nichts mehr.« Sie drehte sich zu Heboric um. Der ehemalige Priester war noch immer in sich selbst zurückgezogen, versteckte sich unter seinen Tätowierungen.

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