Im Bann des Adlers
auch seine Kraft nachließ. Er stützte sich an dem breiten Stamm ab, als habe er Angst, dass seine Beine nachgaben. Unbemerkt von uns beiden, stand plötzlich Geronimo hinter uns und sagte leise, aber mit gefährlichem Unterton. „Lasst uns speisen.“ Ohne sich noch einmal zu vergewissern, dass wir ihm auch folgten, drehte er sich um. Er wusste, wir hatten gar keine Wahl.
Kapitel 17
Riboz
Carlos Riboz saß unschlüssig an seinem Schreibtisch. Nach dem Anruf von Hillary und José fuhren seine Leute wie versprochen zur angegebenen Stelle, um die Spuren der Autoreifen zu sichern. Jedoch hatte er sich davon keinen großen Erfolg versprochen. Sein Team kam wider Erwarten mit einem durchaus brauchbaren Abdruck zurück und sehr schnell konnten sie die infrage kommenden Automarken eingrenzen. Nachdem er alle Informationen in seine Datenbank eingegeben hatte, ließ er die Suche laufen. Jetzt, da das Ergebnis vorlag, konnte er sich nicht so wirklich entscheiden, was er mit seinem Wissen anfangen sollte.
Die Autotypen, die letztendlich festgemacht werden konnten, beschränkten sich auf drei Arten. Zwei davon waren eher Sportwägen und nicht für unwegsames Gelände gebaut, aber der dritte Autotyp, ein Geländewagen, entsprach genau dem, was man in so einer Gegend fahren würde. Da gab es nur ein Problem. Zwei Halter waren im Moment in der Gegend mit diesem Fahrzeugtyp gemeldet, an sich nichts Ungewöhnliches. Was Riboz nun anhand seiner Erkenntnisse so nachdenklich machte, dass eines der beiden Autos auf José Lorca zugelassen war. Vom Grundsatz her war er ein unvoreingenommener Polizist, der in alle Richtungen ermittelte und erst an Schuld glaubte, wenn er diese auch zweifelsfrei bewiesen hatte. Einer seiner Leitsätze lautete. „Jeder Mensch ist so lange als unschuldig anzusehen, bis seine Schuld bewiesen wurde.“
Trotzdem konnte er sich gegen den kleinen nagenden Zweifel, der ihn beschlich, nicht ganz wehren.
Sein Blick fiel auf die Fotografie an der gegenüberliegenden Wand. Darauf waren seine Eltern, mittlerweile verstorben und seine Freundin zu sehen. Er war schon immer ein Familienmensch, umso erstaunlicher war es, dass er keine Eigene hatte. Dolores, seine Freundin, verließ ihn vor einem Jahr mit den Worten. „Es wäre schön gewesen, wenn du mal versucht hättest mit mir, statt nur mit deiner Arbeit zu leben.“ So war es wirklich, er liebte und lebte für seinen Beruf und vergaß dabei alles, auch den Menschen, der ihm am Wichtigsten war. Nach der Trennung hatte er alles versucht, aber Dolores wollte ihm nur noch eine gute Freundin sein. Ein Leben mit ihm gäbe es nur dann für sie, wenn er endlich lernen würde, dass auch noch andere Dinge wichtig sind, außer Verbrechen aufzuklären. Warum er so besessen war? Seine Eltern wurden vor zwei Jahren in ihrem Haus grausam ermordet aufgefunden und bis heute war der Fall noch nicht geklärt. Jetzt machte er sich langsam auf den Weg, seine Befragungen aufzunehmen und Alibis abzuprüfen. So wenig es ihm auch schmeckte, aber diese Jessica Korbmann schien tatsächlich verschwunden zu sein und wurde nun zu einem echten Fall, der in ihm die Vorahnung weckte, dass wieder einmal viel Ermittlungsarbeit auf ihn zukam.
Die drei Freunde unterdessen ahnten noch nichts von den trüben Gedanken des Polizisten.
Sie machten sich voller Tatendrang auf den Weg, um endlich mit der Suche nach Jessica zu beginnen. Wie besprochen, trennten sie sich in dem Gebiet um La Huerta. Hillary und José gingen zu Fuß in den wenig bewohnten Gegenden von Haus zu Haus, suchten schon von außen nach Auffälligkeiten, wie zum Beispiel vergitterte Fenster am Haus oder im Keller. Wenn ihnen jemand öffnete, sprach immer nur einer und der andere lauschte auf verdächtige Geräusche.
Auf die Sms von Jessica, wie das Haus aussieht, wollten sie sich nicht verlassen, da sie mittlerweile ja auch schon woanders sein konnte. Die Zwei dachten sich eine recht glaubhafte Geschichte aus. Ihre Schwester habe mit Ihnen eine Wanderung unternommen. Da sie geistig leicht behindert sei und Gefahren nicht so gut einschätzen konnte, hatte sie sich unbemerkt von der Gruppe entfernt, als sie wahrscheinlich ein Tier beobachten wollte. Nun seien sie verzweifelt auf der Suche nach ihr und hofften sie habe sich an jemanden hier in der Siedlung gewandt ihr zu helfen. Vielleicht sei sie ja jemanden aufgefallen, als sie orientierungslos umherwanderte oder man habe gesehen, wer ihr geholfen haben könnte. Bis es langsam
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