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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Mitleid, das Duiker nicht verstehen konnte.
    Warum diese Trauer, Jaghut? Ich werde nicht bis in alle Ewigkeit umgehen, wie du es getan hast. Ich werde nicht zu diesem Ort zurückkehren, werde nicht noch einmal die Verluste erleiden, die ein Sterblicher im Leben – und indem er lebt – erleidet. Der Vermummte wird mich schon bald segnen – es gibt keinen Grund zu trauern …
    Diese Gedanken hallten noch einen kurzen Augenblick nach, als das gramzerfurchte Gesicht des Jaghut verblasste und Dunkelheit den Historiker umhüllte, ihn immer weiter umhüllte, bis sie ihn schließlich ganz verschluckte.
    Und sein Bewusstsein erlosch.

Kapitel Dreizehn
     
    Laseen sandte Tavore
    eilends über das Meer
    Coltaines Hand zu ergreifen
    Doch als sie ihre Finger schloss
    hielt sie von Krähen abgenagte Knochen
     
         Die Sha’ik-Rebellion
             Wu
     
    K alam warf sich in den Schatten am Fuß einer niedrigen, verfallenen Mauer, zerrte dann den noch warmen Körper zu sich heran und halb über sich. Er zog den Kopf ein und lag ganz still, bemühte sich, ruhiger zu atmen.
    Wenige Augenblicke später erklangen leichtfüßige Schritte auf den Pflastersteinen der Straße. Eine Stimme zischte einen ärgerlichen Befehl zum Halten.
    »Sie haben ihn verfolgt«, flüsterte ein anderer Jäger. »Und er hat sie in einen Hinterhalt gelockt – hier. Bei den Göttern! Was für ein Mann ist das?«
    Eine dritte Klaue mischte sich ein, eine Frau. »Er kann noch nicht weit sein – «
    »Natürlich ist er in der Nähe«, schnappte der Anführer, der den Befehl zum Halten gegeben hatte. »Schließlich hat er keine Flügel, oder? Er ist nicht unsterblich, er ist nicht immun gegen den Zauber unserer Klingen – ich will dieses Geschwätz nicht mehr hören, habt ihr verstanden? Alle beide. Und jetzt schwärmt aus – du gehst da rüber, und du in die andere Richtung.« Ein kalter Hauch von Zauberei wehte heran. »Ich bleibe in der Mitte«, sagte der Anführer.
    Ja, und unsichtbar – was bedeutet, dass du der Erste sein wirst, du Bastard.
    Kalam hörte, wie die beiden anderen sich davonmachten. Er kannte das Muster, nach dem die Jäger vorgehen würden: die beiden an den Flanken würden vorausgehen, während der durch Zauberei verborgene Anführer – eine Armbrust in jeder Hand – ein Stück zurückbleiben und dabei sowohl seine beiden Begleiter im Auge behalten als auch die Gassenmündungen und Dächer beobachten würde. Kalam wartete noch einen Augenblick länger, dann glitt er langsam und lautlos unter der Leiche hervor und ging in die Hocke.
    Er trat hinaus auf die Straße; seine bloßen Füße verursachten nicht das geringste Geräusch. Für jemanden, der wusste, wonach er Ausschau zu halten hatte, war der Fleck aus Dunkelheit, der sich zwanzig Schritte vor ihm langsam vorwärts tastete, gerade noch zu erkennen. Ein solcher Zauber war nicht leicht aufrechtzuerhalten, und an der Rückseite war er unweigerlich schwächer. Ganz schwach konnte Kalam die Umrisse einer Gestalt ausmachen, die sich innerhalb des magischen dunklen Schleiers bewegte.
    Blitzschnell wie ein angreifender Leopard überwand er die Entfernung und rammte dem Anführer in Höhe der Schädelbasis einen Ellbogen in den Nacken. Der Hieb tötete den Mann auf der Stelle. Kalam bekam eine der Armbrüste zu fassen, ehe sie auf das Pflaster fallen konnte, doch die zweite entglitt ihm und landete klappernd auf der Straße. Lautlos vor sich hin fluchend setzte der Assassine seinen Angriff fort; er hielt sich rechts, steuerte auf die Mündung einer Gasse zu, die sich zwanzig Schritte hinter dem diesseitigen Flügelmann befand.
    Das gedämpfte Schnalzen einer Armbrust ließ Kalam nach unten wegtauchen, und er spürte, wie der Bolzen durch seinen Umhang fetzte. Er rollte sich in die schmale Gasse, rutschte dabei über faulendes Gemüse. Ratten huschten davon, als er wieder auf die Beine kam und in die tieferen Schatten glitt.
    Als sich zu seiner Linken eine Nische abzeichnete, fuhr er herum, schob sich in die Düsternis und zog seine eigene Armbrust unter dem Umhang hervor. Dann wartete er, eine Armbrust in jeder Hand.
    Eine Gestalt trat in sein Blickfeld und blieb genau gegenüber von ihm stehen, keine sechs Fuß entfernt.
    Kalam schoss. Genau in diesem Augenblick duckte sich die Frau und wirbelte herum – und der Assassine wusste, dass er sie verfehlt hatte. Ihr Dolch ging jedoch nicht fehl. Die Klinge, die kurz aufblitzte, traf ihn mit einem dumpfen Schlag knapp

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