Im Bann der Wüste
wurden. Bogenschützen waren zu sehen, die auf dem höchsten Punkt der Rampe ihre Positionen einnahmen.
Es herrschte nicht der leiseste Windhauch; die Luft war drückend und schwer.
Vielleicht war es Ungläubigkeit, die die Truppen an den Flanken zurückhielt. Coltaine hatte auf die Aufstellung und die Stärke seiner Feinde nicht im Geringsten reagiert. Stattdessen marschierte die Siebte einfach weiter, und als sie den Fuß der Rampe erreichte, begann sie hinaufzustapfen, ohne auch nur einen Augenblick innezuhalten.
Die Steigung war weich; der Untergrund bestand aus Felsbrocken und Sand, die unter den Füßen wegrutschten. Soldaten gerieten ins Stolpern.
Plötzlich war die Luft voller Pfeile, die wie ein Regenschauer herunterprasselten. Über Duikers Kopf ertönte ein schreckliches Geklapper, als Pfeilschäfte brachen, über die erhobenen Schilde schlitterten; einige rutschten irgendwo durch, trafen auf Helme und Rüstungen, einige bohrten sich in ungeschützte Körperteile. Unter dem Rücken der Schildkröte erklangen grollende Stimmen. Kieselsteine knirschten unter dahinstapfenden Füßen. Doch die an allen Seiten von Schilden umschlossene Keilformation marschierte ohne Unterlass weiter die Rampe hinauf.
Der Ellenbogen des Historikers knickte ein, als ein Pfeil mit voller Wucht auf seinen Schild knallte. Drei weitere zuckten in schneller Folge herab; alle trafen seinen Schild und rutschten dann seitlich davon.
Die Luft unter den Schilden wurde allmählich sauer und feucht – es roch nach Schweiß, Urin und wachsendem Zorn. Ein Angriff, auf den man nicht angemessen antworten konnte, war der Albtraum eines jeden Soldaten. Wie Fieber brannte in ihnen die Entschlossenheit, die Kuppe zu erreichen, wo heulende Semk-Krieger und die schwere Infanterie aus Guran sie bereits erwarteten. Duiker wusste, dass die Seesoldaten auf eine Schwelle zugetrieben wurden. Der erste Kontakt würde zu einer gewaltigen Entladung führen.
Näher zum Kamm hin war die Rampe auf beiden Seiten von einem steilen, hohen Wall umgeben, dessen Oberkante breit und flach war. Krieger, deren Stammeszugehörigkeit Duiker nicht erkennen konnte – sind das Can’eld? –, begannen sich auf den Böschungen zu versammeln und kurze Hornbögen bereit zu machen. Sie werden von beiden Seiten auf uns schießen, wenn wir mit den Semk und den Truppen aus Guran im Handgemenge sind. Ein klassisches Flankenfeuer.
Bult befand sich unter den flankierenden Reitern vom Krähen-Clan, und der Historiker konnte den Befehl, den der alte Wickaner brüllte, deutlich verstehen. In einem Aufblitzen von Staub und Eisen wirbelten die Reiter herum und rasten auf die seitlichen Böschungen zu. Erneut flogen Pfeile durch die Luft. Die Can’eld – die von der Geschwindigkeit des wickanischen Angriffs völlig überrascht worden waren – stoben auseinander. Menschen fielen zu Boden, torkelten die Rampe hinab. Die Krieger des Krähen-Clans ritten entlang des Grabens und beharkten die hohe Böschung mit einem mörderischen Pfeil- und Lanzenhagel. Innerhalb weniger Augenblicke war die Oberkante des Walls von allen feindlichen Kriegern, die sich noch auf den Beinen halten konnten, gesäubert.
Ein zweiter Ruf ließ die Reiter ihre Pferde zügeln; die vordersten von ihnen waren kein Dutzend Schritte mehr von der wogenden Linie der Semk und der guranischen Infanterie entfernt. Der plötzliche Halt riss die wilden Semk vorwärts. Wurfbeile flogen wirbelnd über die freie Fläche. Die Antwort war ein erneuter Pfeilhagel.
Die Spitze des Keils drängte vorwärts, als die Seesoldaten die Unordnung in der Front des Feindes sahen. Krähen-Krieger rissen ihre Pferde herum; sie stellten sich in den Steigbügeln auf und galoppierten beiseite, um nicht zwischen die heranstürmenden Fußsoldaten zu geraten und ihnen unabsichtlich den Schwung zu nehmen. Sie schafften es um Haaresbreite.
Der Keil schlug ein.
Durch seinen Schild spürte Duiker die donnernde Wucht des Zusammenpralls, ein hallendes Grollen, das einem tief in die Knochen fuhr. Von seinem Platz aus konnte er wenig sehen – abgesehen von einem kleinen Streifen blauen Himmels direkt über den Köpfen der Soldaten. Vor diesem blauen Streifen zeichnete sich ein abgebrochener Pikenschaft ab, der in die Luft gewirbelt wurde, zusammen mit einem Helm, dessen Kinnriemen noch immer um ein bärtiges Kinn gelegen haben mochte. Dann hüllte der aufsteigende Staub alles in einen undurchdringlichen Schleier.
»Herr!« Eine Hand zupfte an
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