Im Bann des Adlers
Jessica lachend vor ihrem Pferd an einen Zaun gelehnt und ihm fiel wieder einmal auf, wie umwerfend sie doch aussah. Lange braune Haare, zwei funkelnde leicht schräg stehende grüne Augen, ein äußerst sinnlicher Mund, schlank, aber Rundungen, wo sie sein sollten. Diese Frau war vielleicht keine Schönheit im üblichen Sinn, aber er war sicher, es gab wenige Männer, die dieser Frau widerstehen könnten, sie hatte etwas Magisches an sich.
Angekommen bei Jessicas bester Freundin, war José schon wieder etwas ruhiger, es gab bestimmt eine vernünftige Erklärung für alles. Er klingelte dreimal, dass Erkennungszeichen, für Hillary, dass entweder Jessica oder er vor der Tür standen. Sie wohnte genauso wie Jessica in der herrlichen Altstadt und hatte ebenso ein drei Zimmer Appartement, dass etwas kleiner war als das seiner Freundin, aber wiederum seinen ganz eigenen Charme besaß. Als er oben in der behaglichen Wohnung stand, welche hauptsächlich mit schönen spanischen alten Möbeln eingerichtet war, hatte er gleich die Vorahnung, dass etwas wirklich Schlimmes passiert sein musste. Hillary war immer noch völlig aufgelöst und ihr rannen unaufhörlich Tränen über das Gesicht. Er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um sie nicht zu schütteln, damit er sofort jedes Detail erfuhr. Behutsam führte er sie zu dem schon etwas abgesessenen weinroten Sofa, brachte ihr ein Glas Wasser und setzte sich neben sie.
Nachdem sie ein paar Schlucke getrunken hatte und so langsam wieder etwas ruhiger wurde, fing er an ihr Fragen zu stellen. „Hillary, was genau ist denn nun passiert?“ Sie schluchzte kurz auf, fing aber dann doch an zu erzählen.
„Wir waren in diesem Waldstück bei den Huertas, du weißt ja, wie ihr die Gegend gefällt. Na ja wir sind gar nicht so sehr weit gekommen, auf einmal gab der Boden unter Jessica nach und sie fiel in so eine Art Wildfalle. Ich konnte sie aber nicht befreien, da sie zu tief war. Da bat Jessica mich Hilfe zu holen, weil unsere Handys aber so weit draußen keinen Empfang hatten, rief ich ihr zu, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Ich wollte nur schnell Richtung Auto gehen, denn dort hatte ich noch Empfang und Hilfe holen. Dummerweise verlief ich mich dann aber und fand erst nach einiger Zeit wieder den richtigen Weg. Als ich endlich so weit raus war aus dem Wald und wieder Empfang hatte, war mein Akku fast leer. Ich schaffte es zwar noch Hernandez Nummer zu wählen, aber schon als er abnahm, gab mein Akku auf. Also machte ich mich wieder auf den Weg zu Jessica, um ihr zu sagen, dass ich ins nächste Dorf fahren müsse, um Hilfe zu holen, doch dort angekommen, war sie nicht mehr da.“
José starrte sie fassungslos an. „Was heißt nicht mehr da, meinst du sie hat es in der Zwischenzeit geschafft, sich selbst zu befreien?“ Hillary gab einen verzweifelten Laut von sich. „Nein, das glaube ich nicht, dazu war das Loch zu tief ich habe es ja nicht mal geschafft, am Boden liegend ihre Hände zu berühren. Selbst wenn, dann wäre sie ja wohl direkt zum Auto gegangen, aber da war sie nicht, auch nicht, als ich wieder dort ankam. Ich habe ständig auf dem Weg nach ihr gerufen und beim Auto angekommen habe ich bestimmt noch eine Stunde gewartet, bis es langsam dämmrig wurde, doch von Jessica keine Spur.“
Jetzt war er mehr als nur beunruhigt, er hatte Angst. Was um Himmels willen war nur passiert? Hatte sie vielleicht doch jemand gefunden? Aber warum waren sie dann nicht zum Wagen gegangen, oder hatte irgendjemanden über Handy verständigt? Da war etwas ganz und gar nicht in Ordnung, das konnte er spüren. „Als du heimkamst, hast du dann also als Erstes die Polizei angerufen, was haben die denn gesagt?“ half er ihr weiter. „Sie meinten Jessica wäre noch nicht lange genug verschwunden um eine Fahndung einzuleiten, aber sie merken sich meinen Anruf vor. Bestimmt hätte sie tatsächlich jemand gefunden und sie taucht schon in den nächsten Stunden wieder bei uns auf. Aber ehrlich José, ich kann es nicht erklären, ich habe ein ganz ungutes Gefühl.“ Das hatte er allerdings auch, doch damit wollte er die arme Hillary jetzt nicht zusätzlich belasten, sie hatte an diesem Tag schon genug erlebt. „Wo ist eigentlich Hernandez, kann er herkommen oder ist er außerhalb unterwegs?“ Hernandez Zapatero ist Hillarys vier Jahre älterer Bruder und Selbstständiger Gemüsehändler. Wenn er größere Lieferungen hatte, was oft vorkam im Umland von Valencia, dann
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