Im Bann des Adlers
hohen Bäumen, sodass die Sonne es schwer hatte, ihre Strahlen durch die Wipfel zu schicken. Es sah wunderschön aus, wie die einzelnen Sonnenbalken das Gras, und die großen Felsbrockenartigen Steine, die vereinzelt herumlagen, streiften. Im hinteren Bereich sah ich eine kleine Kapelle und daneben einen Brunnen, dorthin führte mich Nadine und schob mich durch den Eingang des Gebetshauses. Ich hielt den Atem an, als ich eintrat. Dies war keine Kirche so, wie ich sie kannte, hier gab es kein Kreuz und auch keinen Altar, ja noch nicht einmal Kirchenbänke. Sondern rotsamtene Kissen auf rohem Gestein. Rechts in der Ecke, stand eine Säule mit einer Art Totenkopf aus Sandstein. Ziemlich gruselig. Anstelle des Altars war dort lediglich ein großer runder Stein mit einer Mulde. Ganz ähnlich wie ein Taufbecken. Daneben, ebenfalls aus Sandstein die lebensgroße Statue einer Frau, welche sehr einfach dargestellt war, ohne jegliche Farbe oder Schnörkel, wie wir es von der Jungfrau Maria kennen. Das Gesicht sah irgendwie leidend aus und dadurch, dass die Augen weiß bemalt waren, bekam das Aussehen der Figur etwas Unheimliches. Meine Reaktion bemerkend trat das Mädchen hinter mich und erklärte mir. „Dies ist die Muttergöttin Toci. Ihr Wohlwollen allein entscheidet über Leben und Tod. Was wir ihr geben, wird somit auch den Göttern gegeben, die für alles Natürliche also auch den Menschen verantwortlich sind. Xipe Totec hier in der Ecke ist unser Gott der Vegetation und der Erneuerung. Zu ihm beten wir und bitten um seinen Segen für eine reiche Ernte und das ausgeglichene Maß an Regen und Sonnenschein.“ Also beteten sie nicht einfach die Natur an, sondern mehrere Götter, wie die alten Völker. Ich ahnte Böses.
Ich musste mich hinknien und die vorgesagten Worte von Nadine wiederholen. „Nuestro unico Dios es la Tierra. Yo honoraria ti madre Naturaleza“ (Unsere einzige Göttin ist die Erde. Ich ehre dich Mutter Natur) dann bat sie mich dreimal um die Statue zu gehen, um den Kreislauf des Lebens zu symbolisieren. Endlich konnte ich diesen merkwürdigen Ort wieder verlassen und wir gingen zum Brunnen. Davor stand ein Tablett mit Orangensaft herrlich frischem Obst und etwas Brot. Wir machten es uns gemütlich und frühstückten, während ich versuchte mehr über diesen komischen Götterkult zu erfahren. Aber ich bekam immer nur ziemlich vage Antworten und eine meisterhafte Ablenkung und am Ende unseres Schmauses war ich immer noch nicht schlauer. Über den Weg kamen nun drei der Männer, die mit mir im Auto saßen. Ich erkannte Juan, Raoul und Carlos. Nadine stand auf und nahm mich bei der Hand. „Guten Morgen Brüder“, sagte sie und verbeugte sich demütig. Sie gingen um uns herum und sahen in den Brunnen. Einer von ihnen fragte.
„Ist alles bereit und war sie schon bei den Göttern?“ „Ja“, antwortete das Mädchen schlicht. Alle drei stellten sich daraufhin wie in einem Dreieck um uns herum und mir wurde übel, was kam denn nun schon wieder? „Damit der Orden dich aufnimmt, musst du alles hinter dir lassen und rituelle Reinheit erlangen. Diese drei Brüder sind die Zeugen dafür, dass du gereinigt wurdest und somit bereit bist für eine Aufnahme.
Ich helfe dir beim Entkleiden.“ „Ich ziehe mich doch hier nicht vor den Dreien nackt aus!“ Erwiderte ich empört. Mit sehr betretenem Gesichtsausdruck beugte sie sich zu mir und flüsterte. „Entweder ich oder die erledigen das.“ Ok alles klar. Ich hasste es, ich hasste alles, diesen beschissenen Orden die blöden Regeln und noch mehr meine elende Hilflosigkeit in so einer erniedrigenden Situation. Vor mich hin schimpfend entledigte ich mich langsam meiner Kleider.
Als ich nackt und zitternd vor allen stand, nahmen mich zwei >Brüder< jeweils am Arm und der andere war hinter mir. Der Brunnen sollte mein Tauchbecken sein, und ehe ich mich versah, packten mich sechs starke Hände und hoben mich in das eiskalte Wasser. „Hmpf …“ mir pumpte es buchstäblich die Luft aus den Lungen. Als ich wieder atmen konnte, befand sich mein Kopf auch schon erneut unter Wasser. Kaum wieder nach oben gekommen, wurde ich wieder nach unten gestaucht. Nach dem dritten Mal holten sie mich geschickt wieder heraus. Nadine stand da und hüllte mich sofort in ein großes blaues Handtuch, das mich von oben bis unten bedeckte. Aber auch das konnte nicht wieder gut machen, was soeben geschehen war und wie entsetzlich ausgeliefert ich mich fühlte. „Das wird euch noch
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