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Im Bann des Adlers

Im Bann des Adlers

Titel: Im Bann des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianina Baloff
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für den Arm und der Adler nahm die Klinge und machte sich ans Werk von anderen Mitgliedern ebenso eine kleine „Spende“ einzufordern für seinen Gral. Er kam wieder zurück und sang lautstark irgendein fremdartig klingendes Lied. Dann hob er den Kelch an den Mund und nahm einen tiefen Zug, mir wurde schon jetzt übel, aber es wurde noch schlimmer. Er kam direkt auf mich zu und hob ihn mir ebenfalls an die Lippen mit den Worten. „Trink meine Tochter, sei willkommen in unserer Mitte und nimm den Geist und die wahre Gestalt von Mutter Natur in dir auf.“
    Er drückte mir den Becher so fest an die Lippen, dass diese sich unwillkürlich öffneten. Schon schmeckte ich Blut auf meiner Zunge und würgte, ich versuchte es zu unterdrücken und einfach nur zu schlucken, was mir eher weniger gelang, aber es schien zu genügen.
    Ohne dass ich es bemerkt hatte, war Victor an meine Seite getreten und erhielt nun ebenfalls sein Getränk. Vater Geronimo sagte. „Mein Sohn, trink dies zum Zeichen deiner Verbundenheit mit mir dem Orden und von nun an auch mit Jessica. Euch verbindet ein Band der Fruchtbarkeit und ihr seid von nun an für den Fortbestand des Ordens verantwortlich!“ Es klang in meinen Ohren wie eine Drohung, und wenn ich Victors Worte am Vorabend richtig gedeutet hatte, war es genau das. Gerade dachte ich. „Jetzt ist es geschafft, du hast es hinter dir“, da kam der
    Adler erneut auf mich zu, lächelte unergründlich und nahm mir die Kompresse weg. Wieder führte er die Klinge zu schnell für eine Reaktion, und schnitt mir gekonnt ein Stück Haut vom Arm ab. Ich schrie und irgendjemand war sofort an meiner Seite, verband die Wunde und schob mir etwas zum Kauen in den Mund, das mich zwar sofort beruhigte, aber entsetzlich schmeckte, wie verschimmelter Pilz. Warum hatte ich bloß den Mund aufgemacht? Ich versuchte es auszuspucken, aber es war bereits so aufgelöst, dass ich genauso gut schlucken konnte. Plötzlich glaubte ich, zu schweben. Das war wohl auch gut so, denn alles, was nun kam, hätte ich bei klarem Verstand, wohl nicht ertragen. Das Stück Haut wurde mit einer Segnung an Mutter Natur verbrannt und Victor flüsterte mir zu, dies wäre nun mein Versprechen, für immer mit ihr verbunden zu sein. „Na toll, vor allem weil ich es unfreiwillig gab. Hoffentlich habt ihr nicht noch mehr Verstümmelungsrituale“ Plötzlich kam Bewegung in die Gruppe und alle traten zur Seite, da ich sehr nah am Feuer stand, konnte ich nicht sehen, was dahinter vor sich ging. Aus den Schatten der Dunkelheit löste sich eine Gestalt, und als diese das Feuer erreichte, sah ich, dass es Nadine war. Sie hatte ein großartiges langes rotes Seidenkleid an, welches ihre zierliche Figur sehr gut zur Geltung brachte. Das schwarze Haar wallte über ihre blassen Schultern. Auf dem Kopf trug sie einen langen weißen Schleier. Wäre das Kleid weiß gewesen, hätte ich sie als eine Braut angesehen. Mit langsamen Schritten kam sie auf uns zu und sah weder nach links noch nach rechts.
    Kein Laut war zu hören, jeder schien die Luft anzuhalten. Der Adler hatte einen silbernen Becher in der Hand, den er ihr gab.
    „Trink, geweihte Jungfrau, um den Geist zu empfangen, er wird dir den Weg bereiten, damit du Mutter Natur mit deiner Unschuld ehren kannst.“ Sie hob den Becher an den Mund und trank ganz konzentriert in langsamen Schlucken. Als das Mädchen ihn wieder sinken ließ, huschte ein Schatten über ihr Gesicht. Vielleicht lag es an dem, was ich vorher zu mir genommen hatte, aber ich sah, wie die Gesichtszüge der Kleinen erschlafften und sie innerhalb kurzer Zeit, zu einem anderen Menschen wurde. Wie eine Marionette, die an Fäden geführt wurde, ging sie auf Victor, der immer noch neben mir stand, zu und nahm ihn bei der Hand. Mich würdigte sie keines Blickes. „Mein Gebieter“, sprach sie mit einer Stimme, die ihrer nicht ähnelte. „Komm folge mir unter den Baum der Fruchtbarkeit und dort will ich mit dir gemeinsam ein Versprechen für die Ewigkeit abgeben.“ Damit zog sie ihn fort zu dem Baum wo, wie ich erst jetzt bemerkte, eine Art steinerner Altar aufgebaut war. Er hob Nadine mühelos hoch und legte sie sanft darauf ab. Kaum berührte ihr Körper die Fläche, begann sie sich zu krümmen als hätte sie schmerzen und rief. „Komm zu mir und lasse mich dich aufnehmen, ich brauche dich und deine Kraft.“ Ein Raunen ging durch die Menge. Ich wusste immer noch nicht, was ich von der Situation halten sollte. Doch schon im

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