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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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gemacht«, sagte er mit grollender Stimme, den Blick auf den Priester gerichtet.
    Der Jhistal stieg vom Pferd, trat einen Schritt vor und verbeugte sich. »Ich übergebe Euch Hohefaust Pormqual und seine zehntausend Mann. Und mehr noch, ich übergebe Euch die Stadt Aren, im Namen Sha’iks – «
    »Falsch«, sagte Duiker und lachte leise in sich hinein.
    Mallick Rel sah ihn an.
    »Ihr habt ihm Aren nicht ausgeliefert, Jhistal.«
    »Was sagt Ihr da, alter Mann?«
    »Es überrascht mich, dass Ihr es nicht bemerkt habt«, sagte der Historiker. »Ich nehme an, Ihr wart zu sehr mit Eurer Schadenfreude beschäftigt. Schaut Euch doch die Kompanien um Euch herum einmal genauer an, besonders die im Süden …«
    Mallick kniff die Augen zusammen, als er die Blicke über die versammelten Legionen schweifen ließ. Dann erbleichte er. »Blistig!«
    »Sieht so aus, als hätten sich der Kommandant und seine Garnison schließlich doch entschieden, zurückzubleiben. Zugegeben, es sind nur zwei- oder dreihundert Mann, aber wir wissen beide, dass das reichen wird – für die eine Woche, oder wie lange es sonst noch dauern wird, bis Tavore kommt. Arens Wälle sind hoch, und ich nehme an, sie sind dieser Tage auch reichlich mit Otataral bestückt – ein guter Schutz gegen jede Art von Zauberei. Wenn ich es recht bedenke, würde ich sogar annehmen, dass jetzt auch Rote Klingen die Wälle bemannen, zusammen mit den Soldaten der Stadtwache. Euer Verrat ist misslungen, Jhistal. Misslungen.«
    Der Priester schoss vorwärts, schlug dem Historiker mit dem Handrücken ins Gesicht. Duiker wurde durch den Schlag herumgewirbelt und die Ringe an Mallick Reis Fingern rissen ihm die Wange und die kaum verheilten Lippen auf. Er stürzte schwer zu Boden und spürte, wie unter seinem Brustbein etwas zerbarst.
    Er kam wieder hoch; Blut floss ihm über das aufgerissene Gesicht. Er schaute auf den Boden zu seinen Füßen und erwartete, kleine Glassplitter zu sehen, doch da war nichts. An dem Lederriemen um seinen Hals hing jetzt nichts mehr.
    Hände stellten ihn grob auf die Beine und drehten ihn so, dass er Mallick Rel erneut ansehen musste.
    Der Priester zitterte noch immer. »Euer Tod wird – «
    »Schweigt!«, schnappte Korbolo Dom. Er musterte Duiker. »Ihr seid der Historiker, der mit Coltaine geritten ist.«
    Der Historiker wandte sich der abtrünnigen Faust zu. »Der bin ich.«
    »Ihr seid Soldat.«
    »Wenn Ihr es sagt.«
    »Das tue ich, und daher werdet Ihr zusammen mit diesen Soldaten hier sterben, auf die gleiche Weise wie – «
    »Ihr wollt zehntausend unbewaffnete Frauen und Männer abschlachten, Korbolo Dom?«
    »Ich will Tavore einen entscheidenden Schlag versetzen, noch ehe sie einen Fuß auf diesen Kontinent gesetzt hat. Ich will sie so wütend machen, dass sie vergisst zu denken. Ich will ihre Fassade niederreißen, will, dass sie Tag und Nacht von Rache träumt, und dass dieser Wunsch jede ihrer Entscheidungen vergiftet.«
    »Ihr wolltet schon immer die härteste Faust des Imperiums sein, nicht wahr, Korbolo Dom? Als ob Grausamkeit eine Tugend wäre …«
    Der Kommandeur mit der blassblauen Haut zuckte lediglich die Schultern. »Am besten, Ihr begebt Euch jetzt zu den anderen, Duiker – als Soldat von Coltaines Armee verdient Ihr es.« Dann drehte sich Korbolo zu Mallick um. »Meine Barmherzigkeit schließt allerdings jenen Soldaten nicht ein, dessen Pfeil Coltaine unserem Vergnügen entrissen hat. Wo ist er, Priester?«
    »Er ist leider verschwunden. Eine Stunde nach der Tat ist er das letzte Mal gesehen worden. Blistig hat seine Soldaten überall nach ihm suchen lassen, jedoch ohne Erfolg. Und ich fürchte, selbst wenn er ihn mittlerweile gefunden haben sollte, ist er bei den Soldaten der Garnison.«
    Die abtrünnige Faust machte ein finsteres Gesicht. »Es hat heute einige Enttäuschungen gegeben, Mallick Rel.«
    »Korbolo Dom, mein Herr!«, sagte Pormqual. Sein Gesicht zeigte immer noch einen ungläubigen Ausdruck. »Ich verstehe nicht – «
    »Ganz offensichtlich tut Ihr das nicht«, stimmte ihm der Angesprochene zu, das Gesicht zu einer Grimasse des Abscheus verzogen. »Jhistal, habt Ihr diesem Narren irgendein besonderes Schicksal zugedacht?«
    »Nein. Er gehört Euch.«
    »Ich kann ihm das würdige Opfer nicht gewähren, das ich seinen Soldaten zugedacht habe. Ich fürchte, es würde einen zu widerwärtigen Geschmack in meinem Mund zurücklassen.« Korbolo Dom zögerte, dann seufzte er und machte eine knappe Geste mit einer

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