Im Bann der Wüste
wirklich da draußen sind. Es wäre klüger, auf Tavore zu warten. Soll Korbolo Dom seine Krieger doch gegen diese Mauern werfen …«
Blistig nickte. »Wir würden sie in Stücke hauen. Die Frage ist nur – könnt Ihr Pormqual von all dem überzeugen, was Ihr gesagt habt?«
»Ihr seid derjenige, der ihn kennt«, erwiderte Duiker, »nicht ich.«
Der Kommandant zog eine Grimasse. »Gehen wir.«
Dicht bei der Mündung der Hauptstraße, die von dem Platz wegführte, hielt eine Gruppe von Berittenen, umgeben von den Standarten der Armee der Hohefaust. Blistig führte den Historiker direkt zu ihnen.
Duiker sah Pormqual auf einem wundervollen Schlachtross sitzen. Die Rüstung der Hohefaust war reich verziert, wirkte eher dekorativ als praktisch. Das juwelenbesetzte Heft eines Grisian-Breitschwerts glänzte an seiner Hüfte. Ein goldumkranzter Sonnenstrahl prangte auf der polierten eisernen Kappe seines Helms. Sein Gesicht sah krank und blutleer aus.
Mallick Rel saß neben der Hohefaust auf einem weißen Pferd, waffenlos und in seidene Gewänder gekleidet; er hatte sich ein meerblaues Tuch um den Kopf geschlungen. Die beiden wurden von einer Reihe von Offizieren – zum Teil zu Pferde, zum Teil zu Fuß – umringt, unter denen Duiker auch Nethpara und Pullyk Alar entdeckte.
Ein roter Nebel senkte sich auf Duiker herab. Er beschleunigte seinen Schritt, schob sich an Blistig vorbei, der ihn an der Schulter packte und zurückblieb.
»Hebt Euch das für später auf, Mann. Zuerst müsst Ihr Euch um eine dringlichere Verantwortung kümmern.«
Zitternd unterdrückte Duiker seine Wut. Es gelang ihm zu nicken.
»Kommt mit, die Hohefaust hat uns gesehen.«
Pormquals Gesichtsausdruck war kalt, als er auf Duiker herabschaute. Als er jetzt das Wort an den Neuankömmling richtete, klang seine Stimme schrill. »Ihr kommt gerade rechtzeitig, Historiker. Wir haben heute zwei Aufgaben zu erfüllen, bei denen Eure Anwesenheit jeweils vonnöten ist – «
»Hohefaust – «
»Schweigt! Wenn Ihr mich noch einmal unterbrecht, lasse ich Euch die Zunge herausreißen!« Er machte eine kurze Pause, beruhigte sich wieder, und fuhr dann in seinen Ausführungen fort. »Zunächst einmal sollt Ihr uns in der bevorstehenden Schlacht begleiten, um Zeuge zu werden, wie man mit diesem Pöbel umzugehen hat. Ich werde keinen Handel abschließen, bei dem der Preis das Leben unschuldiger Flüchtlinge ist – solch verbrecherischer Verrat, solche Tragödien werden sich nicht wiederholen! Die Narren da draußen haben sich gerade zum Schlafen hingelegt – und für diese Dummheit werden sie teuer bezahlen, das versichere ich Euch.
Wenn wir die Rebellen vernichtet haben, werden wir uns den anderen Dingen zuwenden, die unserer Verantwortung obliegen – in erster Linie sind das Eure Gefangennahme und die der beiden Waerlogas, die unter den Namen Nil und Neder bekannt sind – die letzten verbliebenen ›Offiziere‹ von Coltaines schrecklicher Herrschaft. Ich versichere Euch, dass die Bestrafung, die Eurer Verurteilung folgen wird, der Schwere Eurer Verbrechen angemessen sein wird.« Er gestikulierte, und ein Adjutant führte Duikers Stute herbei. »Euer Reittier passt leider nicht so richtig zu den unsrigen, aber es wird genügen.
Kommandant Blistig, macht Eure Soldaten zum Abmarsch bereit. Wir wünschen, dass unsere Nachhut sich nicht mehr und nicht weniger als dreihundert Schritte hinter uns befindet. Ich vertraue darauf, dass Eure Fähigkeiten ausreichen, diesem Befehl Folge zu leisten – falls dem nicht so sein sollte, teilt es mir jetzt gleich mit, und ich werde mit Freude jemand anderem das Kommando über die Stadtgarnison übertragen.«
»Meine Fähigkeiten reichen durchaus aus, um diese Aufgabe zu erfüllen, Hohefaust.«
Duikers Blick fiel auf Mallick Rel, und der Historiker wunderte sich kurz über den befriedigten Ausdruck, der über das Gesicht des Priesters huschte.
Ah, natürlich, die Kränkungen der Vergangenheit. Ihr seid kein Mann, dem man in die Quere kommen sollte, was, Rel?
Schweigend ging der Historiker zu seinem Pferd und stieg in den Sattel. Er legte der Stute kurz die Hand auf den mageren, ungestriegelten Hals und griff dann nach den Zügeln.
Die vorausreitenden Kompanien mittelschwerer Kavallerie hatten sich am Tor versammelt. Sobald sie aus der Stadt waren, würde keine Zeit vergeudet werden; die Reiter würden sich sofort teilen und Korbolo Doms Lager in einer Zangenbewegung umzingeln, während die Infanterie durch
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