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Im Bann des blauen Feuers

Im Bann des blauen Feuers

Titel: Im Bann des blauen Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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schweigend anzuhören. „Eine Bürde wie die seine zu erdulden, dazu besitzt nicht jeder die Kraft. Und leider – leider! – korrumpiert sie nicht selten denjenigen, auf dessen Schultern sie lastet. Mir scheint, dass auch Ashael irgendwann im Laufe der Zeit den Bezug zur Realität verloren hat. Nein, schlimmer noch als das: Er hat jeglichen Respekt vor dem Leben verloren. Eine Spur aus Blut säumt seinen Weg – ich überlasse es euch zu entscheiden, ob ein Angelus wie er noch in der Lage ist, die ihm übertragene Aufgabe zu erfüllen. Ich verlese nun, liebe Brüder, eine Liste all derer, die durch Ashael unverschuldet zu Schaden gekommen sind …“
    Es war eine lange, eine sehr lange Auflistung von Namen geworden. Und am Ende hatte das Tribunal ihn nicht nur seines Amtes enthoben, sondern auch noch einen Urteilsschluss getroffen, der an Ironie kaum noch zu überbieten gewesen war.
    Ein Leben, bar all seiner Kräfte, unter den Menschen.
    Ash stöhnte auf. Wie immer, wenn er an jenen Tag zurückdachte, packte ihn unheiliger Zorn, der eines Angelus unwürdig war. Doch er konnte nichts dagegen tun. Nichts, außer diese Chance zu nutzen, sich wieder ins Spiel zu bringen.
    Hemon hatte, als er vor ein paar Wochen in Ashs Apartment aufgetaucht war, ein großes Rätsel um die Bedeutung dieses Mädchens gemacht. Kein Wunder, bedachte man, welche Fähigkeiten Céleste besitzen sollte. Dieses blaue Feuer war wirklich … eindrucksvoll. Ash hatte noch nie einen Menschen kennengelernt, der über solch gewaltige Kräfte verfügte. Und wenn er erst einmal ihre Geschichte kannte, dann besaß er womöglich auch ein Druckmittel, das er gegen Hemon und seine Leute einsetzen konnte.
    Denn das, was der Cherub ihm als Lohn für seine Dienste angeboten hatte, reichte Ash nicht.
    Sicher klang die Aussicht, ins Elysium zurückkehren zu können, verlockend. Doch er würde nicht mehr der sein, der er einst gewesen war. Man brauchte kein Genie zu sein, um zu ahnen, dass sie ihm seine alten Kräfte nicht zurückgeben würden. Er sollte ein Angelus unter vielen sein.
    Bedeutungslos.
    Und wenn es etwas gab, was Ash noch mehr hasste als die Vorstellung, den Rest seines Daseins unter Menschen fristen zu müssen, dann war es der Gedanke an eine Rückkehr als Unterlegener. Vielleicht stimmte es tatsächlich, was Hemon damals bei der Verhandlung gesagt hatte: Macht manipuliert. Und sie macht süchtig. Ash wusste, er würde sich nie mit dem Dasein der meisten anderen Seraphim arrangieren können, deren Lebenswerk darin bestand, Gott zu preisen.
    Er wollte mehr.
    Und Céleste war seine einzige Chance, dieses scheinbar unmögliche Ziel tatsächlich zu erreichen.
    Gute Idee, aber dazu wäre es sehr hilfreich, das Mädchen wiederzufinden!
    „Okay, okay, konzentrier dich“, sagte er zu sich selbst, schloss die Augen und versuchte, all seine Gedanken auf Céleste zu fokussieren. Ein paar Fragmente seiner alten Kräfte waren ihm geblieben. Er konnte sich noch immer sehr viel schneller und deutlich lautloser bewegen als jeder Mensch. Und obwohl er mit seinem eher schmalen Körperbau nicht so wirkte, war er außerdem stärker und für den Nahkampf, sowohl mit als auch ohne Waffen, ausgebildet.
    Doch die wohl nützlichste seiner verbliebenen Fähigkeiten setzte er seit jeher nur sehr ungern ein, weil sie mit einigen Unannehmlichkeiten verbunden war. Er war nämlich in der Lage, seine mentalen Fühler auszustrecken und auf diese Weise jedes Lebewesen ausfindig zu machen, das sich in einem Umkreis von weniger als einem Kilometer aufhielt. Und jedes Lebewesen bedeutete wirklich jedes Lebewesen.
    Es war alles andere als angenehm, seinen Geist mit dem einer Kanalratte oder einer Kakerlake zu verschmelzen, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Und niemand, der nicht über dieselbe Fähigkeit verfügte wie Ash, besaß auch nur die geringste Vorstellung davon, wie es selbst auf kleinstem Umfeld von Leben nur so wimmelte .
    Doch jetzt schob er das alles weit von sich. Er musste Céleste finden – unbedingt!
    Er dehnte sein Bewusstsein aus, langsam, vorsichtig. Hin und wieder verzog er das Gesicht, wenn er die Seele einer winzigen, krabbelnden Kreatur streifte. Weiter … Weiter … Wo steckst du, verdammt?
    Und dann berührte sein Geist plötzlich etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Er schlug die Augen auf. Im selben Moment zerriss ein Schrei die Stille der Nacht.
    Ash rannte los!
    Innerhalb von wenigen Minuten hatten sich schwarze Wolken am

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