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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sich die Formation hastig in holprigem Gleichschritt wieder auf den Hügel zurückzog.
    Duiker drehte sich gerade noch rechtzeitig herum, um zu sehen, wie sich siebzig Schritte weiter unten auf der Rampe die schwere Kavallerie des Tollhund-Clans in Bewegung setzte; die Reiter teilten sich und ritten um Nil und Neder herum, die noch immer links und rechts der reglosen Stute standen, die Hände gegen die Flanken des Tieres gepresst.
    »Beim Stoß des Herrn«, fluchte die Frau an seiner Seite.
    Sie wollen bergauf angreifen – die Rampe hoch, die mit Leichen und Rüstungsteilen und Schlamm und Steinen übersät ist. Einen Hang, der steil genug ist, um die Reiter auf den Hals ihrer Reittiere zu zwingen – und das ganze Gewicht auf die Vorderbeine. Coltaine will, dass sie angreifen. Obwohl sie sich einer Einheit schwerer Infanterie gegenübersehen – »Nein!«, flüsterte der Historiker.
    Von der Böschung rieselten Steinchen und Sand herab. Neben Duiker drehten sich behelmte Köpfe in plötzlichem Erschrecken – jemand war oben auf der Böschung. Mehr Dreck rieselte auf sie herab.
    Eine Reihe malazanischer Flüche erklang von dort oben, und dann schob sich ein behelmter Kopf über die Kante.
    »Es ist einer von diesen verfluchten Sappeuren, beim Vermummten!«, knurrte einer der Seesoldaten.
    Auf dem dreckverschmierten Gesicht über ihnen erschien ein Grinsen. »Wisst ihr, was Schildkröten im Winter machen?«, brüllte er herunter, dann schob er sich zurück und verschwand außer Sicht.
    Duiker starrte wieder zu den Reitern des Tollhund-Clans hinunter. Ihr Vormarsch war zum Stillstand gekommen, als ob sie plötzlich unsicher geworden wären. Die Wickaner hatten die Köpfe erhoben und blickten auf die Oberkante der Böschungen zu beiden Seiten.
    Auch die Soldaten der schweren Infanterie aus Guran und die überlebenden Semk starrten dorthin.
    Durch die Staubschwaden, die von der Kuppe her die Rampe herunterwogten, blinzelte Duiker hinüber zur Böschung auf der Nordseite. Sie waberte vor Aktivität. Sappeure, die Schilde auf dem Rücken trugen, tasteten sich dort voran, glitten knapp unterhalb der Kuppe auf die von Leichen übersäte Rampe hinunter.
    Ein weiteres Hornsignal erklang, und die Reiter des Tollhund-Clans setzten sich wieder wie eine gigantische Woge in Bewegung, trieben ihre Pferde zum Trab, dann zum leichten Galopp. Doch jetzt verstellte ihnen eine Kompanie Sappeure den Weg zur Kuppe.
    Eine Schildkröte gräbt sich im Winter ein. Die Bastarde haben sich letzte Nacht auf die Böschungen geschlichen – direkt unter Reloes Nase – und sich eingegraben. Aber wozu, im Namen des Vermummten?
    Die Sappeure, die noch immer ihre Schilde auf dem Rücken trugen, rannten herum und machten ihre Waffen und andere Dinge bereit. Einer trat einen Schritt zur Seite, um die Reiter des Tollhund-Clans vorwärts zu winken.
    Die Rampe erzitterte.
    Die gepanzerten Pferde donnerten in einem Ausbruch schierer Kraft den Hang hinauf, schneller als es der Historiker für möglich gehalten hätte. Breitschwerter wurden gen Himmel gereckt. In ihren geheimnisvollen, fantastischen Rüstungen wirkten die Wickaner wie herbeigezauberte Dämonen, die auf gleichermaßen albtraumhaften Reittieren saßen.
    Die Sappeure rannten auf die Krieger aus Guran zu. Granaten flogen durch die Luft, gefolgt von krachenden Explosionen und schrecklichen Schreien.
    Die restliche Munition, die die Sappeure noch besessen hatten, schnitt einen Pfad in die dicht gedrängt stehende schwere Infanterie. Splitterbomben, Brandbomben, Rauchbomben. Die bisher so festen Reihen von Kamist Reloes Elitesoldaten lösten sich auf.
    Der von den Tollhund-Kriegern im vollen Galopp durchgeführte Angriff erreichte die Sappeure, die unter den Hufen zu Boden gingen, und ein schrecklich widerhallender Rhythmus untermalte die Attacke, als Pferd um Pferd über sie hinwegraste.
    Die wickanischen Reiter ritten mitten in das chaotische Durcheinander hinein, das wenige Augenblicke zuvor noch Reihen schwerer Infanterie gewesen war, und säuberten die Kuppe von Feinden, wobei sie mit ihren abwärts geschwungenen Schwertern ein fürchterliches Gemetzel anrichteten.
    Ein anderes, klagendes Signal war trotz des Lärms zu vernehmen.
    Die Frau an Duikers Seite klatschte ihm eine behandschuhte Hand gegen die Brust. »Vorwärts, alter Mann!«
    Er machte einen Schritt, zögerte dann jedoch. Nun gut, es ist Zeit für die Soldaten, vorwärts zu marschieren. Aber ich bin Historiker – ich muss sehen,

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