Im Bann des Adlers
und wie sehr ich nachdachte, ohne Antworten kam ich der Lösung keinen Schritt näher.
„Bestimmt kann ich bei Ihnen kurz telefonieren, damit meine Freundin Bescheid weiß, dass alles in Ordnung ist.“ Raoul neben mir antwortete. „Oh das tut mir jetzt leid, bei uns hat die Zivilisation in Sachen Telefon und Fernsehen haltgemacht. Aber mit dem Handy werden Sie Empfang haben.“ Leicht beunruhigt lehnte ich mich in den Sitz und erwiderte, dass mein Handy meine Freundin mitgenommen habe, um Hilfe zu holen. Diese Lüge kam mir unbewusst über die Lippen, aber vielleicht war es ganz gut so.
Ich versuchte mir einzureden, dass alles wirklich nett gemeint war von den Männern und ich versuchte auch fest daran zu glauben, dass mein Funkloch an unserem Ziel tatsächlich überwunden wäre. Da gab es dann nur noch den Haken, dass auch mein Ladegerät nicht anwesend war und ich hatte das dumpfe Gefühl mein Akku hielt nicht mehr lange.
Kapitel 2
José
Jessicas Freund wurde allmählich unruhig. Seine Freundin meldete sich immer bei ihm, selbst wenn es einmal spät wurde. Doch nichts rührte sich. Sie hatte heute ihren freien Tag und wollte mit Hillary, ihrer besten Freundin, etwas Besonderes unternehmen. Irgendwo außerhalb von Valencia hatte Jessica vor Kurzem beim Vorbeifahren ein schönes Waldstück entdeckt, dass sie eventuell mit in eine ihrer Wandertouren aufnehmen wollte. Hillary war im Gegensatz zu ihm, für solche Erkundungsausflüge immer zu haben. Es war schon nach neun Uhr und es wurde langsam dunkel, er versuchte es bei Jessica auf dem Handy, doch er hatte nur die Mailbox dran auf der er hinterließ, sie solle sich doch bitte dringend bei ihm melden. Als Nächstes versuchte er es bei Hillary zu Hause und hatte eine in Tränen aufgelöste Frau am Telefon.
„Mein Gott Hillary, was ist denn los? Du klingst ja ganz verstört, ist etwas mit dir oder Jessica?“ Die junge Frau schluchzte ganz jämmerlich. „Nein mit mir ist alles in Ordnung, aber ich habe keine Ahnung, wo Jessica ist und ich habe schon bei der Polizei angerufen, aber die melden sich nicht mehr.“ José geriet ganz aus der Fassung, wieso Polizei? „Sag mir jetzt sofort was los ist Hillary und warum hast du dich nicht gleich bei mir gemeldet?“, rief er aufgebracht.
Wieder weinen am anderen Ende der Leitung. „Ich wusste nicht, was ich zuerst machen sollte und ich wollte dich ja auch nicht gleich beunruhigen. Da fiel mir als Erstes die Polizei ein. Ich habe ihnen auch deinen Namen genannt und dachte es ist besser, wenn du es von ihnen erfährst.“ „Was erfahren?“, brüllte er nun doch los, aber da hatte es Klick gemacht und die Leitung wurde unterbrochen. Er versuchte es noch einmal, doch sie nahm nicht mehr ab. Was war da nur passiert? Schnell schnappte er sich seinen Autoschlüssel und fuhr die zehn Minuten zu Jessicas Wohnung. Doch die sah, soweit er erkennen konnte, wie immer aus. Ein hübsch eingerichtetes Appartement im zweiten Stock einer alten spanischen Villa. Es ging über zwei Stockwerke, da man den Dachboden auch mit ausgebaut hat. Somit waren es drei große und luftige Räume, die aber durch die Holzbalken und die großen Sprossenfenster, äußerst gemütlich wirkten. Die Einrichtung tat ihr Übriges. Jessica hatte einen sehr guten Geschmack und verstand es Luxus und Behaglichkeit gut in Einklang zu bringen.
So hatte sie alles im spanischen Stil in rot und braun Tönen eingerichtet. Natürlich auch mit ein paar antiken Stücken aus Josés Laden. Er war Antiqitäten Händler. Zum Beispiel einen wunderschönen Sekretär aus dem achtzehnten Jahrhundert. Vergaß dabei aber nicht hier und dort eine moderne Skulptur oder Malerei über dem äußerst bequemen braunen Ledersofa. Auch die Küche, welche eigentlich mehr aus einer funktionellen Kochnische mit Bar bestand, wurde mit Nussbaumholz im spanischen Stil gehalten, was aber nicht heißen soll, dass im technischen Sinn alles unmodern war. Hier war durchaus Zeitgeist zu spüren. Er ging durch die Räume, konnte aber nichts feststellen, was auf einen überstürzten Aufbruch hätte hindeuten können. Ihre Koffer waren alle noch da und es fehlte nur die kleine blaue Tasche, welche immer dabei war, falls es notwendig wurde, sich umzuziehen. Manchmal erschien diese Frau ihm fast schon zu perfekt. Er beschloss es doch noch einmal bei ihrer besten Freundin Hillary zu versuchen, aber dieses Mal persönlich. In dem kleinen Vorraum, fiel sein Blick auf ein Bild an der Wand. Es zeigte
Weitere Kostenlose Bücher