Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
drehte sich langsam um und blickte Elan an. »Meine Chancen, was zu tun?«, fragte er. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    Salk Elan zuckte die Schultern, die Geste wirkte leichthin und unbeschwert. »Was auch immer. Ihr seid nicht grundsätzlich abgeneigt, mit einem Partner zu arbeiten, stimmt’s? Da war der Schnelle Ben … und vorher, in Euren frühen Tagen, bevor Ihr in den Dienst des Imperiums getreten seid, gab es einen Mann namens Porthal K’nastra in Karaschimesh. Der Vermummte weiß, jeder, der sich Eure persönliche Geschichte anschaut, Kalam, könnte behaupten, dass Ihr besonders gute Erfolge gehabt habt, wenn Ihr einen Partner hattet. Also, Mann, was sagt Ihr?«
    Der Assassine antwortete mit einem langsamen Blinzeln. »Was bringt Euch eigentlich auf die Idee, ich wäre im Augenblick allein, Salk Elan?«
    Für einen sehr kurzen, nichtsdestotrotz jedoch überaus befriedigenden Augenblick sah Kalam einen Ausdruck der Unsicherheit über das Gesicht Elans huschen; dann verzog es sich zu einem sanften Lächeln. »Und wo versteckt sich Euer Partner? Oben im Krähennest, zusammen mit diesem Ausguck mit dem fragwürdigen Namen?«
    Kalam wandte sich zum Gehen. »Wo sonst?«
    Der Assassine spürte, dass ihm Salk Elans Blicke folgten, als er langsam davonschlenderte. Ihr tragt die gleiche Maske der Arroganz wie alle anderen Magier, mein Freund. Ihr müsst schon entschuldigen, dass es mir Spaß macht, ihr ein paar Sprünge zu verpassen.

Kapitel Acht
     
    Ich stand an einem Ort
    wo alle Schatten sich versammelten
    am Ende des Pfades der Hände
    Wechselgänger und Vielwandler
    drängen durch die Tore der Wahrheit
    wo aus der Dunkelheit
    alle Geheimnisse heraufsteigen.
     
    Der Pfad
             Trout Sen’al’ Bhok’arala
     
    A m Rande einer Stelle, wo die Wurzeln einen Horst gebildet hatten, der den Eingang zu einem riesigen Labyrinth zu markieren schien, stießen sie auf vier Leichen. Die Gestalten waren entstellt, ihre Glieder gebrochen, die dunklen Roben verdreht und steif von geronnenem Blut.
    Es dauerte ein ganzes Weilchen, bis Mappo richtig begriff, wer da vor ihnen lag – und doch war es keine wirkliche Überraschung, sondern nur die Antwort auf einen lange gehegten Verdacht. Namenlose … Priester des Azath, falls solche Entitäten überhaupt Priester haben können. Wie viele kalte Hände haben uns hierher geführt? Mich … Icarium … zwei verdrehte Wurzeln … auf ihrer Reise nach Tremorlor -
    Mit einem Grunzen trat Icarium einen Schritt vor, die Augen auf einen zerbrochenen Stab geheftet, der neben einer der Leichen lag. »Solche Stäbe habe ich schon einmal gesehen«, sagte er.
    Der Trell blickte seinen Freund stirnrunzelnd an. »Wie? Wo?«
    »In einem Traum.«
    »Einem Traum?«
    Der Jhag schenkte ihm ein halbherziges Lächeln. »Oh ja, Mappo, ich habe Träume.« Er warf einen weiteren Blick auf die Leichen. »Er hat genauso angefangen, wie alle diese Träume anfangen. Ich stolpere. Ich habe Schmerzen. Doch ich bin nicht verwundet, und meine Waffen sind sauber. Nein, der Schmerz ist in meinem Innern, als hätte ich einst Wissen erlangt, das ich dann wieder verloren habe.«
    Mappo starrte den Rücken seines Freundes an, mühte sich, die Worte zu verstehen.
    »Ich erreiche die Außenbezirke einer Stadt«, fuhr Icarium in trockenem Tonfall fort. »Es ist eine Trell-Stadt in der Ebene. Sie ist zerstört worden. Narben, die auf Zauberei hindeuten, beflecken den Boden … die Luft. In den Straßen verwesen Leichen, und die Großen Raben sind gekommen, ein Festmahl zu halten. Ihr krächzendes Gelächter ist die Stimme des Gestanks.«
    »Icarium – «
    »Und dann erscheint plötzlich eine Frau. Sie ist genauso angezogen wie die Leichen hier vor uns. Sie hält einen Stab, der noch immer eine mörderische Macht verströmt.
    ›Was habt Ihr getan?‹, frage ich sie.
    ›Nur was notwendig war‹, lautet ihre leise Antwort. Als sie mich ansieht, erkenne ich große Furcht in ihrem Gesicht, und das macht mich traurig. ›Ihr dürft nicht allein über die Welt wandern, Jhag.‹
    Ihre Worte scheinen schreckliche Erinnerungen in mir wachzurufen. Und Bilder, Gesichter –  Gefährten, unzählige Gefährten. Als wäre ich kaum jemals allein gewesen. Männer und Frauen sind an meiner Seite dahingeschritten, manchmal einzeln, manchmal in großer Zahl. Diese Erinnerungen erfüllen mich mit Kummer, so, als ob ich jeden und jede von ihnen auf irgendeine Weise betrogen hätte.« Er machte eine Pause, und

Weitere Kostenlose Bücher