Im Bann der Wüste
waren gespitzt. Seine rötlichen Flanken glänzten vor Schweiß.
Die beiden Waerlogas blieben zu beiden Seiten der Stute stehen; Neder ließ die Zügel hängen und legte dem Tier die Hand gegen die Flanke.
Einen Augenblick später stolperte Duiker, als die hinteren Reihen des Keils nach vorne gezogen wurden, die Rampe hinauf, als würden sie in einem Atemzug hinaufgezogen.
»Macht die Nahkampfwaffen bereit!«, brüllte ganz in der Nähe ein Sergeant.
Oh, bei den feuchten Träumen des Vermummten …
»Jetzt gilt’s«, sagte List neben ihm. Seine Stimme klang angespannt wie eine durchgezogene Bogensehne.
Duiker blieb keine Zeit mehr, zu antworten, ihm blieb nicht einmal mehr Zeit, zu denken, denn plötzlich waren sie inmitten der Feinde. Der Historiker erhaschte einen kurzen Augenblick lang Fragmente dessen, was um ihn herum geschah. Ein Soldat stolperte und fluchte, sein Helm war ihm über die Augen gerutscht. Ein Schwert flog durch die Luft. Ein kreischender Semk-Krieger wurde an seinem Zopf zurückgerissen, und dann wurde sein Schrei zu einem nassen Gurgeln, als knapp unterhalb des Brustbeins die Spitze eines Schwertes inmitten eines Knäuels aus Eingeweiden aus seiner Bauchdecke barst. Eine Seesoldatin wurde von einem Angriff um die eigene Achse gewickelt, und ihr Urin nässte die Oberseite ihrer Stiefel. Und überall … Toggs drei Masken, und eine Kakophonie aus Lärm; Kehlen gaben Geräusche von sich, für die sie nie gedacht gewesen waren, Blut spritzte, Menschen starben – überall sterben Menschen.
»Pass auf deine rechte Seite auf!«
Duiker erkannte die Stimme – sie gehörte seiner namenlosen Kameradin aus Hauptmann Lulls Truppe – und wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, um eine Speerspitze zu parieren. Sein kurzes Schwert rutschte an dem zinnummantelten Schaft entlang. Er trat an der abgelenkten Waffe vorbei und rammte die Spitze seines Schwerts in das Gesicht einer Semk-Kriegerin. Und noch während sie blutüberströmt zu Boden sank, stieß der Historiker einen gellenden Schmerzensschrei aus, weil es ihm schier das Herz zerriss. Er stolperte rückwärts und wäre beinahe hingefallen, wenn ihn nicht ein massiver Schild aufgehalten hätte. Die Stimme der namenlosen Frau erklang ganz nah an seinem Ohr. »Heute Nacht werde ich dich reiten, bis du um Gnade winselst, alter Mann!«
In jenem rätselhaften Knäuel, das gemeinhin als menschlicher Verstand bezeichnet wird, umschlang Duiker diese Worte nicht voller Lust, sondern eher so, wie ein Ertrinkender sich an einen Pfahl klammert. Er holte tief und schluchzend Luft, stieß sich von dem Schild ab und schritt wieder vorwärts.
Vor ihnen kämpfte die vorderste Linie der Seesoldaten, bereits entsetzlich ausgedünnt; sie gab Schritt um Schritt nach, als die schwere Infanterie aus Guran den Hang herabdrängte. Der Keil war kurz davor, zu zerspringen.
Semk-Krieger tobten in rasendem Kampfrausch inmitten der Seesoldaten, und wegen dieser aschebefleckten Krieger waren die hinteren Reihen vorgerückt, um sich ihrer anzunehmen.
Die Aufgabe war schnell erledigt; eiserne Disziplin war einzeln kämpfenden Kriegern, die keine Reihe bildeten, sich gegenseitig nicht unterstützten und keine andere Stimme hörten als ihre eigenen wahnsinnigen Schlachtrufe, mehr als überlegen.
Doch trotz dieser schnellen Rettung begannen die Seesoldaten nachzugeben.
Drei durchdringende Horntöne erschollen in schneller Folge: für die Einheiten des Imperiums das Zeichen, sich aufzuteilen. Duiker starrte um sich, wirbelte herum, um nach List zu schauen, doch der Korporal war nirgends zu sehen. Er sah die Seesoldatin und stolperte zu ihr hinüber. »Vier bedeuten Rückzug … waren es vier Töne? Ich habe – «
Sie lächelte breit. »Es waren drei, alter Mann. Wir müssen uns aufteilen! Jetzt gleich!«
Sie zog sich zurück. Verwirrt folgte Duiker ihr. Der Boden des Hanges war mittlerweile tückisch – blutgetränkter Schlamm über Kieselsteinen, die unter den Füßen wegrutschten. Sie stolperten mit den anderen auf dieser Seite der Trennlinie – der südlichen – zur hohen Böschung hinüber und kletterten in einen schmalen Graben hinunter, in dem knöcheltief das Blut stand.
Die schwere Infanterie aus Guran hatte Halt gemacht; die Soldaten witterten eine Falle – gleichgültig, wie unwahrscheinlich die Ereignisse so etwas gemacht hatten – und verharrten knapp vier Schritte unterhalb der Kuppe, um ihre Ränge wieder zu schließen. Ein Widderhorn blökte, worauf
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