Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Adlers

Im Bann des Adlers

Titel: Im Bann des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianina Baloff
Vom Netzwerk:
wenn er mich in diesem Kleid sah. Draußen ging schon die Sonne unter und so langsam bekam ich auch wieder Hunger. Da klopfte es ganz sacht an die Tür. Kaum rief ich „Herein“, trat Victor auch schon ein. Sofort fielen mir seine faszinierenden stahlgrauen Augen auf, die mich bewundernd, ja fast staunend musterten. Als er lächelte, zeichneten sich wieder sympathische Grübchen auf seinen Wangen ab. Victor war ganz in Schwarz gekleidet, trug jedoch einen roten Umhang, welcher ihm sehr gut stand und so bestaunte ich ihn ebenfalls. „Du siehst unglaublich aus Jessica, ich wünschte ich könnte dir diesen Abend ersparen, aber leider haben wir keine andere Wahl. Ich hoffe du denkst nicht schlecht von mir.“ Versetzte er etwas atemlos. „Nein, wie kommst du denn darauf, du hast dein Bestes gegeben und so schlimm wird es schon nicht werden, schließlich habe ich ja einen großen Beschützer“, sagte ich und reichte ihm meine Hand. Er lächelte unsicher und geleitete mich schweigend zum Fest.

Kapitel 15
    Jessica
    Wir verließen das Haus und das Grundstück und liefen um das Anwesen herum. Nadine hatte mir zu dem Kleid nur ganz leichte flache Sandalen gebracht und das unebene Gelände machte mir ganz schön zu schaffen. Zum Glück war neben mir ein großer starker Mann, der mich stützte. „Wohin gehen wir denn, ist es noch weit?“, fragte ich. „Nein gleich dort vorne, siehst du rechts die Bäume und das freie Feld daneben? Dort werden wir feiern.“ In der aufkommenden Dunkelheit konnte ich alles was vor mir lag nur schemenhaft erkennen. Als ich zurück zum Haus sah, wurde mir klar, dass wir auf dem Weg zu genau dem Platz waren, den ich von meinem Fenster aus gestern Nacht gesehen hatte. Ich erinnerte mich wieder an diese unheimlichen Gesänge und bekam Gänsehaut. Gerne hätte ich Victor danach gefragt, doch meine innere Stimme riet mir, jetzt dieses Thema besser ruhen zu lassen.
    Auf dem riesigen Areal sah ich, dass der ganze Orden, soweit ich es beurteilen konnte, anwesend war. Sie standen links und rechts von einer großen Holzpyramide, die just als ich den Platz betrat, angezündet wurde. Sofort flackerte das Feuer auf. Der Adler löste sich aus dem Schatten und trat auf mich zu. „Willkommen in unserer Mitte Jessica.“ Ich neigte nur den Kopf, da ich meiner Stimme nicht traute. „Wie ich sehe, hast du die Rituale beendet und bist nun bereit unserer Gemeinschaft beizutreten, ich führe dich zum Tempel.“ Damit nahm er mich mit seinen kalten langen Fingern bei der Hand und zog mich weg von Victor. Plötzlich fühlte ich mich schutzlos und ausgeliefert.
    Wir gingen um das Feuer herum und standen auf einem dicken Teppich aus Blumen in allen Farben. „Wow!“ entfuhr es mir. Vater Geronimo nickte und erklärte. „Blumen symbolisieren in unserem Glauben den Kreislauf des Lebens und da du jetzt ein neues Leben beginnst, sind die Blumen sozusagen dein Wegweiser“
    Wir glitten also über das Blütenmeer, hin zu einem großen Baum, der mitten auf dem freien Feld stand. Dieser Baum sei der Baum der Fruchtbarkeit und hier würden viele Rituale und Opfergaben durchgeführt, „Deshalb benennen wir ihn als Tempel“ verriet mir der Adler. Einer der drei Brüder, die mich am Nachmittag so unsanft tauchten, brachte einen großen goldenen Kelch und einen ziemlich gefährlich aussehenden kleinen Säbel. In mir zog sich alles zusammen. Geronimo drehte sich um und erklärte mit tönender Stimme. „Heute ist ein glorreicher Tag, denn wir nehmen einen besonderen Menschen in unserer Mitte auf. Durch ihr deutsches Blut wird Jessica den Orden bereichern und zu noch mehr Fruchtbarkeit verhelfen.“ Zustimmendes Gemurmel tönte von allen Seiten. Ich wusste, dass ich einen Tropfen Blut geben musste, jedoch war mir immer noch nicht klar, wieso gerade meine Körperflüssigkeit alles fruchtbarer machte. Leider war nun auch nicht der rechte Zeitpunkt zu fragen. Alle umstehenden stimmten einen dunklen Gesang an, dessen Rhythmus immer schneller wurde, manche wiegten sich sogar hin und her.
    Der Vater ging dreimal um mich herum und machte irgendwelche wohl segnenden Gesten. Dann, schneller als ich überhaupt hätte reagieren können, fuhr er mit dem Säbel durch die Luft, nahm gleichzeitig mein Handgelenk. Gezielt brachte er mir einen ziemlich tiefen Schnitt bei. Sofort sprudelte das Blut und unter der Menge erhob sich der Gesang zu einem jubelnden Kreischen. Nachdem genug davon in den Becher geronnen war, bekam ich eine Kompresse

Weitere Kostenlose Bücher